Uneigennützig schuldig werden

Glosse zum Thema Schuld

von  loslosch

Socius fit culpae, qui nocentem sublevat (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Gefährte der Schuld wird, wer einem Schuldigen hilft. Oder: Wer einem Schuldigen hilft, wird mitschuldig.

Es geht hier nicht um Kriminalisierung freundlicher Handreichungen für einen Schuldigen, sondern um das aktive Vertuschen oder Verfälschen eines Delikts, wie z. B. der Transporterschleichung. Vor langer Zeit, in den 1960er Jahren, nutzte ein Kommilitone ganz legal die Dienste der Deutschen Bundesbahn. Im Zug begegnete er einem alten Mitstreiter, der keinen gültigen Fahrausweis besaß. Beim Umsteigen in Neuwied löste der Helfer, einer Bitte folgend, den Fahrschein für die Reststrecke des Schwarzfahrers. Der Blick des Kontrolleurs am Zugangsschalter beim Abknipsen des neuen Fahrscheins war vielsagend: Hatte der Knabe sich nicht gerade eben erst ausgecheckt? Im Verständnis der weit überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung dürfte diese "hilfreiche" Aktion keinen Straftatbestand erfüllen. Das ändert jedoch nichts an der Richtigkeit der uralten Sentenz bis in die Jetztzeit.

Um wie viel mehr sind moderne Strafverteidiger der ständigen Gefahr von Grenzüberschreitungen ausgesetzt!

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (02.04.14)
Man könnte noch eine andere Deutung sehen: historisch!

Fritz Thyssen hat Adolf Hitler schon vor der Machtergreifung unterstützt. Mit Kriegsbeginn hat er sich von ihm abgewendet. Ist er damit auch mitverantwortlich für den Holocaust? Schließlich steckte man in in ein Konzentrationslager - und nach dem Krieg ins Gefängnis. Mitleid hat er kaum erregt.

Die Krupps haben Hitler vor 1933 nicht unterstützt, aber später und haben im Krieg Waffen produziert und mächtig Geld verdient. Als man Alfried Krupp nach dem Krieg ins Gefängnis steckte, waren viele Deutsche, zumal in den Eliten empört.

Dabei haben beide einem Schuldigen geholfen. Und die Krupps konnten viel eher erkennen, wie schuldig dieser war. Aber das ist nur meine Meinung.

 Jorge meinte dazu am 02.04.14:
Ein Kommentar, der zum Nachdenken anregt.
Jorge

 loslosch antwortete darauf am 02.04.14:
die entwicklung von fritz thyssen ist schon erstaunlich. seine deutliche absetzbewegung von AH am 2.9.39 (flucht in die schweiz), einen tag nach dem überfall auf polen. dann die misslungene flucht aus frankreich, das verbringen ins kz - und das überleben dort! seine scharfen briefe an AH müssten ihn eigentlich ans messer geliefert haben ... die großen lässt man laufen, so oder so?

 loslosch schrieb daraufhin am 02.04.14:
apropos schuldig werden: keiner vOn beiden handelte uneigennützig. der eine wollte zurück zum ständestaat, hatte sich in hitler getäuscht, der andere war eindeutig waffenschmied und kriegsgewinnler.
Graeculus (69) äußerte darauf am 02.04.14:
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 niemand (02.04.14)
Die Banken sind selbstverschuldet in die Krise geraten, durch Gier und Unsauberkeiten/Spekulationen und wir alle haben ihnen geholfen (auch die welche es nicht gewollt haben, aber mussten, denn die Steuern sind aller Eigentum). Eigentlich müßte die ganze Nation verhaftet werden LG Irene

 loslosch ergänzte dazu am 02.04.14:
to big to fail, sagt der brite. ab einer gewissen größe lässt der staat kein unternehmen pleite gehen. nun wird umgesteuert, die banken sollen fin. risikopolster zwangsweise aufbauen. das kann dauern. ein anderes thema.
P. Rofan (44)
(02.04.14)
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 loslosch meinte dazu am 02.04.14:
das stimmt nur dann, wenn genug wähler in der kabine überfordert sind. ich weiß von einer putzfrau, die früher immer fdp gewählt hat. grund: die wollten mit den steuern runter!

 loslosch meinte dazu am 02.04.14:
edit: taste zu hart bedient.
(Antwort korrigiert am 02.04.2014)
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