Jeder Traum hat sein Ursprung in der Realität

Text

von  lugarex

Einmal ging ich ïn der Nacht in die Altstadt, zu Hause hatte ich Streit, einen schweigenden Haushalt, ich wollte einfach etwas anderes, mein Denken ordnen, lüften und überhaupt wollte ich mich erholen, zerstreuen, finstere Gedanken ablenken. 


Hastig zog Ich in der Eile meiner Flucht – anders konnte ich es wirklich nicht nennen – den speziellen Regenmantel, den ich von meinem älteren Bruder geerbt hatte und immer wieder verwundert seine Taschen betrachtete. Man konnte neben dem Eingang in die Tasche die Hand durchstecken und unbeachtet unter dem Mantel frei spielen. Wozu war es wohl gedacht?


Es war halt Nacht und Niederdorf – so heisst der Teil der Stadt – lebte voll seines verträumten normalen Leben, trotz rieselndem Regen. Alle Akteure schienen fest beschäftigt. Jedermann hatte seine Rolle, Männer auf der Pirsch waren besonders aktiv und auffallend, der Rest des Publikums eher neutral, aber er lebte seine Probleme auch voll aus. Sozialarbeiterinnen, – versteht unseren Slang –, die Huren, die Professionelle und auch die Amateurhafte, waren genauso auf Draht wie die Jäger. Aber ob sie mich, die meine Partnerin, falsch eingeschätzt hat, oder gar verwechselt hat, habe ich bis heute nicht begriffen: Sie war eine Finnin und schien eine Studentin gewesen zu sein und begrüsste mich als alten Bekannten. Mein Finnisch lässt leicht zu wünschen übrig, da ich es überhaupt nicht spreche. Sie wechselte schnell auf Deutsch und unterstrich ihr Anliegen mit Taten. 

Sie nahm mich an Hand, zog mich in die erste Ecke, ohne Rücksicht auf die zirkulierende Masse, kniete nieder und bis ich einer Reaktion fähig war, hatte sie ihn in ihrem Mund. Der Schreck ist mir in die Beine gefahren. Ich blieb zuerst wie gelähmt. Dann zog ich schnell den geerbten Mantel über die Schande und stotterte, dass ich so nicht kann. Die viele Leute, und überhaupt so,,,


Verwundert, vielleicht gar verletzt, liess von mir ab. Sie nahm sich zusammen und weigerte sich auch den kleinen Obolus zu nehmen, den ich ihr anbot. Schweigend gingen wir einige Schritte zusammen, bis sie wieder ihre Studentengruppe getroffen hatte. Dann verlor ich sie aus den Augen und blieb nur ein seltsam erregtes Gefühl.  Das hat sich gehalten und als ich sie wieder nach etwa einer Stunde getroffen habe, wäre ich nicht abgeneigt, das Abenteuer zu wiederholen. Nur meine Finnin erklärte feierlich, sie hätte keine Lust mehr…




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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (23.11.24, 13:44)
Ja, so gesehen stimmt die Titelzeile...

Teichi
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