Ereignisreicher Tag – Tag der Allerheiligen

Text

von  lugarex

Nebel hat sich zum Mittag gelöst und ein herrlicher Herbsttag übernahm endgültig das Vormachtstreben über den hässlichen Novembertag. Die Sonne jubiliert über den normalerweise verregneten unfreundlichen kalten Tag, über die Kolonne von hunderten katholischen Autos, die nutzen den freien Tag zum Einkauf oder möglicherweise gar Friedhofsbesuch in dem protestantischen Kanton und verstopfen die normalerweise befahrbare Wege und Parkplätze um die gottlosen Bewohner unendlich zu ärgern, was aber diese Heute nur mit müden Lächeln übergehen. 


Ich hatte heute noch Training in der Reha und dann stand ein gut gemeinter symbolischer Besuch des städtischen Friedhofs, weil normale Sterbliche liegen woanders und wir fahren nicht dorthin, womit wir tausende Kilometer sparen und die Freude bleibt gleich.


Dazu haben wir den seit Jahren bevorzugten Friedhof mit viel Prominenz ausgewählt. Nur damals hat man nicht geahnt, ahnen können, dass die Gegend zu meinem Gebiet passen wird wie das Hühnerauge auf meine Füsse. Da – vis a vis vom Sportareal der Universität Zürich – quäle ich mich Tag für Tag nach der Therapie und mache, wiederhole, die weiteren  Übungen. Klar, wir haben uns noch da halten müssen. Der befreundete Maroniverkäufer hat offen gehabt und alt meine Frau die obligate Portion kaufen wollte, erlebte sie eine angenehme Überraschung: Der Verkäufer hielt ihr entgegen die Kreditkarte von unserer Tochter, die sie da an seinem Stand verloren hatte. Die Kastanien schmeckten umso besser, typisch unsere Frau Doktor, verliert alles und überall.


Wir hatten uns zu beeilen, da wir nicht sicher sind, wie lange der Friedhof offen ist. Dazu hatte ich inzwischen schon vergessen, wo sich die Gräber, die wir besuchen wollten, sich befinden. Es ist gut zehn Jahre her, seitdem wir diese Art Pflicht ausgeübt haben. 


Ich schiebe meinen Rollator auf dem Kiesweg, was sicher kein Genuss ist. Ich weiss, dass wir hoch am eigentliche Spitze des Friedhofs müssen, dort muss sich die Gruppe der Ausgewählten befinden, zu welcher wir uns bemühen. Elias Canetti und James Joyce, sogar mit einer kleinen Statue, die auch die runden Brillen trägt.


Meine Frau läuft natürlich – trotz unlängst verpassten sieben Schrauben in ihr gebrochenes Bein – viel schneller als ich es mit dem Rollator bringe. Sie hat sie schon gefunden, gibt sie

freudig bekannt. Ich suche nach geeigneten Steinen, gemäss jüdischer Tradition, zwei kleine gefunden, für Elias. Wir hatten keine Kerzen oder so ein Grabzeug. Als ich das  meiner Frau sage, gibt sie noch zwei dazu, für James, damit er auch etwas hat.

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Kurze Besinnung und wir kehren zum Auto. Ich sehe das Auto unten am Zaun der Uni stehen, etwas über tausend Schritte. Frau trampelt schon dort ich habe noch die ganze schier unendliche strecke vor mir und bremse den invaliden fahrzeug bis mich die finger weh tun lächle vor sich ein pärchen geht an mir vorbei sie wählen der weniger abschüssigen weg und halten ab und zu bei einem oder anderen grab wo  kerzen brennen ich schleppe meinen wagen heldenhaft weiter mein gesicht hellt sich auf wenn sich eine elegante schöne frau nähert und in der hand hält sie eine weisse rose die in der abenddämmerung gelblich scheint sie grüsst mich mit freudigem lachen ein invalide da hoch unter der graben hielt ausschau für ein plätzchen für sich selbst es wird abend wird probieren nach dem teletrimi zu onanieren ein ereignisreicher tag…

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