Ohne Maske

Text

von  Alex



„Ich hab heute nicht gesoffen“, sagte Ron, und es klang fast so, als wäre er ein bisschen stolz darauf. Stolz fiel ihm schon immer schwer.


Jay hob die Augenbraue. „Cool, Mann. Willst du Applaus oder ’n Keks?“


Ron grinste. „’n Keks wär’ cool.“


Jay warf ihm eine Packung abgelaufener Butterkekse zu. Sie lachten.


Sie redeten schon lange nicht mehr über „uns“. Das Wort war zu gefährlich geworden. Stattdessen sagten sie oft „hier“, „jetzt“ und „bleib noch’n bisschen“.


Ron hatte aufgehört, ständig zu fliehen. Manchmal war er drei Tage weg, aber er schrieb Jay dann: „Bin nicht tot. Nur kaputt.“ Jay antwortete einfach: „Dann sei kaputt hier.“


Eines Abends saßen sie im Hinterhof von Jay, und Ron sagte plötzlich:

„Ich dachte immer, Freundschaft ist, wenn man sich aushält. Aber mit dir ist’s mehr so, als würde ich endlich nicht mehr gegen alles kämpfen müssen.“


Jay schwieg eine Weile. Dann sagte er:

„Weißt du, du bist gar nicht so schlecht, wenn du mal ehrlich bist.“


„Du auch nicht“, grinste Ron.


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