Rote Baracken

Text

von  Gabyi

Rote Baracken oder Spätrot

In den roten Baracken aus Holz lebten deutsche Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg, die zwischen 1944 und 1950 geflüchtet oder vertrieben worden waren. Die kleine Hafenstadt hatte es politisch angeordnet und sie zwangsweise aufgenommen. Es waren 12 Millionen Deutsche aus Ostpreußen, Schlesien, den baltischen Staaten, Ungarn, der Tschecheslowakei, Polen, Jugoslawien, Schlesien und Rumänien, die von Flucht und Vertreibung betroffen waren. Ein winziger Bruchteil von ihnen lebte nun hier in den roten Baracken. Es gab vier Barackenlager in der kleinen Stadt. Sie hießen Noorlager, Frauenlager, Rendsburger Lager und Luisenlager und befanden sich jeweils am Stadtrand.
Die Menschen, die dort lebten, hatten fast alles verloren. Ihre Heimat, Grund und Boden, Hab und Gut, Besitztümer, ihre Nachbarn und Freunde und ihre Würde. Entsprechend schlecht wurden sie häufig auch von den Einheimischen behandelt.
Kinder, die in den Baracken wohnten, hatten häufig eine dunkle Schmutzschicht auf dem Gesicht und verströmten einen strengen Geruch.
Kaum einer der einheimischen Kids wollte mit ihnen spielen. Häufig hatten die Flüchtlingskinder braune Augen und dunkle, fettige Haare, ganz im Gegensatz zu den einheimisch und gewohnt blonden Haaren und blauen Augen.
Die Menschen waren arm und sprachen fremde und unbekannte Dialekte. In den Baracken schliefen Babies in Wäschkörben oder Kommodenschubladen.
Am Ende ging das Noorlager in Flammen auf. Wer dabei zu Schaden kam, vermag ich nicht zu sagen.
Ich weiß nur, dass mein Vater mich in einer Nacht aus dem Bett holte und rief: “Das Noorlager brennt!” Ich wurde mitgezerrt und sah nur noch die Pfützen von den Löscharbeiten am Boden.
Über die Bewohner herrschte Stillschweigen in der Stadt. Wie immer.



(Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden rund zwölf Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben) 





Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Citronella (27.11.25, 16:38)
Ostpreußen, Schlesien, den baltischen Staaten, Ungarn, der Tschecheslowakei, Polen, Jugoslawien, Schlesien und Rumänien
 ... und auch Pommern ...  ;)

Meine Vorfahren hatten es insofern gut, als sie nicht in einem Barackenlager unterkamen, sondern auf einem Bauernhof. 

LG Citronella

Kommentar geändert am 27.11.2025 um 16:38 Uhr

 niemand meinte dazu am 27.11.25 um 17:01:
@ Citronella
Meine Tante ist quasi ins Schwabenland "gezogen/geflüchtet" egal.
Sie hat dann erzählt wie die Einheimischen die Flüchtlinge schlecht
behandelt haben. Die waren sogar so gemein, dass wenn ein Flüchtlingskind einen Apfel, oder eine Birne die von Straßenbäumen herunterfielen aufhob, man es verschimpfte und ihm die Frucht abnahm. Na, ja, die Schwaben sind ja bekanntlich besonders.
Man ließ überflüssiges lieber verfaulen. Und das waren quasie
"eigene Leute" wie man so sagt. Heutzutage machen sie alle einen Riesenaufstand sogar um Menschen die aus wirtschaftlichen Gründen gekommen sind. Für alle nur das Beste. Ja, heutzutage spielen sich nicht wenige als Gutmenschen auf. Sogar Ungesetzmäßigkeiten werden gerne herunter gespielt. Ist ja alles nicht so schlimm ...
LG Irene
Zur Zeit online: