Mein Abenteuer von Hamburg nach Gibraltar

Bericht zum Thema Abenteuer

von  Lorolex

Irgendwann im Frühjahr, so vor circa fünfundzwanzig Jahren, zog es mich in die Ferne! Zu Hause lag mein Leben in Trümmern, Tristesse und Krankheit machten es zu einem Hort der Verzweifelten und ich machte mich auf, so ganz ohne Plan, zu einer Reise von Hamburg, durch die Niederlande über Frankreich nach Spanien und dann letzten Endes nach Gibraltar. Es war eine Reise ohne Geld, spontan und bepackt nur mit vier T-Shirts, einem Pullover, zwei Hosen und das Wichtigste was man so benötigt, alles in einem Rucksack. Eigentlich startete ich mitten in Holstein, aus Großenaspe! Auch auf diesem Wege zur ersten Etappe nach Hamburg, machte ich Erfahrungen,… nämlich die, das die Menschen hilfsbereiter sind, als man immer dachte und denkt. Denn es galt Nahrung aufzufinden, und so läutete ich zum ersten Mal an einer Tür in Harburg und bat nach ein wenig zu Essen und zu Trinken! Wie selbstverständlich, freundlich und neugierig brachte mir der Herr des Hauses ein paar Scheiben Brot, mit etwas für darauf und was zu trinken! Tatsächlich sollten zu neunundneunzig Prozent aller „Angebettelten“ auf dieser vier monatigen Reise mir wirklich Nahrung geben. Keine Spur von Ablehnung, überall in diesen mir bereisten Ländern war man sehr hilfsbereit. Ehe ich allerdings irgendwo klingelte, pflückte ich lieber die Früchte oder das Gemüse in der Natur, in Spanien waren dies vor allen Dingen Orangen und Mandarinen, es gab aber auch Pfirsiche und Bananen!

Unterwegs überquerte ich die berühmte Brücke von Remagen (A bridge too far), schlief bei einem Geistlichen, der mich auch mit einem tollen Frühstück versorgte, bei einem alten Ehepaar, welches mir ein Bett gab, dessen Decke und Kissen so aufgeplustert war, dass es mich regelrecht verschlang und natürlich unter Brücken, am Strand, in unfertigen Neubauten und unendlich viel mehr Schlafmöglichkeiten!

Frankreich und seine Leute mochte ich sehr, aber am liebsten waren mir die Mönche in einer Abtei mitten in den Ardennen. Da ich kilometerweit ohne Möglichkeit zum Trinken oder Essen gefahren bin, in all den verschlungenen und abgründigen Straßen, von Wäldern gesäumt, klopfte ich an das große Holztor der Abtei. Anscheinend fand gerade eine Sitzung von hier gastierenden Mönchen statt und man hätte kein Platz für mich zum Übernachten, so erzählte man mir in gebrochen Englisch. Aber anscheinend konnte ich den Abt überzeugen und ich verbrachte ein Nacht in diesen uralten Gemäuern des Glaubens. Dazu kam noch ein regelrechtes Festmahl und es war sehr spannend die Bewohner mit all ihren Riten und Gebeten zu beobachten.

Hier und da hatte ich eine Fahrradpanne! Durch die großen Höhenunterschiede in den Gebirgen, waren die Bremsklötze natürlich schnell abgenutzt, einmal sogar so schnell, dass ich das Fahrrad bergab nur noch in der Not mit den Schuhen am Vorderreifen stoppen konnte! Man, was hab ich Glück gehabt, dass nichts passiert ist!

Es folgten viele Nächte auf Bauernhöfen, insbesondere auf den Heuböden. Ich kann nur sagen, nirgends, nicht einmal im aufgeplusterten Bett, von dem ich erzählt habe, habe ich so gut, so warm und so behütet geschlafen… ein Genuss! Naja, und weil ich nicht immer alles umsonst haben wollte, bat ich des öfteren meine Hilfe an und so kam es, dass ich beim Kühe melken half, eine ganz besondere Erfahrung, der Bauer und die Bäuerin waren sehr nett.

Die letzte große Hürde nach Spanien waren die Pyrinäen und es kam vor, in relativ noch niedrigen Gebieten, dass es schneite im April! Wie gesagt,, ich hatte nicht besonders viel an Kleidung dabei, nur eine mir geschenkte Jacke trug ich über meinen Pullover, …. ja, es war hart! Zum Glück fand ich dennoch jede Nacht eine passende Unterkunft.

Dann kam Spanien!!! Es war ja meine erste große Reise in meinem Leben und ich fand die Palmen an den Stränden so toll und sie erinnerten mich an die TV-Serie „Beverly Hills 90210“, die ich in meiner frühen Jugend immer gerne geschaut habe. An den Stränden wusch ich meine Kleidung, ihr könnt mir glauben, Salzwasser ist nicht das Beste zum Waschen von Textilien, aber es musste gehen. Getrocknet wurde die Wäsche auf den großen Steinen, die die Strände entlang der Costa Brava säumten und natürlich von der spanischen Mittelmeersonne.

Einmal, als ich, natürlich illegalerweise, in einem Neubau schlief, wurde die spanische Polizei, die Guardia Civil, gerufen, die prompt mein Hab und Gut durchsuchte, mich am Schopfe packte und mich heraus an die frische Luft beförderte. Ihr könnt mir glauben, nie habe ich mich so gedemütig gefühlt! Die Polizei ist sowieso etwas, na wie soll ich es sagen, speziell. Sie räumte gern mal meine Tasche aus und das in sehr unfreundlicher Art und Weise, ich wette sie haben nach Waffen oder Drogen gesucht, natürlich vergebens!

Einer meiner liebsten Schlafplätze an der Küste des Mittelmeeres waren gestapelte „Sombrillas“ (Sonnenschirme aus Reisig), die erst zur Saison aufgestellt wurden. Sie boten mir Schutz vor dem auflandigen Wind und boten mir ein ganz besonderes Erlebnis durch die Nacht! Das Rauschen des Meeres, immer wieder, im Gleichtakt ist reines Seelenheil, es erinnert Dich an die Freiheit auf dieser Reise, die nicht geplant war. Es erinnert aber auch an zu Hause, der Ost- und der Nordsee, … ein Widerspruch in sich!

Irgendwann wurde mir dummerweise mein Gefährt, ein blaues Mountainbike, beim pausieren am Strand geklaut! „Nun gut,“ hab ich gesagt,“dann geht’s halt zu Fuß weiter!“, und ich machte mich mit meinen grauen Nike-Sneaker auf dem Weg in Richtung der Halbinsel Gibraltar.

An einem besonders sonnigen Tage, wollte ich auf einer halb fertigen Autobahntrasse, die natürlich unbefahren war, eine Pause einlegen. Ich döste ein wenig unter blauen Himmel, trank etwas und es schien ein ganz normaler Tag zu werden. Dann aber, hörte ich das Rattern, eines Crossmotorrads. Ich blickte auf und sah das Motorrad, sowie zwei weitere Gestalten auf Fahrrädern auf mich zukommen! Ich dachte mir nichts dabei, als sie, drei Jugendliche, vor mir hielten und ich begrüßte sie mit einem „Hola!“. Doch statt mir die Hand zu reichen, zückte der Anführer einen Baseballschläger und die beiden anderes, lange, schwere Fahrradketten! „Dinaro, Dinaro!“ forderte der Anführer, was soviel wie „Geld her!“ heißt. Ich weigerte mich. Der Anführer wollte mir die Tasche entreißen, da traten auf einer Anhöhe zur Autobahn ein paar Augenzeugen auf und erschraken die Drei so sehr, dass sie von ihrem Vorhaben abließen. Ich nutzte die Gunst der Stunde und floh.

Ich habe in diesem Text längst nicht alles erzählt was mir widerfahren ist auf dieser Reise. Ein Erlebnis möchte ich aber noch nennen. Ich kam gerade, nach langer Strandläuferei, in einer Hafenstadt an. Ein großes Auto hielt mich an und ich war skeptisch was der wohl wollte! Er bat mir einen gerechten Lohn an, den ich dafür bekommen würde, wenn ich ihm beim Streichen eines nur halb fertigen Hotels helfen würde. Gesagt, getan! Eine ganze Woche hatte ich eine ehrliche (?) Arbeit mit Kollegen und Mittagspausen. Es machte einen riesen Spaß!

So,… das wär es für´s erste. Wie gesagt meine Reise ging bis nach Gibraltar und ursprünglich wollte ich sogar nach Afrika,.. ich hatte es mir anders überlegt. Dieser Reisebericht ist nur ein Ausschnitt aus meinem torbulenten Leben, welches in einem verräucherten WG-Zimmer in Hamburg-Wellingsbüttel einst began!


Danke für´s zuhören!


Kai



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