Folklore
Gedanke zum Thema Andere Kulturen
von dubdidu
Kommentare zu diesem Text
So wie Mitglieder einer hiesigen Gesellschaft bisweilen in eine Infantilität zurückkehren und ihre Mündigkeit fraglich werden ließen, genauso tun sie aus dem Gefüge eines erarbeiteten Glaubenskonzeptes ausbrechen und gehen einen Schritt in die Richtung des Geister und Zauberromantikerahnens fremder Kulturen.
Doch Obacht: Es muss nicht zwangsläufig eine Rückentwicklung sein, vielmehr eine Auseinandersetzung auf Basis mündiger Faszination, die herausfordert und auf die Probe stellt, ob Pflichten und Mündigkeit wirklich erreicht seien, dies, mit einer Liebe zum Grenzwesen dieser Sache (wie die Survivalleute, die sich einer Wildnis aussetzten), um es tatsächlich spürbar zu machen, gemeint sind: diese gute Zivilisation und der „guten Geist daran“.
Allerdings bleibt fraglich, ob jene Faszination und jene Lebbarmachung an der skizzierter Grenze, nicht nur eitles Spielwerk sei und man damit, darüber thront, samt der stillen Gewissheit „ich, die fundamentale Zivilisation, habe gewonnen!“
Die angeratene Demut, der gute Wille, und derlei sind m.E. von entscheidender Bedeutung, wenn es um ein Tellerrand ginge, den man hinaufsteigt um etwas zu betrachten, dass tiefer scheint und irgendwie weiter hinten liegt. Doch wer ist in diesem Rüstzeug schon dauerhaft zuverlässig, sprich: wer opfert sehr wahrscheinlich einen Teil seiner Menschlichkeit dafür? Wäre es das wert?
Doch Obacht: Es muss nicht zwangsläufig eine Rückentwicklung sein, vielmehr eine Auseinandersetzung auf Basis mündiger Faszination, die herausfordert und auf die Probe stellt, ob Pflichten und Mündigkeit wirklich erreicht seien, dies, mit einer Liebe zum Grenzwesen dieser Sache (wie die Survivalleute, die sich einer Wildnis aussetzten), um es tatsächlich spürbar zu machen, gemeint sind: diese gute Zivilisation und der „guten Geist daran“.
Allerdings bleibt fraglich, ob jene Faszination und jene Lebbarmachung an der skizzierter Grenze, nicht nur eitles Spielwerk sei und man damit, darüber thront, samt der stillen Gewissheit „ich, die fundamentale Zivilisation, habe gewonnen!“
Die angeratene Demut, der gute Wille, und derlei sind m.E. von entscheidender Bedeutung, wenn es um ein Tellerrand ginge, den man hinaufsteigt um etwas zu betrachten, dass tiefer scheint und irgendwie weiter hinten liegt. Doch wer ist in diesem Rüstzeug schon dauerhaft zuverlässig, sprich: wer opfert sehr wahrscheinlich einen Teil seiner Menschlichkeit dafür? Wäre es das wert?
Beziehst du dich auf folgenden Satz?
Falls ja, dies ist keine Kritik am Animismus an sich. Es gibt extrem komplexe animistische Religionen, eine gründliche Auseinandersetzung mit diesen ist aus meiner Sicht sehr interessant und erweitert mindestens tendenziell das Spektrum sinnstiftender Erzählungen, denen man (oft unbewusst) ausgesetzt ist, dabei ist fraglich, inwieweit sie für Außenstehende im Kern zugänglich sind. Für das Konzept des Dreaming der australischen Ureinwohner hat sich bisher noch kein Begriff gefunden, der es ermöglicht alle ihm innewohnenden Komponenten zu erfassen. Auseinandersetzung ist natürlich nicht gleichbedeutend mit Anhängerschaft.
Im zitierten Satz jedoch geht es nicht um Auseinandersetzung mit Animismus, nicht einmal um Anhängerschaft des Animismus oder esoterische Lehren, die sich beim Animismus bedienen. Es geht ganz direkt um die Rückführung des Mono-Gottes in die animistische Vorstellungswelt, die einen Mono-Gott nicht nur nicht benötigt, er wirkt projiziert man ihn da hinein, zerstörerisch, da brutal vereinfachend, gerade so, wie die animistische Vorstellungswelt, das Mono-Gottkonzept brutal vereinfacht. Es ist ein lose-lose-Verhältnis, sie vermögen einander nur zu plakativieren und wirken ihren jeweiligen Möglichkeiten zur Transzendenz entgegen, verhindern Reife.
Ich beziehe mich hier auf den in einer Diskussion gefallenen Satz: "Gott sei in der Natur". Hierbei handelt es sich um einen folkloristischen Anthropomorphismus. Für den Mono-Gott ebenso unzutreffend wie für den Animismus.
Nachtrag
Ergänzend möchte ich klarstellen, dass das Konzept Heimat ein Folklorismus par excellence ist und deine Rechtfertigung der Wehrpflicht mit dem Verweis auf Kant, tatsächlich von seinem Pflichtbegriff wegführt.
der Versuch das monotheostische Gotteskonzept in den Animismus rückzuführen, dessen Überwindung es doch gerade markiert, vereinfach beides und wird keinem gerecht.
Falls ja, dies ist keine Kritik am Animismus an sich. Es gibt extrem komplexe animistische Religionen, eine gründliche Auseinandersetzung mit diesen ist aus meiner Sicht sehr interessant und erweitert mindestens tendenziell das Spektrum sinnstiftender Erzählungen, denen man (oft unbewusst) ausgesetzt ist, dabei ist fraglich, inwieweit sie für Außenstehende im Kern zugänglich sind. Für das Konzept des Dreaming der australischen Ureinwohner hat sich bisher noch kein Begriff gefunden, der es ermöglicht alle ihm innewohnenden Komponenten zu erfassen. Auseinandersetzung ist natürlich nicht gleichbedeutend mit Anhängerschaft.
Im zitierten Satz jedoch geht es nicht um Auseinandersetzung mit Animismus, nicht einmal um Anhängerschaft des Animismus oder esoterische Lehren, die sich beim Animismus bedienen. Es geht ganz direkt um die Rückführung des Mono-Gottes in die animistische Vorstellungswelt, die einen Mono-Gott nicht nur nicht benötigt, er wirkt projiziert man ihn da hinein, zerstörerisch, da brutal vereinfachend, gerade so, wie die animistische Vorstellungswelt, das Mono-Gottkonzept brutal vereinfacht. Es ist ein lose-lose-Verhältnis, sie vermögen einander nur zu plakativieren und wirken ihren jeweiligen Möglichkeiten zur Transzendenz entgegen, verhindern Reife.
Ich beziehe mich hier auf den in einer Diskussion gefallenen Satz: "Gott sei in der Natur". Hierbei handelt es sich um einen folkloristischen Anthropomorphismus. Für den Mono-Gott ebenso unzutreffend wie für den Animismus.
Nachtrag
Ergänzend möchte ich klarstellen, dass das Konzept Heimat ein Folklorismus par excellence ist und deine Rechtfertigung der Wehrpflicht mit dem Verweis auf Kant, tatsächlich von seinem Pflichtbegriff wegführt.
Antwort geändert am 05.07.2025 um 13:23 Uhr
Nein, mein Kommentar bezog sich primär auf das, was ich unter „Folklore“ verstand.
Die Erklärungen zum Animismus sind mir hilfreich und führen den Gedanken gut aus:
Es ist spannend und klingt erstmal sehr einleuchtend, dass diese „Rückführung“, ich könnte sie vielleicht auf einige weitere Sachverhalte übertragen (wie eine erwachsene Reife in eine erneute Infantilität wechselt), destruktiv wäre und zu einem „lose-lose“ führt, wie du es so treffend beschreibst.
Zugegeben, ich habe weder die animistische
Vorstellungswelt noch das Mono- Gottkonzept vollständig durchdrungen, aber ich kann mir vorstellen, dass es eine Frage der Perspektiven und des Einzugsbereiches dieser zwei Dinge wäre. Z.B. wird in der chr. Trinität eine Einheit aus Gott, Körper und Geist hergestellt (Vater, Sohn, hlg. Geist), diese Umfasstheit findet sich auch im Animus als Geist und Seele „in allen Dingen der Natur“. Das die prinzipielle Verehrung allerdings eine andere ist, ist keine Frage.
Fernab dieses Beispiels pflichte ich dir aber bei, dass ein Transfer zwischen beiden oder eine Rückführung, etwas sei, das beiden als „erwachsene Kulturen“ nicht gerecht wird.
Mein Beispiel ist bitte mit Vorsicht zu genießen, ein Schnellschuss und etwas das ich mir vielleicht selbst sehr unbefriedigt und „Übermeta“ daherkommt. Es scheint vielleicht eine dieser eisigen Spitzen von Erleuchtung zu sein, eine gemeine Falle, in die man, auf dem Weg einer möglichen Transzendenz einer Einheit, tappt und … weg ist vom Fenster.
Zum Nachtrag (Heimat / Wehrpflicht / Kant) werde ich beizeiten einmal etwas mehr schreiben, auch wenn ich das Thema eigentlich erstmal beiseiteschob. Aber danke erstmal für das Interesse und den Wink dazu.
Die Erklärungen zum Animismus sind mir hilfreich und führen den Gedanken gut aus:
Es ist spannend und klingt erstmal sehr einleuchtend, dass diese „Rückführung“, ich könnte sie vielleicht auf einige weitere Sachverhalte übertragen (wie eine erwachsene Reife in eine erneute Infantilität wechselt), destruktiv wäre und zu einem „lose-lose“ führt, wie du es so treffend beschreibst.
Zugegeben, ich habe weder die animistische
Vorstellungswelt noch das Mono- Gottkonzept vollständig durchdrungen, aber ich kann mir vorstellen, dass es eine Frage der Perspektiven und des Einzugsbereiches dieser zwei Dinge wäre. Z.B. wird in der chr. Trinität eine Einheit aus Gott, Körper und Geist hergestellt (Vater, Sohn, hlg. Geist), diese Umfasstheit findet sich auch im Animus als Geist und Seele „in allen Dingen der Natur“. Das die prinzipielle Verehrung allerdings eine andere ist, ist keine Frage.
Fernab dieses Beispiels pflichte ich dir aber bei, dass ein Transfer zwischen beiden oder eine Rückführung, etwas sei, das beiden als „erwachsene Kulturen“ nicht gerecht wird.
Mein Beispiel ist bitte mit Vorsicht zu genießen, ein Schnellschuss und etwas das ich mir vielleicht selbst sehr unbefriedigt und „Übermeta“ daherkommt. Es scheint vielleicht eine dieser eisigen Spitzen von Erleuchtung zu sein, eine gemeine Falle, in die man, auf dem Weg einer möglichen Transzendenz einer Einheit, tappt und … weg ist vom Fenster.
Zum Nachtrag (Heimat / Wehrpflicht / Kant) werde ich beizeiten einmal etwas mehr schreiben, auch wenn ich das Thema eigentlich erstmal beiseiteschob. Aber danke erstmal für das Interesse und den Wink dazu.
Nocheinmal kurz zum Nachtrag des Kommentares 05.07.25 13:09
Mir ist zumindest fraglich, inwiefern ich die Wehrpflicht mit den Verweis auf Kant gerechtfertigt hätte (?)
Ich habe,
a) eine Wehrpflicht dahingehend verteidigt, als das auch andere Denkrichtungen eingebracht werden
b) gesagt, dass Mündigkeit und Pflichterfüllung nicht zwingend im Gegensatz stehen.
c) In Bezug auf die Pflicht eines Soldaten (b) Kant bemüht, dahingehend das es ein handeln aus „gutem Willen“ bräuchte der auf Werten und Vereinbarungen zur Pflicht basiert.
Und Heimat ist mir urmenschlich. Sprich: in allen Religionen usw. "zu Hause". Heimat wird in der Folklore auch gefeiert und ist damit Folklore, ja, aber es geht doch viel weiter.
Mir ist zumindest fraglich, inwiefern ich die Wehrpflicht mit den Verweis auf Kant gerechtfertigt hätte (?)
Ich habe,
a) eine Wehrpflicht dahingehend verteidigt, als das auch andere Denkrichtungen eingebracht werden
b) gesagt, dass Mündigkeit und Pflichterfüllung nicht zwingend im Gegensatz stehen.
c) In Bezug auf die Pflicht eines Soldaten (b) Kant bemüht, dahingehend das es ein handeln aus „gutem Willen“ bräuchte der auf Werten und Vereinbarungen zur Pflicht basiert.
Und Heimat ist mir urmenschlich. Sprich: in allen Religionen usw. "zu Hause". Heimat wird in der Folklore auch gefeiert und ist damit Folklore, ja, aber es geht doch viel weiter.
Zugegeben: ich habe meinen Begriff von Folklore nicht explizit ausgeführt, ich fasse ihn ziemlich weit,
aber ich habe den Eindruck, das ist auch nicht notwendig, unsere Begriffe hier nah genug beieinander liegen. Im Speziellen ging es mir hier um die Abgrenzung von tradiertem Volksglauben und Metaphysik. Aber wie gesagt, ich denke nicht, dass wir diesbezüglich ein Missverständnis haben.
Ich halte es für einen hehren Anspruch, auch nur eine einzige Religion theologisch durchdrungen zu haben, geschweige denn mehrere, und könnte das auch nicht von mir behaupten. Es gibt auch innerhalb der christlichen Theologie ungefähr eine Hand voll Auslegungen der Trinität und den darin interagierenden Konzepten. Ohne mich mit allen beschäftigt zu haben, kann ich zu deiner Auslegung nichts Definitives beitragen, rein intuitiv bin ich skeptisch. Aus meiner Sicht werden da Physik und Metaphysik miteinander verwurstelt.
Die für mich bisher nachvollziehbarste Aufschlüsselung wäre Gott = das Allschöpferische, Jesus = Liebe, Heiliger Geist = Transformation.
Wir können die Wehrpflichtdiskussion gerne verschieben.
aber ich habe den Eindruck, das ist auch nicht notwendig, unsere Begriffe hier nah genug beieinander liegen. Im Speziellen ging es mir hier um die Abgrenzung von tradiertem Volksglauben und Metaphysik. Aber wie gesagt, ich denke nicht, dass wir diesbezüglich ein Missverständnis haben.
Ich halte es für einen hehren Anspruch, auch nur eine einzige Religion theologisch durchdrungen zu haben, geschweige denn mehrere, und könnte das auch nicht von mir behaupten. Es gibt auch innerhalb der christlichen Theologie ungefähr eine Hand voll Auslegungen der Trinität und den darin interagierenden Konzepten. Ohne mich mit allen beschäftigt zu haben, kann ich zu deiner Auslegung nichts Definitives beitragen, rein intuitiv bin ich skeptisch. Aus meiner Sicht werden da Physik und Metaphysik miteinander verwurstelt.
Die für mich bisher nachvollziehbarste Aufschlüsselung wäre Gott = das Allschöpferische, Jesus = Liebe, Heiliger Geist = Transformation.
Wir können die Wehrpflichtdiskussion gerne verschieben.