Durchgänger

Gedicht

von  Janna

Im Schlafsaal war es schon seit neun Uhr dunkel,
doch Peter konnte sie auch jetzt noch sehen.
Es waren weiß gekleidete Gestalten,
sie forderten ihn auf, hinaus zu gehen.

Sein Kopf zerbarst fast. Stetiges Gemunkel
trieb ihn voran, es gab für ihn kein Halten.
Der Pfleger schlief mit hochgelegten Beinen;
Er merkte nicht, wie sich die schmale Hand
bedächtig in die weiße Kitteltasche stahl,
wo sie den den Bund mit vielen Schlüsseln fand.

Und Peter wusste, es gab diesen einen,
der möglich machte, was der Kopf befahl.
Das Haus lag still, die Gänge waren leer,
bis auf die weiß gekleideten Personen,
die ihn auf seinem Gang stumm eskortierten.

Er hatte nie gewusst, dass sie hier wohnen,
es schien, als wären sie ein Riesenheer,
das ihn zu dem ersehnten Ziele führte.
Sie schritten durch die Nacht und überquerten
die Straße, so, als wollten sie verreisen,
denn hier gings durch ein Feld zu den Geleisen.

Und Peter glaubte den Befehl zu hören,
er legte sich gehorsam auf die Schienen,
was die Gestalten ihm auch nicht verwehrten.
Das letzte, was er hörte, war ein Dröhnen.


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Kommentare zu diesem Text


 Aron Manfeld (04.09.23, 20:20)
Eine beklemmende Kindheitserinnerung, deren Intensität an Brutalität fassungslos macht, liebe Janna.

 Janna meinte dazu am 04.09.23 um 20:25:
Hast du was eingenommen?

 Didi.Costaire (04.09.23, 22:28)
Ein starkes Gedicht, Janna, nur in viel zu kleiner Schrift.

Liebe Grüße,
Dirk

 Janna antwortete darauf am 05.09.23 um 05:54:
Hallo Dirk,

habe die Schrift vergrößert.

Vielen Dank und liebe Grüße

Janna

 plotzn (05.09.23, 13:09)
Servus Janna,

schlimm und traurig, die Krankheit an sich und das Ende umso mehr. Toll geschrieben, mit einem ungewöhnlich unregelmäßigem Reimschema, das (für mich) gut zu den wirren Gedanken passt. 

Liebe Grüße
Stefan

 Janna schrieb daraufhin am 06.09.23 um 07:59:
Hallo Stefan.

mit dem Reimschema musste ich jetzt selbst überlegen, weil ich das Gedicht vor längerer Zeit schrieb. Es ist eines vorhanden, das aber nicht sofort ersichtlich ist. 1, 2, 3, 2, 1, 3. In der letzten Strophe kann man sich keinen Reim mehr machen, was das tragische Ende stützen soll.
Ich wohne ja in der Nähe einer Klinik, die früher mal eine sogenannte Nervenklink war. Die Bahnstrecke in der Nähe wurde Todesstrecke genannt, weil immer mal wieder Patienten oder auch andere Menschen hier vor den Zug liefen. Einmal, als ich mit dem Hund nachhause ging, sah ich, wie der Bahnkörper gereinigt wurde. Das und andere Begebenheiten haben mich zu diesem Gedicht inspiriert, das aber inhaltlich frei erfunden ist, bzw. sich auf Büchern und Berichten, die ich las, aufbaut.
Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße

Janna
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