Trigger... nichts für schwache Nerven.
Na, das war jetzt grausig! 40 Minuten Zeit gehabt für den gerichtlichen Medizin-Test, dachte, mache ich jetzt mal, es ist schön dunkel, ruhig, ich bin konzentriert.
"Ein Toter wurde um 14 Uhr bei 38 Grad in der Wohnung gefunden. Er weist vollständige Totenflecken auf. Berechnen Sie den ungefähren Zeitpunkt seines Todes. Das Milchpäckchen zeigt das Datum von "Gestern""oder "ein Mann hat so und soviel getrunken, er hat so und so viel kg usw." Gerade er, der in der Vorlesung sagte, dass Alkoholiker schneller abbauen und diese Berechnungsmethode eigentlich nicht gut sei, ließ uns acht Tote ihres Versterbens berechnen und fünf Besoffene. Dann Drogen, Kindstod, Suizid. Es war nur ekelhaft. Jetzt ekelts mich, ich trinke angewidert einen Kaffee.
Ganz ehrlich, ich habe im Spital täglich auf der Radiologie so viel Leid gesehen, als sie das CT umgebaut hatten auf der Unfall, kamen die Akuten zu uns , die wir normalerweise die Onko, Pallia, Uro, Gyn und Pulmo sowie Ortho hatten, also stationäre Patienten, sowieso schwer gezeichnet, schließlich dann auch noch Unfälle. Hat jemand schon einmal einen Schockraum gesehen, geschweige denn den Patienten dazu? Solche Bilder kriegt man schwer nur aus dem Kopf. Einmal musste ich einen Befund in den Schockraum bringen, da musste man laufen, so was habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen. Die Wände, der Boden, die Kleidung, alles war mit Blut voll. Der Patient überlebte. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib.
Und dann kamen diese fertig geflickten Patienten zu uns, aber manch' einer spazierte auch mit einem Messer im Auge herauf, er hatte Glück, behielt das Auge, gut gestochen. Der Patient, ein junger Tschetschene sah mich blaß werden, sagte: "Tut nicht weh!"
Sehr skurril.
Aber, bei uns war auch die Angio. So stand der Adonis und las einen Befund in grüner Kleidung. Ich brachte die Zuweisung. Er war von oben bis unten voller Blut. Ich sagte: "Ich kann kein Blut sehen." Da lachte er, sagte: "Perfekter Arbeitsplatz." Aber ich konnte ihn ansehen, er war schön. Ich sagte: "War nur ein Spaß!" Nein, war es nicht.
Doch in Wahrheit waren die Orthoschichten am grausigsten, Frau ohne Kiefer, die Zunge hing lang heraus. Heute musste ich an sie denken, wienerisch gedacht, bei der Frage: Wo tritt die Totenstarre zuerst ein? Die Antwort lautet Kiefer. Bei ihr wohl nicht, dachte ich.
Aber, man gewöhnt sich an alles, nur nicht an Mageninhalt oder Darmverschluss oder Gallenkotze.
Da sagen sogar Gerichtsmediziner, das ist nicht appetitlich. Lebendes Elend, ja, aber über Verstorbene mag ich nicht nachdenken oder Nahschüsse, CO2 im Blut, hellrosa Totenflecken (Kohlenmonoxidvergiftung) und schon Genanntes. An lebendes Elend hatte ich mich irgendwann gewöhnt, bis das CT umgebaut wurde, dann wurde es schlimm. Dann kam der Hass in unsere Ambulanz, Raufhandel, Schussverletzungen, Selbstmordversuche, Schlägereien, Mord und die Forschung. Die war überhaupt ekelhaft, da kamen nur Hände und Füße, auch ein Torso.
Jetzt ist mir richtig kalt, so schüttelt es mich.
Egal, ich habe das jetzt gemacht und will das nicht mehr sehen.
Im Übrigen muss ich jetzt Strafrecht ansehen, ich habe noch drei Repititorien, kurz Reps anzusehen, damit mir im Sommer nicht langweilig wird.