hier stehen abends und nachts weiße teller mit nudelsalatresten herum,
die soße gerinnt und fliegen fressen die noch flüssigen reste, es ist immer
irgendwie die angst vor dem abend, der blind hinter den säuberlich aneinander gereihten
mülltonnen vorbeihuscht, die angst, etwas vergessen zu haben oder die angst etwas
verpasst zu haben, im april stürzen die riesigen traktoren mit bauchigen güllefässern
durch die explodierende landschaft, überall ist wachstum, die angst wächst mit, die angst
vor langeweile, die welt erstarrt , die jahre erstarren, in den köpfen erstarren die anekdoten
des dorfes aus den vielen jahrzehnten, sie verkapseln wie leidenschaftslose glutnester im
gewissen des dorfes und zerbrechen an vielen schützenfesttheken in manchen jahren, die
immer gleich verlaufen, es ist die angst, zu denen zu gehören, die man in einen zukünftigen sommer
vor der schüztzenfestfahne ehrt, in stillem gedenken an unsere im letzten jahr dahin geschiedenen,
in stillem gedenken an die opfer aus unserer mitte, die im letzten krieg für unser vaterland das
leben ließen, es ist die angst, kein bier zu bekommen, nicht mehr in der schlammigen mitte zu sein,
die sonne zerbersten zu sehen, den mond, das stück fleisch, den nudelsalat, die angst in einem
gigantischen sarg zu liegen, es ist die angst vor dem plötzlichen regen, dem nacktsein, dem trockenen
brötchen, übervorteilt zu werden beim brötchenkauf, die angst, einem unbekannten nie zu
begegnen, die angst beim onanieren beobachtet zu werden, die angst vor dem gerede, es ist die
angst der postboten, der leeren gefrierkühltruhen, der fehlenden biotonnen, der abgerissenen
auspuffanlagen, der kratzer im gesicht, es ist die angst vor dem lungenkrebs, den der nachbar
erwischte, die angst schwule söhne zu zeugen, die angst vor den maulwürfen im rasenstück, im
blumenbeet, in der diele, im badezimmer, im bücherregal, im toilettenschrank, die angst vor grauen
haaren, vor der stadt, die wie ein eiterndes gestirn die welt bedroht, die angst vor lippenherpes
und vor verkrusteten grillpfannen, verkohlten würstchen, vor grillrauch, der das dorf verseucht,
abends und morgens und nachts, die angst vor dem stillen glück, das man sich nicht eingestehen will,
das man zu verlieren fürchtet, die angst vor impotenz, vor verfaulenden zwiebeln, die zermatscht
im bastkörblein auf der durchreiche von küche zum esszimmer dahinstinken, angst vor den joghurt-
bechern mit beim einkauf entgangenem ablaufdatum, angst hinterm fliederstrauch, in der dachrinne, auf dem heuboden, in der mikrowelle, im sandkasten, auf dem gehweg, in der wolke sieben, auf dem klo, im auge, unterm fingernagel, in der brust, im füllfederhalter, draußen im garten,
über den sieben hügeln, zwischen den zehen, in den wollmäusen unter dem frisierschrank, oben und unten, auf- und abwärts, in den kelchen der tulpen angst im kaminofen, auf der veranda angst,
im radkasten, im rolladenkasten, im geigenkasten, im brotkasten, auf der autobahn,im briefkasten,
im omnibus mit den beschlagenen scheiben, dass nichts ist, wenn man sie wischt, dass dahinter
nichts ist, nichts in der nacht und auch nichts am nächsten morgen, nichts im schuh, im geldbeutel,
im ohr, im herzen, in der rechten ausgehöhlten herzkammer, in der linken ausgestopten herz-kammer
im grunde angst, tief drinnen die angst vor der angst, dass sie dich schluckt wie nudelsalat und nichts
bleibt wie teller, die herumstehen mit nudelsalatresten, an denen fliegen sich gütlich tuen, abends,
wenn die angst hinter des mülltonnen hervorhuscht, die man vergessen und verpasst hat, sich vor ihr
zu schützen, du explodierst eines schönen frühlings in angst vor deinem leben, angst in all den langen
jahren