die letzten fliegen
Kurzgedicht
von Redux
Kommentare zu diesem Text
du schreibst von fliegen
als wären sie rentner im jahresendprogramm
tapfer, ergraut,
nur noch ein paar summen vom ruhestand entfernt.
du gibst ihnen pathos,
als wären sie veteranen des sommers,
und nicht einfach
insekten
mit einem timingproblem.
dein november ist voll nebel,
voll schwermut,
voll lyrischer absicht –
ein wetterbericht aus gefühl
und dunst.
die fliegen landen stolz, sagst du.
stolz.
ich sehe sie eher
wie kleine alkoholiker,
die den abend nicht mehr treffen
und sich auf meiner fensterbank
zu einem existenziellen hörspiel versammeln.
du hebst sie empor,
als wären sie die letzten philosophen,
und vielleicht
ganz vielleicht
bist du selbst die fliege,
die auf deiner eigenen hand sitzt
und horcht,
ob das jahr dich noch braucht.
und weißt du was?
tut es.
trotz allem schwirren
und trotz aller poesie,
die so tut,
als sei sie schon müde.
bleib noch ein bisschen.
es wird still genug werden.
als wären sie rentner im jahresendprogramm
tapfer, ergraut,
nur noch ein paar summen vom ruhestand entfernt.
du gibst ihnen pathos,
als wären sie veteranen des sommers,
und nicht einfach
insekten
mit einem timingproblem.
dein november ist voll nebel,
voll schwermut,
voll lyrischer absicht –
ein wetterbericht aus gefühl
und dunst.
die fliegen landen stolz, sagst du.
stolz.
ich sehe sie eher
wie kleine alkoholiker,
die den abend nicht mehr treffen
und sich auf meiner fensterbank
zu einem existenziellen hörspiel versammeln.
du hebst sie empor,
als wären sie die letzten philosophen,
und vielleicht
ganz vielleicht
bist du selbst die fliege,
die auf deiner eigenen hand sitzt
und horcht,
ob das jahr dich noch braucht.
und weißt du was?
tut es.
trotz allem schwirren
und trotz aller poesie,
die so tut,
als sei sie schon müde.
bleib noch ein bisschen.
es wird still genug werden.
Man sollte nicht per se erwarten, in einem Kurzgedicht eine ausufernde Geschichte erzählt zu bekommen. Das vorliegende Gedicht ist mir in erster Linie ein Stimmungsbild (plus). Gewählt sind als Hauptakteure die Außenseiter dieser Jahreszeit - die aber auch sonst nicht sehr viel Begeisterung auslösen. Das Thema ist auf Anhieb also, nun nennen wir es: schwerfällig und oder sehr schwer gefällig.
Dennoch: die Plage, die zum Geist transmutiert, weil die zu plagenden fehlten und die Zeit zudem nicht zimperlich mit ihnen umginge, ist eine Beobachtung, die nicht jeder zu fassen bekommt. Der Blick für solches Außenseitertum ist genial. Die „stille und stolze“ Landung erinnert an leise gewordene Schwarzarbeiter (im Gegensatz zu den Bienen), die nun nicht länger gebraucht werden.
Und ganz überhaupt: Dass das Wort ´Arbeit´ aus dem althochdeutschen kommt und so viel wie ´Plage´ bedeutet, passt (mir) ins Bild und hebt das Werk auf eine neue Ebene: die Arbeit, die vergeistigt wird, weil man sie an niemanden länger verrichten kann. Also: Wohin mit der Kraft, die noch nicht versiegt ist? Was tun, wenn der Schweiß auf einmal ausbleibt, der Körper stattdessen eingebettet ist, schwerfällig geworden, aber doch noch so viel und so schnell zu tun wäre?
Die Hand am Schluss ist ein passendes Symbol für die Arbeit, sie nennt sich
und beschließt das Gedicht mit milder Stimme, die rigoros offenlässt, ob sie nun noch einen Handschlag täte.
Dennoch: die Plage, die zum Geist transmutiert, weil die zu plagenden fehlten und die Zeit zudem nicht zimperlich mit ihnen umginge, ist eine Beobachtung, die nicht jeder zu fassen bekommt. Der Blick für solches Außenseitertum ist genial. Die „stille und stolze“ Landung erinnert an leise gewordene Schwarzarbeiter (im Gegensatz zu den Bienen), die nun nicht länger gebraucht werden.
Und ganz überhaupt: Dass das Wort ´Arbeit´ aus dem althochdeutschen kommt und so viel wie ´Plage´ bedeutet, passt (mir) ins Bild und hebt das Werk auf eine neue Ebene: die Arbeit, die vergeistigt wird, weil man sie an niemanden länger verrichten kann. Also: Wohin mit der Kraft, die noch nicht versiegt ist? Was tun, wenn der Schweiß auf einmal ausbleibt, der Körper stattdessen eingebettet ist, schwerfällig geworden, aber doch noch so viel und so schnell zu tun wäre?
Die Hand am Schluss ist ein passendes Symbol für die Arbeit, sie nennt sich
„hand aus spätem jahr“