Architektur spiegelt den Menschen

Kurzprosa

von  Gabyi

Die Architektur einer jeweiligen Epoche spiegelt das Verhalten sowie die Befindlichkeit der darin zeitnah lebenden Menschen. Ein Beispiel. Ich sitze beim Frühstück in meiner Küche und weiß: das hier war die Mädchenkammer. Der schmale Streifen Raum, wo die Wand herausgebrochen wurde, um mehr Platz zu schaffen, mit dem schmalen Fenster, durch das nur wenig Licht dringt. Mit nur Platz für ein schmales Bett und einem kargen Schrank. Das Mädchen, das vor über hundert Jahren in diesem Zimmer untergebracht war, hatte nur untergeordnete Rechte. Sie war der Herrschaft ihrer Arbeitgeber unterworfen, musste putzen, die Lebensmittel beschaffen, kochen oder gegebenenfalls auch auf die Kinder aufpassen. Wie fühlte sie sich dabei, frage ich mich manchmal. In Theodor Fontanes Romanen ist das plastisch geschildert. Enge Räume erzeugen ein eingeschränktes Bild von der Gesellschaft, könnte man glauben. Ich denke das zumindest.


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Oggy (17.09.25, 10:05)
"Architektur einer jeweiligen Epoche spiegelt das Verhalten sowie die Befindlichkeit der darin zeitnah lebenden Menschen."

Genau damit befasse ich mich gerade (unter vielen anderen Themen).

LG,
Oggy

 Gabyi meinte dazu am 17.09.25 um 10:25:
Danke fürs l ;). Mit diesem Thema befasse ich mich auch schon länger. Das passiert unweigerlich auch, wenn man lange in diesen altertümlichen Berliner Altbauten wohnt mit ihren Berliner Zimmern und Mädchenkammern.
Danke auch fürs Empfehlen.

LG, Gabyi

 Citronella (17.09.25, 10:30)
Die heutige Architektur ist schmucklos, schlicht, ideenlos – ein Abbild der gleichgeschalteten Gesellschaft, wie sie gerade gestaltet wird.

LG Citronella

 Gabyi antwortete darauf am 17.09.25 um 11:34:
Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Berlin sämtlicher Stuck von den Gebäuden abgeschlagen. Und heutzutage teilweise wieder angebracht. Crazy.
Danke fürs Empfehlen :).

LG, Gabyi

 Augustus (17.09.25, 13:40)
Bedenkt man, dass die Kammern und Wände, Räume, die Häuser ausschließlich durch Männer geplant und errichtet wurden, können sie als Ausdruck eines männlichen Geistes dienen, in welchen seine Interessen erkannt werden können, wo sie liegen, was präferiert wird und was nicht.

 Gabyi schrieb daraufhin am 17.09.25 um 14:55:
Genau so ist es. Männliche Interessen beherrschen die Welt. Der nicht-feministischen Aspekt der Architektur ist daher zu beachten.
Zur Zeit online: