Manchmal geht alles sehr schnell

Dokumentation zum Thema Krieg/Krieger

von  Citronella

Aus den Unterlagen meines Vaters:

 

03.06.1939: Wehrpaß-Notiz

Sie haben im Falle einer Mobilmachung  zunächst nicht mit einer Einberufung zu rechnen. Sie können Ihre bisherige zivile Tätigkeit weiter ausüben. …..

 

08.06.1939: Bereitstellungsschein

Sie haben im Falle einer Mobilmachung an Ihrem dauernden Aufenthaltsort einen besonderen Gestellungsbefehl abzuwarten. Eine Meldung als Freiwilliger ist zwecklos und daher zu unterlassen. …..

 

13.07.1939: Kriegsbeorderung

Im Fall einer Mobilmachung haben Sie sich nach Bekanntgabe des Mobilmachungsbefehls, ohne einen anderweiten Befehl abzuwarten, am 5. Mobilmachungstag bis 10 Uhr in … zu gestellen. Die nächstmögliche Zugverbindung ist zu nutzen.

Die Wehrdienstpapiere und Verpflegung, möglichst für 2 Tage, sind mitzubringen. …..

Der Rest ist Geschichte. Er war bis zum letzten Kriegstag dabei.



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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (05.10.25, 12:20)
Beeindruckend! Da wird Geschichte spürbar...

 Citronella meinte dazu am 05.10.25 um 13:20:
Ja, das hat schon ein wenig Gänsehauteffekt.

Ich dachte an diese Unterlagen, die mir vor Jahren bei der Auflösung der mütterlichen Wohnung in die Hände fielen, als ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal den Begriff Spannungsfall hörte und mir klar wurde, was alles dahintersteckt.

Am kuriosesten an den obigen Bescheiden finde ich den Hinweis, für 2 Tage Verpflegung mitzubringen. Es sollte wohl niemand hungrig in den Krieg ziehen. War die Wehrmacht etwa in einigen Bereichen doch noch nicht so gut vorbereitet?

 Wastl (05.10.25, 19:11)
Erinnert mich auch an diese ARTE-Dokus:

 Berlin 1933 - Tagebuch einer Großstadt

 Teil 2

LG Wastl

 Citronella antwortete darauf am 05.10.25 um 22:10:
Muss ich mir bei Gelegenheit mal anschauen.

Danke und liebe Grüße 
Citronella

 Quoth (05.10.25, 21:06)
Die Frage ist, wie man erfolgreicher dagegen angeht, dass es wieder so weit kommt. Sicherlich nicht durch bedingungslosen Pazifismus, der dem Aggressor in die Hände spielt. 
Dein Alter hatte das Glück, heil durch den Krieg zu kommen (abgesehen von seelischen Schäden). Meiner hatte es nicht.

 Citronella schrieb daraufhin am 05.10.25 um 22:08:
Die Bezeichnung „dein Alter“ für einen fremden Menschen finde ich reichlich despektierlich.

Was immer mit deinem Vater geschehen ist – hättest du nicht gerade deshalb zum Pazifisten werden müssen?

Ich kann gegenüber Deutschland keinen Aggressor erkennen, deswegen ist mir die momentane Kriegslüsternheit absolut zuwider. Gäbe es auf der Welt mehr gute Diplomaten unter den Politikern, wären wir gar nicht so weit gekommen.

 Graeculus äußerte darauf am 05.10.25 um 23:13:
Ich kann gegenüber Deutschland keinen Aggressor erkennen, deswegen ist mir die momentane Kriegslüsternheit absolut zuwider.

Wenn man nur deutsch denkt, ist das konsequent. Wenn man europäisch denkt oder als Bürger der Weltgemeinschaft im Sinne des Völkerrechts, dann sieht es anders aus.

Ich bin den Briten (die Hitler 1939 nicht mit Aggression bedroht hat) sowie den US-Amerikanern (die Hitler ebensowenig angreifen wollte) dankbar dafür, daß sie geholfen haben, uns von diesem Tyrannen zu befreien, der "nur" Lebensraum im Osten erobern wollte.

Antwort geändert am 05.10.2025 um 23:13 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 05.10.25 um 23:16:
P.S.: Jemandem, der sich gegen einen Tyrannen wehrt, welcher schon mehrfach brutale Kriege, auch und speziell gegen Zivilisten, geführt hat (Tschetschenien, Georgien, Syrien und nun die Ukraine), Kriegslüsternheit zu unterstellen, ist ein sehr polemischer Sprachgebrauch.
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