Biofabel

Innerer Monolog zum Thema Biographisches/ Personen

von  Pensionstarifklempner

Wer schreibt meinen Roman ?
Lasst mich damit nicht alleine!

Wer, bitte,  schreibt meinen Roman ?
                                                      Stand : 16. Mai 2022
                                                                     17. Mai 22 / 19. Mai / 21 . Mai 2022 / 24. Mai 22 / 26. Mai 2022 / 27. Mai 22/

Wer schreibt meinen Roman ?
Es war der 10. Mai 1972. Der junge Dieter Christian stellte sich neben dem Sarg , der seinen Freund Markus Rese beherbergen sollte. So geht die Rede, die Sargbeherbergung, seit über 50 Jahren.  Dieter holte eine Zettel aus der Hosentasche und zerknüllte ihm. Der Klassenlehrer, ein Herr Biermann, bat den jungen Dieter um die Trauerrede. Die Trauerrede dauerte 17 Sekunden. " Markus, mach es gut und richtig". Die Trauergemeinde und die anwesende Berufsschulklasse schluckten und fingen an zu weinen. Dieter steht ,leicht bescheuert wirkend,am Sarg und merkt, Denken zwischen den Ohren verursacht Schmerzen. Markus ging mit 23 anderen Lehrlingen in eine Berufsschule des Berliner Wohnungsbaukombinates -  WBK.  Das Lernziel bestand in der Ablegung eines Baufacharbeiterbriefes und des Abituriums. Diese notwendige Zulassungsbedingung für ein Studium war ein erstrebenswertes  Zwischenlebensziel. Der DDR-STAAT brauchte für sein Wohnungsbauprogramm gut ausgebildete Bauingenieure, Technologen und Architekten. Aber das Abitur galt auch für andere Studienrichtungen , selbst für Medizin ( olle Bernd wurde Chirurg an der Charité,  leider suchte ihn die Spielsucht heim und   er beging 1994 Suizid).
Dieter Christian begann nach der Abiturablegung ein Studium der Theaterwissenschaft. Die Geschichte des Studiums und die Zulassung zum Studium werden an einer dramaturgisch günstigen Stelle erzählt und der Verwunderung zugeführt. Nur so viel vorab, die Wahl de Studienrichtung hat sehr viel mit Sexualität zu tun. Die Studienzulassung fühlt sich im Nachgang als sehr merkwürdig an. Von über 320 Bewerbern wurde Dieter Christian für die 16 zur Verfügung stehenden Studienplätze ausgewählt. Natürlich nach einer Aufnahmeprüfung und einem Referenzschreiben von Alex Weigel, Dramaturg am Deutschen Theater Berlin.

Kapitel  1 + 85
Jahrzehnte später, Dieter liegt schon in seinem Sarg, er sieht   das Gesicht von Markus und jubelt innerlich, ich hab es immer gewusst, Markus lebt und ist ein Kundschafter des Friedens. Dann schloss sich der Deckel. Sand und Rosen, eine Dose Bier und ein Fläschchen Schwedenbitter fanden ihren Weg auf den Sargdeckel, gleichsam als Beigabe für himmlische Zeiten.
Aber nun der Reihe nach.
Nur  in welche Form, Vergangenheitsform oder Gegenwartsform, soll das Geschriebene zu lesen sein,
vielleicht ergibt es sich. Wende das Prinzip Lector in fabula an ( Schau bei Umberto Eco nach).  Das ist wie Improvisationstheater bloß auf Elektropapier. Bin ich ein ICH- Erzähler oder ein objektiv Schilderer ? Der Autor zappt sich durch ein Leben. Und was sagt das Quartett um Scobel dazu ?

Zum Verständnis gilt die Anmerkung, manches auftretende Personal ist real existierend und wird nur namentlich verfremdet. Manche Leute treten ohne Verfremdung auf und sind somit gleich kenntlich, besonders die, die den Status " Unprominent" haben. Manche Auftreter sind frei erfunden und sollen zu den fabulierten Tatsachen passen. Gleiches gilt für Auftreterinnen. Ein Beispiel möchte das Prinzip verdeutlichen.

Kapitel 1 - 58
Ein kleiner Ort im Erzgebirge, irgendwann in den Jahren der  DDR , Holzmichelshausen, wurde eines Tages in ein Sperrgebiet gewandelt. Uniformierte und Uninformierte, äh, Ununiformierte standen in Abständen von zirka 85 Meter rings um Holzmichelshausen. Die Bevölkerung des Ortes bekam die benannte Tatsache mit. Die Bevölkerung rätselte ob der Vorgänge. Die abgehenden Geschichte lässt sich bruchstückhaft erzählen.  Das Armeefilmstudio der Nationalen Volksarmee drehte  einen Lehrfilm über Transportsicherheit für angehende Politoffiziere . Das Filmmaterial zeigt eine große graue Kiste, ungefähr 1x1 Meter. Die graue Kiste wurde in einen grauen Barkas verbracht. Vor dem Barkas fuhr ein kleiner olivgrüner BMP ( Schützenpanzerwagen sowjetischer Bauart). Hinter dem Barkas marschierte eine Kompanie Mot.-Schützen mit aufgepflanztem Bajonett. Die Mot.- Schützen waren als NVA- Soldaten getarnt, in real waren es Angehörige des Wachregiment "Felix Dzerzinsky" vom Ministerium für  Staatssicherheit.
Begleitet wurde dieser Transport von einem der besten Kundschafter des Friedens, es war der sehr bekannte Volksbühnenschauspieler Armin Müller-Stahl. Die Spur des Transportes führte, nach jetzigem Kenntnisstand, an der Residenz des sowjetischen KGB in Dresden vorbei. Vielleicht reimt sich die Geschichte später zusammen und ergibt einen nachvollziehbaren Sinn, wenn das gesamte Filmmaterial des Armeefilmstudios gesichtet worden ist. Der Nachfolger des KGB hält bis heute noch einige 1000 Meter Filmmaterial in den Archiven verschlossen. Möglicherweise, weil ein heute bekannter Herr dort , zur angeführten Zeit , als Oberleutnant seinen Dienst versah. Möglicherweise spielt der Kisteninhalt gegenwärtig in der Weltgeschichte ein bedeutende Rolle. Hoffentlich geht den darauf angesetzten Aufklärern, Whistelblower, nicht der Atem aus. Die Geschichte bleibt nicht stehen. Dem Mantel der Geschichte geht nie der Atem aus ! Man muss aber sagen, für das Bernsteinzimmer ist die Kiste zu klein. Und erstmalig tauchte besagte Kiste im Jahre 1798  auf, sie soll auf Weisung Zar Paul I. gefertigt worden sein. Besagter Zar entstammt der Linie Holstein-Gottorf-Romanow. Bekanntlich wurde der kontrollsüchtige Zar 1801 von seinen Offizieren ermordet.

Kapitel 1- 68
Reden wir von den Leiden des jungen Dieter Christian. Es sind Seuchengeschichten. Geschichten um Seuchen. Keine Geschichte der Seuchen. In den frühen Jahren seines Lebens suchten ihn Seuchenerfahrungen heim.
Ungefähr 1963 oder 1964 bekam er eine Kur verordnet. Eine Kinderkur. Sein Herz, seine Lunge wiesen irgendwelche Fehler auf. Sein Vater brachte  ihn in den Harz-Kurort Friedrichsbrunn. Er fand Aufnahme in einer Privatklinik. Ja, es gab zu dieser Zeit noch Privatkliniken in der DDR.  Die Kinder wurden in der Klinik beschult und ein Fach hieß GESUNDHEITSLEHRE . Zwei Deutsche, Frau und Mann, Ehepaar, lange in der Volksrepublik China gelebt habend, brachten den Knaben viel über richtige Ernährung bei - lange vor Bio ,da waren Bio - lehrer noch Biologielehrer und keine BIO- LEHRER - und die Knaben wurden in die Kunst des Trockenbürstens eingeführt. 1963 wurde, wie man den vorstehenden Zeilen entnehmen kann, streng auf Geschlechtertrennung geachtet. Der Kurlehrgang mit Dieter war ein reiner Knabenkurs. Übrigens nahm Dieter nach über 40 Jahren die Kunst des Trockenbürstens in seine lebensläufigen Tätigkeiten wieder auf. Das Trockenbürsten wirkt bei Dieter  wie  eine Sucht , dieser tägliche Griff zur Bürste.
Ob seiner Krankheit  hatte Dieter immer etwas Bammel in der Hose. Ihm tat nichts weh, er war der schnellste Renner unter den Knaben und auch der weiteste Werfer. Gesundheit war für ihn ein sehr dunkles Gebiet und hatte eigentlich nichts mit ihm zu tun.
Dann begab es sich im weiteren Verlauf so : In Berlin, Hauptstadt der DDR, brach die Ruhr aus. OSTBERLIN wurde abgeriegelt.
Die Berliner Kurlinge durften nicht in Berlin einreisen. Der Kontakt mit Mami und Vati funktionierte fortan über Postkarten. Dieter postete jeden Tag seine Erlebnisse nach Berlin. In die Familiengeschichte
ging nachstehender Satz ein " Mutti, wir haben heute einen Teich durchfroscht." Jede Familienfeier wurde damit humoristisch untermalt.
Das Einreiseverbot war für die Ausgesperrten eine schöne Zeit. An allen Ausgangsstrassens Ostberlin standen noch kleine Kontrollhäuschen, die während der Absperrzeit mit Volkspolizisten besetzt waren. Wie die Passierwilligen kontrolliert wurden, wie und was kontrolliert wurde entzieht sich der Erinnerung des Autors. Vielleicht mussten die Kontrollierten in ein Röhrchen scheissen.
Die Berliner Kurlinge wurden weiter beschult  - viel Geografie ( das hieß damals bis zur 4. Klasse HEIMATKUNDE). Unterricht im Freien, Wanderungen zu den berühmten Plätzen des Harzes, Hexentanzplatz....
Nach geraumer Zeit tauchte in den Knaben die Frage auf : " Was ist eigentlich Ruhr? "
Die kindliche Meinungsbildung schloss mit der Erkenntnis " Irgendwas mit Durchfall, also Kacke! " ab.
Als die Knaben wieder in Berlin waren und zur Schule gingen, waren die Infektionsschutzmaßnahmen noch in voller Kraft. Schüsseln mit Desinfektionsmittel standen vor jeder Klassen. Es stank nicht nach Köllnisch Wasser. Nur die Schulspeisung mit Lungenhaschee war dem Geruch nach noch furchtbarer. Lungenhaschee als Mittagsspeisung zählte dann auch zu den sozialen Errungenschaften des DDR- SOZIALISMUS . Die Anzahl der Schulschwänzer nahm während dieser Zeit beträchtlich zu.
Wie die reale Situation während der Ruhr- Epidemie in Ostberlin war, kann man ggf. noch nachrecherchieren.
Was blieb unserem Dieter so in Erinnerung? Es war irgendwie eine wunderbare  Zeit, keine Mutti-Sehnsucht, keine Vati - Sehnsucht. Keine Sehnsucht nach Oma's und Opa's. Die Jungs wurden in die Kunst des Saunierens eingewiesen, sie lernten das Gefühl der Entspannung. Sie wurden Harz 1 Freunde, Hexentanzplätzchen, Bode, Faust und Joethe. Dieter schrie  den "Osterspaziergang" runter zur Bode - auswendig . 3. Klasse !!!!

Kapitel 1 - 68
Wie Dieter Christian eine Lungenentzündung durch  Hongkong-Grippe - Viren bekam. Das war im Jahr 1970. Empörungspolitisch war die Hongkong Grippe im kalten Krieg eine ganz besondere Situation. Willkürfreiheit (nach dem kantschen Gedanken) herrschte auf der einen Seite der Mauer, auf der anderen Seite führte man den Kampf um die Freiheit,  Freiheit ist für das Individuum zuerst die Abwesenheit von Krankheit.
Im ersten Lehrjahr bauten die Lehrlinge des WBK und des IHB (Ingenieurhochbau) an den Hochhäusern des Fischerkietz mit.
Die Lehrlinge bekamen vor allen Dingen Ausbauarbeiten gelehrt. Gipsen von Türzargen, E- Leitungen mit Gips zuschmieren, Küchenwände und Sanitärwände glätten. Glätten bedeutet auf dem Bau kleine Poren in Betonwänden zuspachteln. Diese Arbeiten wurden mit einer sogenannten Glättkelle verrichtet. Eine Glättkelle zu besitzen, das war Goldstaub. Westverwandte wurden um Glättkellen angebettelt. Eine Glättkelle hatte den gleichen Sozialstatus wie Jeans von Levis.
Die Bauarbeiterunterkünfte waren in den uralten Gebäuden des historischen Fischerkietzes untergebracht. In den Räumen standen noch wunderbare Kachelöfen, jeder Kachelofen hatte seine eigene Musterung, Gestaltung. Selbst die Ofenklappen waren von einem künstlerischen Ausdruck geprägt. Die Lehrlinge mussten im Winter ihre Unterkünfte selbst beheizen. Reihum mussten also zwei Jungs eine Stunde vor Schichtbeginn die Öfen anfeuern. Für Holz und Kohle war gesorgt. 1969 war der Winter kalt und schneereich. Helden, wie sie, liefen bei Minusgraden freioberkörperlich durch die Schneeberge. Dieser Vorgang bekam Dieter nicht. Er ergrippte und wurde von Doktor Doese krankgeschrieben. Es ging auf Weihnachten zu.
(IN meiner Biofabel habe ich mich bis zu meiner ersten Todesfurcht herangeschrieben ( Siehe Anhang mit der Fortführung der ersten Zeilen).) 1970 erreichte mich auf dem Fischerkietz die Hongkong-Grippe mit einer zweiseitig Pneumonie und Eiter und Blut im Sputum. Walter Ulbricht war damals der Staatsratsbesetzer. Der ließ keine Viren durch den antifaschistischen Schutzwall. Herr Biermann lehrte Deutsch und stritt sich mit Dieter um den Hamlet. Genau. Sein oder Nichtsein, der Sozialimus siecht. Froh geh Mut ! Der Kopf bleibt ein eigen Ding. Im Krankenhaus lernte Dieter damals erstmalig das Fahren im Rollstuhl. 






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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (01.04.23, 09:34)
Ziemlich bizarr.
Hast Du Dich schon mal gefragt, warum man diesen Roman lesen sollte?

 Pensionstarifklempner meinte dazu am 01.04.23 um 12:09:
Vielen Dank. Mein Stockwerk muss keiner lesen,wenn doch dann auf eigene Gefahr.
Herzlich icke

 Pensionstarifklempner antwortete darauf am 01.04.23 um 22:55:
Kleiner Nachtrag. Der Text beginnt mit den Worten : Wer schreibt meinen Roman. Es steht nicht da : Wer liest meinen Roman. 
Ich breite die Zettel meines Lebens aus. Jeder kann sich die Zettel sortieren und benutzen. 
Ich träume von einer Art FREE JAZZ  in der Literatur. Ja, das wirkt bizarr. Ich bedanke für Deine Aufmerksamkeit Dieter

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 04.04.23 um 10:26:
Achso, in bin da eher konservativ gestrickt, aber jetzt verstehe ich dein Konzept besser.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 04.04.23 um 10:32:
Wieso bezeichnest du Armin Müller-Stahl als "Kundschafter des Friedens"?

 Pensionstarifklempner ergänzte dazu am 04.04.23 um 18:56:
Ein gelernter DDR BÜRGER kennt diesen Begriff. In den 70iger Jahren lief im DDR Fernsehen ein Mehrteiler " das unsichtbare Visier " . Der Film zeigte die Spionagearbeit der Stasi in der alten BRD. In diesem Film wurden die Spione Kundschafter des Friedens genannt. Müller- Stahl, Schauspieler an der Berliner Volksbühne, übernahm in diesem Mehrteiler die Hauptrolle.
Für weitere Nachfragen stehe ich gern zur Verfügung.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.04.23 um 19:01:
Liege ich richtig, wenn ich in deinen Äußerungen eine große Portion EMPÖRUNG heraushöre? Falls ja, warum ist das so?

 Pensionstarifklempner meinte dazu am 04.04.23 um 22:21:
Hallo Dieter, Dank der Nachfrage. Vor einiger Zeit dachte ich noch, ich schwanke zwischen Altersweisheit und Alterstarrsinn. Deine Beobachtung ist interessant für mich. Vielleicht hat sich in meiner Biografie doch einiges an Empörungsmasse angesammelt. Die letzten 25 Jahre meines Berufsleben waren mit Konfliktschüren und Konfliktlösen angereichert.
Dank meiner Dramaturgieausbildung konnte ich in bestimmten Situationen Empörung spielen  ! Möglicherweise ist diese Technik in mir hängen geblieben. 
Aber auch die neue gesellschaftliche Situation ( Pandemie, Krieg, meine Krankheit ) haben Spuren im Geist und im Gemüt hinterlassen. Freundschaften sind zerbrochen, der Intellektuelle Austausch mit meinen Krebskameraden ist so intensiv und bereichernd, sagenhaft.
Viele gute Wochenstunden wünscht die
Staatsnase 23

(Gesendet ohne Korrektur und unter Missachtung der Regeln von Herrn Duden)
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