Schwamm drüber! Vergeben und Vergessen?

Gedanke

von  Walter


 

 

 

" ... Unser täglich Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern ...", heißt es im bekanntesten monotheistischen Gebet, aber heutzutage werden solche Begriffe ja nun weniger von Seelsorgern als von Psychoklempnern erörtert und wegzerredet.

Was es auch war, egal was, vergessen wir´s und Schwamm drüber! Schließlich haben ja alle Dreck am Stecken, oder nicht?

 

Vgl. Markus 3,28f: „Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben, auch die Lästerungen, wieviel sie auch lästern mögen; wer aber den heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.“

Diese Todsünde sieht in der Schöpfung nur Satans Werk.

 

Qoran-Sure 4, Vers 116: "Wahrlich, Allah wird es nicht vergeben, dass Ihm Götter zur Seite gestellt werden : doch Er vergibt, was geringer ist als dies, wem Er will."

 

„Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ – Lk 23,34 

Die Gläubigen sollen sich gegenseitig vergeben:

„Ertragt einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“

– Kolosser 3,13 

„Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.“

– Mt 18,21 f.

 Wir werden uns hier beschränken auf das, was in den begriffserschöpfenden Wikipedia-Artikeln zu "Vergebung", "Verzeihung", "Entschuldigung" und "Absolution" bereits in ermüdender Breite zu lesen steht von Fachpsychologen, Philologen und Theologen. Lenken wir lieber die Aufmerksamkeit auf einen Punkt, der erstaunlich selten Erwähnung findet in diesem Zusammenhang. Gar nicht so wenige Opfer von Verletzungen, Beleidigungen oder Kränkungen vergeben ihren Tätern, um ihre wenigstens moralische Überlegenheit zurückzugewinnen. Der großmütig Vergebende erhält wieder Oberwasser über seine beschämende Ohnmacht und wehrlose Hilflosigkeit. Er rächt sich, indem er seinerseits seinen Beleidiger beschämt und "glühende Kohlen auf sein Haupt sammelt", wie die Bibel formuliert. So gewinnt er sein gedemütigtes Gleichgewicht zurück.

 

Im Übrigen verzichtet das Opfer auch gern einmal auf den Schuldvorwurf, indem es den Täter seinerseits als unzurechnungsfähiges Opfer von entschuldigenden Umständen, Affekten oder Erbanlagen erklärt. "Alles verstehen heißt alles verzeihen"? Das ergibt neben der zurückgeholten moralischen Überlegenheit ja noch eine zusätzlich kognitive und intellektuelle:

Du armes Schwein konntest ja gar nicht anders.

 

Die Antifeministin Claire Goll nannte ihre Lebenserinnerungen 1976 schlicht : "Ich verzeihe keinem".

 

Zur Rechenschaft gezogen werden kann nur, wer auch wusste, was er tat. Der Himmel verschonte die verderbte Stadt Ninive : "Denn sie wissen nicht, was sie tun.". Der kleine Prophet Jonas schien diese Logik nur schwer zu verstehen und bestand auf angedrohten Strafen.

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (25.11.25, 12:35)
Lenken wir lieber die Aufmerksamkeit auf einen Punkt, der erstaunlich selten Erwähnung findet in diesem Zusammenhang.
Er findet sehr, sehr oft Erwähnung: In Anwendung des Sprichworts "Der Klügere gibt nach."

 Walter meinte dazu am 25.11.25 um 12:43:
Ich meinte aber eher : Wer nachgibt, 
haelt sich für den Kluegeren und Besseren.
Man gibt nach, um sich für den Kluegeren halten zu duerfen. 🤗🤔

Antwort geändert am 25.11.2025 um 12:47 Uhr

 Augustus (25.11.25, 13:17)
Verzeihen oder nicht verzeihen, das ist hier die Frage. 

Bei genauer Betrachtung der Aussage der feministin: „Ich verzeihe keinem.“ wobei sie hier miteingeschlossen ist. Die Menge von „keinem“ betrifft auch sie. 

Demnach kann sie sich selbst nicht verzeihen, dass sie den anderen nicht verzeihen kann. 
Sie ist also gleichfalls Täter, um ein Bild zu bemühen.

 Walter antwortete darauf am 25.11.25 um 13:32:
Ich glaube aber nicht, dass Frau Goll ihren ewigen Groll jemals bereut hat (wie diese selbstreflexive Lesart suggeriert).

Sie schrieb übrigens, Genies gebe es nur unter Männern und Frauen sollten denen dienen. 🤗

 Augustus schrieb daraufhin am 25.11.25 um 13:34:
Das wusste schon O. Weininger.

 Walter äußerte darauf am 25.11.25 um 13:41:
Nur war Weininger ein (wahrscheinlich schwuler) Mann, die Goll hingegen ...
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