Lösch die Kerzen noch nicht aus

Text

von  Nanna

Lösch die Kerzen noch nicht aus

Ich sehe dir an
du glaubst nicht mehr dran,
dass unser Sohn heut noch erscheint.
Erst hast du gelacht,
doch nun ist fast Nacht,
dein Taschentuch ist nassgeweint.

Kein Handyempfang,
es macht dich fast krank,
geduldig sein fällt dir nicht leicht.
Die Lichter im Baum
bewegen sich kaum,
kein Luftzug durchs Wohnzimmer streicht.

Lösch die Kerzen noch nicht aus,
das wär, als ob ein Traum verweht.
Harren wir noch etwas aus,
sieh, wie das Glöckchenspiel sich dreht.
Lösch die Kerzen noch nicht aus,
damit er fühlt zur Stillen Nacht:
Sohn, in deinem Elternhaus
wird noch gehofft und noch gewacht.


Nun siehst du mich an
und lächelst sodann,
so sitzen und lauschen wir zwei.
Da! Scheinwerferlicht!
Doch er ist es nicht.
Der Wagen fährt am Haus vorbei.

Lösch die Kerzen noch nicht aus…

Du bist im Sessel eingenickt.
Ich deck dich sachte zu
und stecke neue Lichter auf,
denn träumend flüsterst du:

Lösch die Kerzen noch nicht aus…




Anmerkung von Nanna:

Der Text ist vertont und kann bei Interesse gern als Link geschickt werden. :)

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Kommentare zu diesem Text


 Saira (20.10.24, 15:45)
Hallo Nanna,
 
du berührst mit deinem Gedicht die Themen Hoffnung, Geduld und die bittersüße Erwartung. Die wiederkehrende Aufforderung, die Kerzen nicht auszulöschen, symbolisiert das Festhalten an der Hoffnung, dass der Sohn doch noch nach Hause kommt.
 
Dies spiegelt die Realität vieler Eltern wider, die in Zeiten der Unsicherheit und des Wartens sowohl die Last der Sorge als auch die Kraft der Hoffnung tragen. Die Kerzen stehen nicht nur für Licht und Wärme, sondern auch für die Erinnerungen und die Liebe, die in einem Elternhaus lebendig bleiben, selbst wenn die Realität schmerzlich ist.
 
Ein sehr gefühlvolles Gedicht!
 
Liebe Grüße
Saira
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