Lammschnitter - (Lammlyrik)

Kurzprosa zum Thema Tiere

von  Gabyi

Lammschnitter oder Lilly, das Ecklamm

Im “Schnittersgang” befand sich ein altmodisches Bekleidungsgeschäft aus dem letzten Jahrhundert. Hier kauften die Leute vom Lande ein. Sie versorgten sich mit den notwendigen Arbeitsklamotten wie Kittel, Schürzen oder kauften grobe Drillichlatzhosen. Es gab auch Nähgarn, Stopfgarn oder Baumwollgarne. Auch verschiedenste Schafswollen wurden hier angeboten.
Lilly, das Lamm, kannte diesen Laden ganz genau. Es wurde einmal mitgenommen von seinem Schäfer, der sich hier einige Wolldecken kaufen wollte, weil er immer so fror in seinem Schafstall.
Lamm Lilly fand es etwas gruselig in diesem Geschäft, weil die Verkäuferinnen mit langen und spitzen Fingernägeln die flauschigen Decken über den Tresen warfen. Es verdrückte sich lieber in eine Ecke mit etwas weniger Publikumsverkehr.
Der Lammschnitter war die Person, der die Lämmer und Schafe der Herde einer Schur unterzog. Er kam auch häufig in diesen Laden, um Wolle abzugeben. Diese wurde hier mithilfe einer Spindel zu Wollgarn verarbeitet. Lamm Lilly wusste dieses nur zu gut. Die Besitzerin des Geschäftes, Frau S., nahm die Wollfäden und wickelte sie zu Wollknäueln, um daraus mit einer Knittax-Strickmaschine Pullover für ihre beiden Töchter anzufertigen. Rotweiß gestreift oder blauweiß geringelt oder mit Streifen verschiedener Farben versehen. Dazu passend die entsprechenden Trägerröckchen. Lilly fand die Outfits sehr ansprechend, aber auch sehr dekadent, wenn sie bedachte, dass sie dafür geschoren werden musste. Sie verkrümelte sich lieber in ihre Ecke. Sie war ein Ecklamm sozusagen.
Die Lammschnitter lauerten überall. Man musste sehr gut auf sich aufpassen.



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