Nein

Text

von  Saudade

Ja, ich schrieb es, hielt es fest, verinnerlichte es jedoch nicht, nämlich den Satz: "Ich kaufe mir keine Bücher mehr, ich habe keinen Platz."

Heute kam eine Ladung, aber nicht vom Gericht, sondern von Momox. Inhalt: Bücher.

Da wäre Schopenhauers "Die Kunst, recht zu behalten". Ich hatte das Buch selbstredend als Juristin, das ist die Bibel der Rhetorik, aber verborgte es, bekam es nie wieder zurück. Der Klassiker. Regel Nummer eins: "Verborge niemals Bücher, die dir wichtig sind!"

Weiters, Peter Stamms "Agnes", Joyce "Briefe", Jane Austens "Überredung". Hier, erstmals auf Deutsch für mich, denn Jane las ich stets auf Englisch. Und, einen Schriftsteller, den ich auch sehr verehre, nämlich Genazino, hier "Außer uns spricht niemand über uns".


Und genau in dem Moment als das Päckchen kam, rief mich ein Freund an, meinte, er hätte da etwas für mich, eine Kleinigkeit, er sah es, dachte, es würde mir gefallen, er käme gleich vorbei und will es mir bringen. 

Ein Buch. Aber, nicht irgendein Buch, sondern James Joyces "Ulysses", Suhrkamp, die Ausgabe mit den Anmerkungen. Die fehlte mir. Jedesmal dachte ich: "Das kauf ich mir jetzt," tat es dann aber nicht und anscheinend hatte ich es erwähnt (er sagte: "öfters!"), dass ich es haben will. Diesen Goldschatz drückte ich kurz an mein Herz, er sollte spüren, dass ich glücklich war (und bin!). 

Keine Ahnung wieso, ich brauchte für "Ulysses" 20 Jahre, um ihn fertig zu lesen, so wie das "Glasperlenspiel" von Hesse, aber nun gehören beide Bücher zu meinen liebsten. "Ulysses" las ich dann, nachdem ich es holprig, über Jahre hinweg, beendet hatte, in einem Rutsch durch - die Szene im Bordell blieb mir weiterhin hermetisch verschlossen - und war glücklich. So begann ich alle leistbaren Ausgaben zu sammeln, dieses, meine neue, empfand ich zu überteuert, ließ es. Meine Freundin, im Antiquariat, verkaufte eine Erstausgabe mit Signatur um 30.000 Euro. Ich durfte sie berühren, das war der Hl. Gral. 


Nun, jetzt bin ich eben stolze Besitzerin der kommentierten Ausgabe, kann mich gar nicht beruhigen. 

Ich sagte: "Es gibt doch gar keinen Anlass, so etwas Teures zu schenken!" 

Er sagte: "Doch, den gibt es täglich, er heißt Freundschaft!"

Dennoch, ich gehe jetzt wieder mit "Die Dämonen" ins Bett. Dostojewski und ich verbringen noch ein Weilchen miteinander. Das ist schön.


Ach ja, wenn ein bibliophiler Mensch "Nie wieder kaufe ich ein Buch!" sagt, glaubt ihm kein Wort. 


2Q==


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