Ektomie

Hermetisches Gedicht zum Thema Chancen

von  diestelzie

Entkräftet und still 

nährt sie nun ihr letztes,

ihr hungerndes Kind
mit knochiger Hand
berührt von der Mutter der Nacht

am Morgen danach 
entspringt aus der Quelle 
des Lebens ein Fluss.














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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (02.04.24, 16:27)
Ein schreckliches, aber gutes Gedicht, meine Liebe.
Mir springen sofort Bilder aus der Sahelzone ins Hirn ...

Herzliche Grüße
Heidrun

 diestelzie meinte dazu am 03.04.24 um 08:47:
Das sind tatsächlich schreckliche Bilder, die jeden der nur ein wenig Mitgefühl hat, nachts um den Schlaf bringen können.

Der Text ist der Versuch eines hermetischen Gedichts. Die faszinieren mich und deswegen probiere ich es ab und zu mal  aus 8-) .

"Ektomie" bedeutet in der Medizin die Entfernung eines Organs zum Beispiel. Also Appendektomie, Cholecystektomie, Mastektomie usw...
Im Gedicht geht es um eine junge Frau mit der Diagnose Brustkrebs und die daraufhin erforderliche Entfernung des kompletten Brustgewebes, weswegen sie ihr letztes Kind nicht mehr stillen, nicht mehr "nähren" kann. 
Aufgrund der Erkrankung kann sie auch keine weiteren Kinder bekommen.
Die "knochige Hand" steht für den von der Therapie gezeichneten Körper und
"Berührt von der Mutter der Nacht" bedeutet die Auseinandersetzung mit dem Tod durch die Krankheit. 
Am Ende ist aber ein Leben möglich, ein anderes Leben, weil sich die Sicht darauf ändern wird.

Danke für deinen Kommentar und deine Empfehlung.

Liebe Grüße
Kerstin

 AchterZwerg antwortete darauf am 03.04.24 um 09:39:
In diesem Zusammenhang würde ich selbst eher an eine Entfernung der Gebärmutter denken - und all das Blut ...
Deine Erklärung ist natürlich (mindestens) ebenso sinnstiftend! ;)
So ist halt das Hermetische ...
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