LA MORT DE BOUDDHA

Sonett

von  ginTon

Worte zur Kunst: Zeitgenössisch
LA MORT DE BOUDDHA
(dt. Mord des Buddha, Blankosonett)

die Nacht war laut und meine Lippen leise
verhangen unterm Dach der Wirklichkeit
aus meinem Fenster in den Wald zu fliegen
der offen liegt und alles offenbart

wie Farbe schrill im Kontrast zum Verzweigen
ganz seicht nach einem stillen Plätzchen sucht
die Blume, durch die Nacht hindurchzuschauen
in das gefühlte Selbst, zum wahren Kern

ich glaube, wie im Traum ein Bild zu säen
von dir und mir in einem Zweigespann
den Waldweg lichtgleich durch die Nacht zu finden

aus einem Traum heraus, der hier begann
gleich hinterm Feld gefühlte Luft zu atmen
die flügelgleich durch Herz und Lippen sank…



Anmerkung von ginTon:

*Text zum Bild:  Odilon Redon LA MORT DE BOUDDHA Millicent Rogers Collection, El Prado

Anmerkung: Das hier dargestellte Gedicht orientiert sich teilweise an den im Bild selbst dargestellten Symbolismus von Odilon Redon, der einfach nur empfehlenswert ist, siehe:  hier und  hier.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (29.03.25, 01:27)
"la mort" heißt "der Mord"?

 lugarex meinte dazu am 29.03.25 um 06:28:
oui

 Graeculus antwortete darauf am 29.03.25 um 10:14:
Dann irrt sich mein Wörterbuch.

 lugarex schrieb daraufhin am 29.03.25 um 11:00:
Du hast eigentlich auch (teilweise) recht...(oder das Wörterbuch!) ;)

 ginTon äußerte darauf am 29.03.25 um 22:26:
Null Ahnung, ich hab es einfach in Google Translator kopiert, obwohl es keinen riesengroßen Unterschied macht, wenn man "der" nutzen würde, dann stünden immer noch zwei Möglichkeiten offen, so lange man den darauffolgenden Kontext nicht kennt. der Mord kann einerseits bedeuten, dass Buddha in diesem Bsp. Jemanden ermordet hat oder Buddha ermordet wurde. zu gleichem Ergebnis kommt man auch ohne Artikel. also isses einfach schnuppe, oder?  :P

Antwort geändert am 29.03.2025 um 22:27 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 29.03.25 um 22:33:
"la mort" heißt: "der Tod". D.h. der Buddha hat niemanden ermordet und ist auch nicht ermordet worden, sondern gestorben.
Ich möchte nicht kleinlich sein, aber das ist doch ein Unterschied.

 Saudade meinte dazu am 29.03.25 um 23:02:
Und was ist mit dem Inhalt? Wie gefällt der?

 ginTon meinte dazu am 29.03.25 um 23:25:
also entschuldige mal bitte, Graeculus, warst du dabei? woher willst du wissen was der Buddha gemacht hat oder ihm widerfahren ist. steht nirgendwo, sieht auch noch ziemlich lebendig aus, wie ich finde. du nicht?

 Graeculus meinte dazu am 29.03.25 um 23:28:
Ich sage doch nur, was das Wort "la mort" bedeutet und was nicht - und das eindeutig.

Mord: meurtre

Irgendeine Überlieferung, die den Buddha mit einem Mord in Verbindung bringt, gibt es nicht.

Fazit: Das kann sprachlich und von der Tradition her unmöglich mit dem - übrigens sehr schönen - Bild gemeint sein.

Antwort geändert am 29.03.2025 um 23:33 Uhr

 ginTon meinte dazu am 29.03.25 um 23:38:
ja, gut, ich gehe das in meiner Betrachtungsweise etwas zu wissenschaftlich an, weil es ja de facto nun einmal so ist. ein Beispiel...

Der Mord des Buddha führte zu einer nie dagewesenen Glaubenskrise. Wie konnte Buddha bitte jemanden ermorden und dann noch...

versus

Der Mord des Buddha führte zur Erkenntnis, dass die Lichtgestalt fleischlich war. 

ich wollte Euch dabei keineswegs in Euren Übersetzungsdebatten stören, sondern habe einfach nur amüsiert weitergedacht. ok, weil ich des Französischen eeh nicht mächtig bin...  ;)

Antwort geändert am 29.03.2025 um 23:39 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 29.03.25 um 23:50:
Gut, man kann natürlich frei assoziieren ... auch wenn ich selbst dabei von der gegebenen Vorlage (in diesem Falle: ein Bild und sein Titel) ausginge und daher nicht auf Mord käme.

Den Gedanken, daß der Buddha eben kein Heiliger im üblichen Sinne war, den gibt es tatsächlich in der buddhistischen Überlieferung: Er soll unmittelbar vor seinem Eingang ins Nirvana ein Portion Schweinefleisch verzehrt haben. Fleisch, der Verteidiger aller Lebewesen!
Das hat einen tieferen Sinn.

 ginTon meinte dazu am 30.03.25 um 00:04:
sehe ich genauso und ehrlich gesagt der Symbolismus als Kunstrichtung ebenso, weil damit kam ja im Grunde genommen auch dieses Um-die-Ecke denken etc. pp auch auf. also das eine Bild neben vielen Möglichkeiten unbewusst/bewusst und so weiter. also ich kann diesen Redon nur empfehlen, ich wollte erst über dieses Bild schreiben, siehe:  Il y eut peut-etre une vision premiere essayee dans la fleur (There was perhaps a first vision attempted in the flower) wozu mich auch die Zeile im vorliegenden Gedicht "Blume durch die Nacht hindurchzuschauen" animierte. wobei ich dies schon lustig fand, wenn ich den Titel dieses Werkes mit dem Microsoft Edge übersetzen lasse, kommt heraus (Es wurde vielleicht eine erste Vision in der Blume versucht) wenn ich es jedoch in Google reinlade (Möglicherweise gab es einen ersten Visionsversuch in der Blume) krass das...

Antwort geändert am 30.03.2025 um 00:05 Uhr

Antwort geändert am 30.03.2025 um 00:07 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 30.03.25 um 00:12:
Durch die Eigentümlichkeiten von Übersetzungsprogrammen kommen offenbar noch ganz neue Assoziationsmöglichkeiten ins Spiel. Ob das schonmal jemand literarisch genutzt hat?

 ginTon meinte dazu am 30.03.25 um 00:38:
wäre ja eine interessante Idee, ich werde eeh in absehbarer Zeit essayistische Kurzprosa ala Drabble versuchen zustande zu bringen, da scheint mir diese Komplexität geradezu recht zu kommen. ich mag Widersprüche, da diese geradezu zum Hinsehen animieren...  ;)

 Saudade (29.03.25, 11:46)
Wie wunderbar das Bild ist, ich bin ganz entzückt! 
Jede Zeile deines Gedichts spüre ich regelrecht. Eine stimmige Komposition.

 ginTon meinte dazu am 29.03.25 um 22:29:
danke, das freut mich. eigentlich sieht man Buddha ja erst wenn man das Bild nah sieht. mit ein wenig abstammt könnte man es auch glatt für so einen gloomy mushroom halten, finde ich zumindest... im Grunde genommen also Etwas, was Dali später perfektioniert hat. das Bild finde ich auch klasse...

Antwort geändert am 29.03.2025 um 22:31 Uhr
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