Bei den Hellenen standen Flüchtlinge unter dem Schutz des obersten Gottes persönlich - Zeus.
Die von Ihm etablierte Olympische Ordnung bewirkte eine überstaatliche, allgemeine Orientierung an Recht und Sitte. Sie löste die ältere Titanische Ordnung der Gewaltherrschaft und des Kannibalismus ab.
Verließ also jemand sein Gemeinwesen und dessen Satzungen, so unterstand er umso mehr dem Segen und der Rechtsetzung des Zeus. Bewirtete, beherbergte, schützte und versorgte man den Gast und Fremden, war das eine besondere Gelegenheit, dem obersten Gott zu dienen und sich dessen Wohlwollen zu verdienen.
Dieser Vorstellungskomplex war in der Antike auch außerhalb Hellas weit verbreitet. So schärft z.B. in der Bibel Jahwe seinem auserwählten Volk immer wieder ein, den Fremden gut zu behandeln, eingedenk dessen, daß auch sie einst als Fremde in Ägypten lebten.
Im Umkehrschluß bedeutet natürlich ein Mißbrauch von Schutz, Hilfe und Gastrecht Frevel am obersten Gott und seiner Weltordnung. Die dafür typische Bestrafung war das Ausstechen/Ausbrennen der Augen. Ein paar Beispiele von vielen: Odysseus brannte dem engstirnigen Zyklopen, der seine Gäste fraß, sein einziges Auge aus. Hekabe, Königin von Troja, ließ dem thrakischen Fürsten Polymestor, der ihre Kinder, die sie ihm kurz vor dem Fall der Stadt anvertraut hatte, getötet und beraubt hatte, die Augen ausstechen.
Auch Zidkija, dem letzten König des Reiches Juda, wurde von den Babyloniern, die ihn eingesetzt hatten, und denen er den Eid brach, die Augen ausgestochen. Das letzte was seine Augen sahen, war die Tötung seiner Kinder.