Prag, das Ende eines Lebens - von g.luborov erzählt.

Text

von  lugarex

Wie es begann, ist heute objektiv schwer zu sagen. Erinnerungen tauchen auf aus einer hohen Staubansammlung, aus einem riesigen Haufen des Vergessens, als wäre er einst vom Raupenband eines Braunkohletagebaus aufgeschüttet worden, Tag für Tag, jahrelang, periodisch. Es ist sicher mehr als fünfzig Jahre alt, es ist wie heute, es ist so, als hätte es das nie gegeben, und es wird sicher auch nie wieder geben.


Damals heizten wir mit dem ehrlichen Holz, das gespalten, zum Trocknen ausgelegt, später aus dem Keller geholt, nach bestem Wissen und Gewissen und ohne viel Geruch gemacht werden musste, und nach einiger Zeit wurde der Ofen hermetisch verschlossen, damit das Feuer möglichst langsam brannte. Ich trainierte damals intensiv, warf freiwillig Hanteln, warf Bälle, boxte, schwamm, lief sogar kilometerweit. Ich war auch mit Begeisterung dabei, das Holz für alle Öfen herauszuholen, zur großen Freude der Bewohner. Ein typischer fehlgeleiteter Teenager, der sich einen runterholte und das Holz runterholte, um vor allem die Zustimmung des so genannten schönen Geschlechts zu bekommen.


Auf der Treppe zum Keller begegnete ich oft unserer Mieterin. Sie war eine stramme, gepflegte Frau, so schlicht, volkstümlich, mit dem Gesicht einer Jungfrau Illustration für die schlichten Geschichten von Martin Benko oder Meister Ludevit Fullo, oder später vielleicht Vincent Hložnik. Mit einem Wort, ein volkstümliches Modell für national gesinnte Künstler. Später erfuhr ich, dass sie BH-Nummer drei trug. Wir hatten uns nicht wirklich etwas zu sagen, wir murren nur über die Notwendigkeit, Holz zu tragen. Irgendwie hatte sie keine Lust zu gehen, und ich war zu höflich, das Gespräch abzubrechen und zu gehen, obwohl mir in meinem Schlafanzug kalt wurde. Besonders im Schritt spürte ich eine Art Frösteln. Oben in der Wohnung sah ich die Ursache. Aus dem Schlitz meiner Hose hing ein Glied in seiner ganzen Pracht, mit einer Eichel, die mit einer Spermaträne versilbert war, denn die Begegnung mit dieser sexy Untermieterin hatte mich irgendwie erregt. Immerhin hatte sie diesen "Dreier" nur mit einem Laken aus perforiertem Pullover bedeckt, unter dem das verlockende Weiß ihrer fetten blasen Haut durchschimmerte. Als wir uns im Keller wieder trafen, war ich nicht mehr überrascht, dass sie nicht gehen müssen. Mein Schwanz wurde automatisch größer, härter, schwoll unwillkürlich an, als er willkürlich aus meiner Hose kletterte, und er heulte auf wie eine Jungfrau vor ihrer ersten Entblößung. So hatten wir plötzlich auch eine intensive Diskussion. Über das Wetter, über steigende Preise, über alle möglichen Probleme, hauptsächlich, um das Gespräch in Gang zu halten, um uns keinen Grund zu geben, uns zu verabschieden. Sie ließ ihren Blick öfters nach unten schweifen, wanderte dort Richtung Boden, ich drückte meinen Blick auf ihre Brüste. Schon wieder dieser durchsichtige Pullover!


Der Sommer kam, wir sahen uns nicht mehr im Keller. Ich übte hartnäckig weiter. Ich hatte eine Bank im Garten, direkt vor den Schlafzimmern Bögen. Das war in gewisser Weise fatal. Ich kämpfte dort, zählte im Geiste jede Bewegung ab, zappelte mühelos vor mich hin, ohne etwas zu bemerken. Wir haben gerade Besuch bekommen. Ein Ehepaar übernachtete im Klavierzimmer. Es war früher Sommermorgen. Ein Morgen, wie er nur an einem Sommermorgen bei schönem Wetter sein kann. Die Vögel gaben ein Konzert, obwohl das Publikum an einem langen Sommerabend noch nicht ganz erwachsen war. Bis auf sie! Sie war schlank, dunkelhaarig, witzig, eine Pragerin, Herrin der „Bratrů Slovaks“, in bester Laune.


Überschwänglich winkte sie mir aus dem Fenster zu und rief mich aufmunternd in gedämpfter, aber fast wie eindringlicher Weise zu: „Einfach üben. Übe weiter...“


Und das tat ich auch. Ich musste meinen strengen Trainingsplan einhalten. Als ich mich mit der rechten Hand auf der Sitzbank zurücklehne und die Hantel links am Bein hielt, konnte ich sehen, wie meine Eichel in voller Pracht unter meinen Shorts hervorlugt. Ich tue so, als wüsste ich nichts davon und halte den ganzen Satz bis zum Ende durch. Sie starrt mich nur unverwandt an und lächelt...


Später wurde ich beauftragt, unseren Besuch zum Bahnhof zu bringen. Ihr Mann musste  mit dem Auto weiterfahren, also gab es keine andere Lösung. Nach einer rührenden Verabschiedung im Gang des Schnellzugs nach Prag. Nach unzähligen Schmeicheleien und Küssen vereinbarten wir, dass ich sie bald dort in Prag besuchen würde. Dies geschah auch mit mäßigem - fast schon fiasco-artigen Erfolg. 


Das war das Ende meines jungfräulichen Lebens. Ich brauchte nicht mehr zu trainieren...


Jahre später besuchte ich sie noch einmal, eher per Zufall. Aber ich traf das schlichte Mädchen mit dem durchsichtigen Pullover nie wieder, sah sie nie wieder...ich sah nur sie, als schwacher Ersatz.





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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (27.08.24, 12:42)
so staubwedel fördern gar manches zutage
was wer dann erzählt weils halt zählt, ohne frage! :) 
lg vom harzer
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