Weihnachtsbaum 1978
Gebraten und verschmort liegt die Ente in der Pfanne. Ist sie so ungenießbar
wie sie aussieht? Oder will sie nur eine Überraschung vortäuschen.
Ich bemerke erst jetzt, dass ich einen steilen Berg hinaufklimme. Es sollen hier Weihnachtshasen herumstrolchen. Für einen Christbaum ist heuer kein Platz. Auf Beton und Steine kann nichts Grünes wachsen. Es ist alles so hart, Das einzige was weich ist, sind meine Knie. Auf meinem Rücken Steine, in meinem Hals ein Klos. Momentan ist mir der Grabstein näher als der Morgenstern. Darum muss ich hinauf, weiter und weiter bis ich oben bin. Ich kann es gar nicht mehr zählen wie oft ich diese Tour schon mache.
Mir kommen die Täler immer tiefer und die Berge immer höher vor.
Der Weihnachtsfriede ist auch unterzeichnet worden.
Man hat von der Flinte ein paar Millimeter vom Rohr abgesägt.
Nun soll es friedlicher werden, ich frag mich nur wie?
Der Schrottplatz für Raketen soll erneuert werden. Ich nehme so ein Stück, vielleicht Dreimeter lang, steck es in die steinharte Erde und versuche daraus einen Christbaum zu konstruieren.
An diesen Dreimeterstamm beginne ich nun ausrangierte Gewehrläufe und Maschinenpistolen zu schweißen. Unten die größeren, nach oben hin immer kleinere Teile. Dieser Baum wird verdammt schwer ich muss ihn besser verankern, sonst droht er zu kippen.
Christbäume müssen immer aufrecht stehen, das haben sie so an sich.
Liegend würde der Baum den Sinn verlieren.
Mit was schmücken wir dieses Gebilde?
Ein Gewächs unserer Zeit! Ausgeburt unserer Dummheit.
Schwer mit was Besinnlichen zu schmücken;
Einen Umweltschutzgedanken mit längst fälligem Ablaufdatum, der sich schon auf dem Müll befindet, schneide ich in kleine dünne streifen. Es ist noch etwas Grün zu bemerken.
Auch ein Flaschengrün einer großen Umweltschutzidee macht sich gut. Da liegt haufenweise Glanz von wertlosen Europäischen Wehrungen, Diese scheine machen sich ausgezeichnet. Es schimmert in gold und Silber. Computer Chips von einem ausgedienten Elektronen Gehirn, aufgehängt an dünnen Hoffnungsdrähten. Da gäbe es noch im Abfluss blauen Dunst von leeren Versprechungen. Aber wie kann ich die unterm Baum befestigen? Ich nehme ein Plastikgefäß, stelle es unter meinem Baum Und verspreche, dass dieser Baum in einem Jahr 10 mal so hoch werden und von unschätzbaren Werten umgeben sein wird. Da fängt es plötzlich an zu Qualmen, schön blau und Violett. Für Rot habe ich Blutkonserven die verseucht sein könnten. Fülle einen Plastikbeutel, lege ihn über den Baum und schieße mit einer Schrotflinte hinein, so wird die rote
Farbe schön gleichmäßig über den ganzen Baum verteilt.
Die Computerchips schließen sich einmütig zu einem Lied zusammen:
„Stille Nacht heilige Nacht, wie hart sind deine Blätter?“
Der Sound ist blechern, nicht gut, es kreischt wie ein Haufen Eingesperrter Krähen in einer Konservendose. Aber wie soll es anders klingen;
Es ist ein Wunder dass es überhaupt funktioniert.