Gefangenes Licht

Roman

von  Drita

Ich stand da, das Messer fest in der Hand haltend, während mein Herz zwischen Schmerz und Finsternis zitterte. 

In diesen Augenblicken, da ich das Messer in meiner vor Wut und Schmerz zitternden Hand hielt, tauchte mein Verstand in ein Labyrinth von Erinnerungen ein. Plötzlich erinnerte ich mich an Blerta mit ihrer erstickenden Stimme und ihrem angsterfüllten Gesicht, als sie mir zurief: Geh weg! Geh weg! 

Sie haben dich für tot erklärt … Es war ein Ruf, der mich stets wie ein Echo verfolgt hatte, wie eine Warnung, die ich bis heute nicht völlig verstehen konnte.

 Nun begriff ich sie: Es ging nicht um den Tod meines Körpers, sondern um den Tod meiner Seele, ein Sterben, das in der Form eines allmählichen, mich innerlich aushöhlenden Erlöschens geschah. 

Ich erinnerte mich auch an die Frauen unserer Nachbarn: Mimoza, Sevdija und Hana. 

Ich sah sie stets schweigsam, unterwürfig, mit diesen Blicken, hinter denen sie Wunden verbargen, die sie der Welt nicht zeigen konnten. 

Sie wurden ständig von ihren Männern geschlagen, manchmal sogar vor den Augen der anderen, und trotzdem, zum Erstaunen gehorchten sie weiterhin ihren Männern, als wäre es eine völlig natürliche Sache, ein geschriebenes Gesetz ihres Lebens. 

„Die Frau muss ihrem Ehemann gehorchen,“ sagten sie, indem sie die Worte wiederholten, die sie ein Leben lang gehört hatten, gleich einer steckengebliebenen Schallplatte zur Betäubung ihrer Seelen.

 Diese Gehorsamkeit schien mir so unerträglich, dass ich nicht nur eine Wut auf die gewaltausübenden Männer hatte, sondern auch auf jene selbst, die diese Gewalt mit blindem Gehorsam über sich ergehen ließen. 

Und ich? 

Machte ich etwa das Gleiche? 

Gehorchte auch ich einem Schmerz, der mich versklavt und dazu gezwungen hatte, eine tiefe Dunkelheit in meinem Innern zu fühlen?

 Das Messer in meiner Hand wollte brennen. Aber ich spürte mehr als Rache eine Leere, eine tiefe Ermüdung: den Schmerz, die Erinnerungen, Schatten meines Lebens, der mich verfolgte und nicht zu Atem kommen ließ.

 Als ich den Messergriff so wild und kräftig...


Abschnitt aus Roman, Gefangenes Licht, Drita Ademi 


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Kommentare zu diesem Text


 lugarex (07.11.25, 07:06)
interessant!

 Regina (07.11.25, 07:27)
Der Gewalt eines Mannes entkommt die Frau allenfalls vor der Ehe, wenn sie ihm erfolgreich klarmacht, wie sie sich diese vorstellt. Schlägerei ist die sichtbarste Art von Gewalt neben anderen Arten der Deprivation.
Es ist oft Stigmatisierung, die Frauen hindert, einen gewalttätigen Ehemann zu verlassen. Auch die Ernährer-Hausfrauenehe steht einer gleichberechtigten Trennung entgegen, aber auch Kinder.
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