Der frierende Hirte

Text

von  Nanna

Der frierende Hirte

 

Ich – auf den Knien vor einem Kind,

ein Umstand, kaum zu schildern!

Als wir dann heim gewandert sind,

da machte sich ein jäher Wind

fort mit den Wunderbildern.

 

Kein Engel kam mir hinterdrein,

die Botschaft zu beleben.

Ich musste selber Künstler sein

und trotz der tief gefühlten Pein

der Auskunft Farbe geben.

 

Wie mir der Wind mit seinem Lied

die Wärme aus den Knochen zieht!

Er prüft mich nicht. Ihm ist es gleich.

Und eben war ich noch so reich.

 

So teilte ich denn Hoffnung aus,

obwohl mich Zweifel quälte.

Dann rannte ich aufs Feld hinaus;

die Sterne sahen blasser aus,

weil nun der Engel fehlte.

 

Ob es den Brüdern wohl gelang,

den Glauben zu behalten,

als Eiseskälte uns durchdrang?

Mir ist vor dieser Frage bang

wie vor dem Wind, dem kalten.

 

Wie mir der Wind mit seinem Lied

die Wärme aus den Knochen zieht!

Er prüft mich nicht. Ihm ist es gleich.

Und eben war ich noch so reich.

 

 





Anmerkung von Nanna:

Der Text ist vertont.

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