Forever in Love

Epos zum Thema Herz

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Wer öfter liest, ist schneller tot

Ja, Sylver: wo du vor 24 Jahren recht hattest, hast du heute noch recht. Ein Lied, das Bände schrieb. Die Anfänge von Graeber und Wengrow bereiteten sie zwar nicht vor, aber begleiteten die Erkenntnis, dass die Weltgeschichte, genauer, die Geschichte dieser Welt, höllensturzegal ist. Das Buch las ich diesen Sommer, und nein, kein weiteres von Kershaw, zwei langweilige haben für dieses Leben gereicht. Vom Mai 2021 bis in den August 2025 las ich das perfekt strukturierte aber ebensoperfekt langweilige Buch von Demandt: Grenzen.


Ich spaziere, mich vor Kitsch nicht fürchtend,  im herbstlichen Hannover am Maschsee, und denke, dass Grenzen durchaus Anfänge sind: die Grenze meiner zwanghaften Lesesucht war erreicht, als ich das zu Ende gelesene Buch „Behave“ von Robert Sapolsky, auf Deutsch gelesen und den deutschen Titel vergessen, einer Frau im Zug nach Hannover Ende August 2024 schenkte, und sie versprach, es weiterzuverschenken, wenn sie es gelesen hat. Heute im großen Hugendubel stellte ich wieder einmal fest, dass ich gar nichts mehr lesen muss: die Quantität ist frei nach falschem Hegel in die Qualität, ach wozu so ein Scheyss wieder. Lieber zurück zu Sylver. Was das Lesen betrifft, Anmerkung 1 genügt.


Es gibt nichts mehr Ernstzunehmendes zu lesen für mich: alles nur noch just for fun, ob Austedas Band über die moderne Philosophie oder das gleichantiquierte Buch über die Philosophie im spanischen Kulturraum oder eben dieses kleine grüne Buch über Unsterblichkeit, ebenso aus den Fünfzigern. Die schulphysikalischen gut gemachten Bände zur Physik und Kosmologie überwinterten mit mir 2023/24 am Rande meiner psychischen Supernova-Explosion. Der für die kritische Masse geschluckte Stern war das Buch „Reality +“ von David Chalmers.


So gelassen, so tiefenentspannt wie heute bin ich durch Hannover noch nie gewandert. Vor Jahren und vielen Jahren habe ich in Hannover studiert, wanderte dortdurch fast jeden Tag, und auch von großer, fast endloser Ruhe begleitet: der Friedhofsruhe der bleischweren und hochfunktionalen Depression. Die Robert-Enke-Straße habe ich bereits passiert, aber damals gab es sie noch nicht, damals gab es noch Robert Enke. Was das mit Sylver zu tun hat? Chalmers. Qualia. Mehr muss ich nicht sagen.



Anmerkung von Jack:

1

Dienstag, 11. Januar 2022
Lesen: Konsum oder Produktion?

 
 
 
Die meisten Menschen lesen konsumierend. Das sieht man schon daran, dass sie Belletristik lesen. An zweiter Stelle kommt Ratgeber-Literatur, und weit abgeschlagen danach das, was ich lese, wobei es meistens nicht freiwillig, sondern als Schul- und Studienaufgabe gelesen wird.


Ich lese produktiv. Für mich ist Lesen geistige Rohstoffbeschaffung. Ich lese, um Gelesenes zu höherwertigem geistigem Produkt zu verarbeiten. 
Esther Vilar sieht die sexuelle Geschlechterbeziehung als spielerischen Kampf. Das ist lunar, dionysisch, und mir fremd. Sex ist für mich ausschließlich als Konsumprodukt begreifbar. Eine sehr attraktive junge Frau mit dem Gütesiegel Mieze, die keinen sexuellen Inhibitor in Form von Liebe in mir auslöst, käme als Sexualkonfekt in Frage; liebte sie mich, so könnte ich mich nur für die Bereitstellung sexuellen Konsumprodukts bedanken, aber sie nicht zurücklieben. Zu Sexualobjekten habe ich keine Beziehung, zu Pralinen ja auch nicht.


Liebe ist für mich nur im verträumten Modus möglich (doppelt introvertiert, weshalb mein Lieblingscharaktertyp INFP, Träumer, ist). Verträumte Beziehungen zweier Träumender sind möglich; das Mädchen sollte nicht bloß im Traummodus sein, sondern durch und durch verträumt, in Träumen lebend: ein Träumer.


Spiel ist für mich sinnlich und kompetitiv. Ich mag keine Rollenspiele, keine sozialen Spiele. Es geht um das physische Besiegen des Gegners, ob im Individual- oder Mannschaftssport, ob im Rededuell oder im Krieg. Schach ist langweilig. Es findet im Modus der Produktion, nicht des Kampfes statt, und das ist Verschwendung.


2. Was das Lesen aus mir gemacht hat(te):

Dienstag, 11. Januar 2022

Der König der Wahrheit

 
 
 
Ich hielt mich sofort für die Kombination Magier/Krieger, als ich Jungs Archetypen kennenlernte. Das war, was ich sein wollte, und, nicht aber, das Gegenteil davon, was ich bin: König/Liebhaber. Und wieder gehe ich mit einem Informationsvorsprung in eine transzendentale Deduktion, um Einwände aus lebensweltlicher Realität als götterunwürdiges Menschengerede abzuweisen. 
Das Was ist ein Wie, kein Warum. Es geht um den funktionalen Zusammenhang, nicht um Intentionalität, denn ich will, und ich weiß es, unterstützt mit dem Privileg des Wissensvorsprungs der Ersten Person, kein Arschloch sein. Doch ich bin ein arrogantes selbstgefälliges Arschloch. Das kann ich nicht ändern, allenfalls in die Extraversion gehend abmildern. 

Hier ist der Schlüssel: 
Schlaf - Magier 

Blast (Produktion und Wiedergabe) - König 

Konsum - Liebhaber 

Spiel - Krieger 

Zwei introvertierte kognitive Funktionen ergeben den Schlaf. Bei mir Ni + Fi; im Ni-Fi-Loop bin ich verträumt, träume viel, verbrachte früher viel Zeit beim Tagträumen. Aber nur aufgrund eines permanenten Erschöpfungszustands. Leider bin ich kein Tagträumer. Das Glück des Tagträumens im Unglück des Energiemangels ist mir nicht mehr vergönnt. 
Eine beobachtende introvertierte und eine wertende extravertierte Funktion lassen dich produzieren und liefern. Jesus und Hitler produzierten, angetrieben durch Willenskraft, kognitive Empathie; Jesus ging auf das Gute, Hitler auf das Schlechte in den Menschen ein. Beide förderten die jeweiligen Anlagen ihrer Mitmenschen emotional. Ich produziere ebenfalls durch Willenskraft, aber kein Bruttoemotional-, sondern ein Bruttorationalprodukt. Ni + Te ergibt die Hegemonie Hegels, Marxens, Lenins und meiner Bescheidenen. Ich bin ein König*. 
Ein König produziert mehr als er konsumiert. Der Liebhaber, der konsumiert, ist vom König in meinem Fall eingesperrt. Er hat die Freiheit zum Intervallfasten. Er darf ab und zu gucken, morphen, photoshoppen, aber wenn es ums Naschen geht, nur Whisky und Schokolade. Alles in lächerlichen Mengen verglichen mit der Produktion. Der König erzielt große Überschüsse. Anders nicht möglich: introvertiertes Fühlen und extravertierte Sinnlichkeit sind bei mir dritte und vierte Funktion. Zu viel Freiheit, und ich werde ein genusssüchtiger Tyrann: der Liebhaber beginnt mit Blümchensex und endet wie Pinhead aus "Hellraiser". Fi zieht durch Semaßlos alles Genießbare, und zwar der höchsten Qualität, an sich. 
Trotz harten Lebens(kampfes) bin ich kein Krieger. Der Krieger nutzt seine beiden extravertierten Funktionen. Te + Se, Denken und Sinnlichkeit, Planen und Siegen. Hannibal und Subotai waren INTJs im Krieger-Modus. 
Und ich Arschloch bin ein einsamer König. Absolute solitäre Deutungshoheit über jede Art von Information. Meine Interaktion mit der Außenwelt ist Informationskontrolle. Ich bin Big Brother, Darth Sidious. Und (fast) alle wollen sein wie ich, was schade ist: natürlich ist, sein zu wollen, was du beneidest; krankhaft ist, sein zu wollen, was du fürchtest. Doch sie wollen Recht haben, anstatt glücklich zu sein**, und ich sage aus Erfahrung: für mich ist Normalität, tatsächlich Recht zu haben und rechthaberisch aufzutreten, doch selbst das Rechthaben berechtigt nicht zu Rechthaberei, denn nur durch Irrtum entsteht neue Information.
 
*Alexander Dugin: "Philopsophen regieren die Welt".

**Rollo Tomassi: "Do you want to be happy or do you want to be right?" Die rhetorische Antwort lautet: es ist besser, Recht zu haben, als glücklich zu sein, und sich zu irren.

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Kommentare zu diesem Text


 Pensionstarifklempner (14.10.25, 17:24)
Muss ich 2 mal lesen.

 Jack meinte dazu am 14.10.25 um 18:17:
Aber lies wie ich lese, lies nicht wie ich las.

 Quoth (14.10.25, 18:02)
Ging nicht auch toltec-head gerne am Maschsee spazieren? Ihr solltet Euch mal begegnet sein! Aber als INFP stuft er sich kaum ein. Einen Satz wie 
Zu Sexualobjekten habe ich keine Beziehung, zu Pralinen ja auch nicht.
kann ich mir von ihm nicht vorstellen. Oder doch, ja! In diesem Bereich ist alles zweideutig!

 Jack antwortete darauf am 14.10.25 um 18:19:
ENTP oder ENFP schätze ich ihn ein, wobei INFP nicht unmöglich wäre, die sind so verschieden, dass es mehr unterschiedliche INFPs als unterschiedliche Typen geben könnte.

Die Erotik ist die Schattenarbeit für Liebe. Die Sinnlichkeit muss von der sexuellen Begierde befreit werden, aber nicht durch Verbot oder Verdrängung.
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