Sonntag, 8 Uhr, fünf Grad Celsius, es regnet, ich sitze in der Stube auf dem Liegerad-Trainer und kurble die erste Runde.
Auf einmal denke ich: Frau Professor nimmt die Post für Herrn Professor nicht an.
Universität Potsdam, Mitte der 90er Jahre, ich sehe die Sozial-Psychologin im Vorlesungssaal auf dem Podest: Ich nehme keine Post mehr an, die an Herrn Professor adressiert ist, ich lese Herr Professor und entsorge die Post.
Ich frage mich, warum sie uns das erzählt. Ich glaube ihr nicht. Sie ist vier Jahre älter als ich und spielt sich dort oben auf, als würde die Welt ohne sie untergehen.
Wobei ich sie nicht als Frau wahrgenommen habe. Ich will es so formulieren: hätten meine meine langen Haare so aussehen wie ihre kürzeren, wäre meine Kleidung im Zustand ihrer, hätten Frauen mir gesagt: steigt mal wieder unter die Dusche, am besten, ohne sich auszuziehen.
Einer ihre Forschungsschwerpunkte war sexuelle Aggressivität. Vermutlich war sie Übergriffen ausgesetzt und nun verdirbt sie Männern den Appetit.
Von einer Psychologie-Professorin erwarte ich mehr.
Letztendlich ist es aber ihre Sache. Auch daß sie die Herren Professoren und Doktoren auf Trab gehalten hat.
Für mich war sie keine Gefahr, auch wenn sie meinen psychischen Zusammenbruch ausgelöst hat, nachdem ich viele Jahre nicht an die Universität gegen könnte, ohne mich vorher umzubringen.