Im Zug der Zeit fährt zwar die Masse
de facto kaum je erster Klasse -
doch auch die High Society
entgeht der Endstation ja nie...
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die zeit vergeht doch hat sich nie vergangen
dabei so wie sich wer im wald verläuft
um gar zum hexenhäuschen zu gelangen
wo brennholz schon am ofen angehäuft
zum braten kleiner kinder die nicht ahnen
was des bewohnerin im schilde führt
und kinderfresser ihresgleichen planen -
wird’s klar ist man vom donner wie gerührt
muss dann zu helfen sich auch tunlichst wissen
bei hänsel und bei gretel war's der fall
sie wurden nicht zum hexenleckerbissen
der zeit ist das natürlich voll egal
denn die läuft in die irre nie im leben
und wird den rest ihm letztlich immer geben...
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die zeit kennt keine tage wochen jahre
kalender uhren sind ihr piepegal
nimmt auch kaum am ergrauen deiner haare
je anteil dessen dichte sie ihm stahl
das ist halt ihr’m vergehen einfach eigen
sie hält dabei nie an, verläuft sich nicht,
kein wegweiser braucht ihr den weg zu zeigen
kommt aus sogar ohn’ jedes fünkchen licht
ich wünschte mir sie würd’ sich mal verlaufen
wie mancherlei im sande gern verläuft
doch alles landet auf dem abfallhaufen
den ihr ES WAR seit je schier endlos häuft -
selbst was wir im gedächtnis aufbewahren
wird ohne uns total zum teufel fahren...
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das gelbe ist vom ei der geist
der zeit natürlich nicht
weil der - wie man ihn heut’ gern heißt -
dem „mainstream“ bloß entspricht
und keinesfalls der zeit als zeit
die nicht bloß gegenwart
nein zukunft und vergangenheit
weil sie vor strömen starrt
vor fluß von noch nicht, jetzt, nicht mehr -
wo kommt verdammt all das nur her?!
es gibt da echt ein reservoir
so grenzenlos wie wunderbar...
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die zeit rinnt aus endloser fülle
trotz turmglockenschlag stets in stille
für uns jahr um jahr
fort, mitfühlens bar,
bis frei wir von sterblicher hülle...
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meister lampe ging ja gerne mit der zeit
und transportierte eier auch per rad
er liebte nämlich die geschwindigkeit
drum stand's daheim bei lampe stets parat
wenn dann eine bestellung kam vom kunden
kam klar doch gleich der drahtesel zum zug
den hatte er natürlich nicht gefunden
nein kürzlich erst gekauft und fand das klug
die kiepe mit den eiern auf dem rücken
ging's durch ein birkenwäldchen hin zum ziel
er konnte richtig auf die tube drücken
denn radfahr'n war für ihn ein kinderspiel
und trat wie eddie merckx in die pedale
zur osterzeit bestimmt rund hundert male...
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com puter com die zeit ist um
zum schlachten bist du reif
renn jetzt nicht blöd im kreise rum
du weißt daß ich dich greif
blas deinen halssack nicht groß auf
und laß das kollern sein
ich hab kein’ bock auf dauerlauf
und krieg’ dich eh gleich ein
aus dir wird lecker putenbrust
schön mager wenig fett
daß du geschlachtet werden mußt
dafür ist zwar nicht nett
doch üblich bei azteken schon
von denen kommst du her
und legst du’s an auf marathon
hol’ ich mein schießgewehr...
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DIE ZEIT UMZUSTELLEN IST LEICHTER GEMACHT
ALS SIE ZU UMSTELLEN IN KOMMENDER NACHT
denn einkreisung hat bei ihr bestenfalls statt
- wie man hier gut sieht - bloß auf dem zifferblatt!
(28.10.23)
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von anbeginn an lässt sich zeit nicht rühren
von dem was in ihr alles so geschieht
vermag ja weder freud’ noch leid zu spüren
nein „tempus fugit“ heisst dass sie bloss flieht
die zeit sie flieht vor rache fürs vergehen
denn das können die menschen echt nicht ab
nein wenn sie auf ihr eig’nes ende sehen
sie schaufelten der zeit gern selbst das grab
„verweile doch“ sprach einst zum augenblicke
ein grosser dichter „denn du bist so schön!“ -
der dachte gar nicht dran und keine stricke
hätten ihn halten können und so steh’n
wir in der zeit aus - alles ist am fliessen
egal was wir an blut da noch vergiessen...
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die zeit ist flüchtig und sie zu verhaften
ja völlig aussichtslos von anbeginn
der mensch kann das seit je nicht leicht verkraften
und nimmt es drum nur zähneknirschend hin *
doch ihre ständ'ge flucht ist es die lichtet
ihm erst den raum für seine existenz
denn hätt' die zeit einst aufs vergeh'n verzichtet
dann wäre daraus glatt die konsequenz:
es würde sich rein gar nichts mehr begeben
auf anhieb wär' ent-wicklung voll blockiert
und ohne diese gäb' es weder leben
noch irgendetwas das wo 'existiert' -
der urknall selber käme nie zustande,
verliefe sogar nicht einmal im sande...
* "Der Geist der Rache war bisher der Menschen bestes Nachdenken - ja dies allein ist Rache selber: des Willens Widerwille gegen die Zeit und ihr »Es war«".
(Nietzsche, Also sprach Zarathustra - Kap. 53 - Von der Erlösung)
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ne stoppuhr sagte “stop!” zur zeit
die aber grinste drob nur breit
und lief ab weiter ungerührt
weil sie stets flucht im schilde führt
aus der sich alles erst ergibt
was man so welt zu nennen liebt...
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manch wer schlug zwar schon tot die zeit
doch wunderte sich dann
über ihre beständigkeit
denn ohne sie sein kann
was man gelegentlich vergißt
ja keines das am leben ist...
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