Die langsame Stille der Einsamkeit

Lyrischer Prosatext zum Thema Denken und Fühlen

von  AnneSeltmann


Es ist nicht die Stille selbst, die schwer zu ertragen ist. Es ist das, was in ihr lebt. Dieses kaum hörbare Wispern, das aus allem zu kommen scheint – aus der Uhr, die unregelmäßig atmet, aus dem Holz, das sich dehnt und wieder zusammenzieht, als suchte es nach einer Erinnerung an Wärme. Selbst das Licht scheint nach etwas zu greifen, das ihm entglitten ist.

Man sitzt da, hört dem Haus zu und spürt, dass alles um einen herum genauso einsam ist wie man selbst. Der Tisch, der Stuhl, die Schatten, selbst die Luft, die sich kaum bewegt. Nur das ferne Rauschen der Welt dringt noch herein – Stimmen, Schritte, das Leben der anderen, gedämpft, wie aus einer anderen Zeit.

Einsamkeit ist nicht das Fehlen von Menschen. Sie ist das Bewusstsein, dass selbst Nähe manchmal keine Brücke schlagen kann, wenn im Inneren Schweigen herrscht. Und vielleicht ist das der Moment, in dem man lernt, dieser Stille zuzuhören – nicht, weil sie Trost spendet, sondern weil sie endlich ehrlich ist.









Anmerkung von AnneSeltmann:

[Frei erfundene Gedanken, welche nicht meinen Zustand widerspiegeln]

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (11.10.25, 07:11)
Liebe Anne,

ich finde, dass du diese (späte) Erkenntnis vorzüglich beschrieben hast.
Aus meiner Beobachtung sind es gerade ältere Menschen, die sich ihr stellen müssen, weil viele geradezu panisch versuchen, die entstehenden "schwarzen Löcher" mit allerlei Rentnerbespaßungen zu füllen. - Selbst die größte Ansammlung launiger Events kann diese innere Leere nicht füllen.
Nur wenigen gelingt es, ihr Glück im Unspektakulären zu finden. Sei es in einem Buch oder in der Beobachtung fliegender Vögel.
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