Niemand, ich bin Niemand

Prosagedicht zum Thema Drogen/ Alkohol

von  AlmaMarieSchneider

Von mir aus kaut mich durch
aber nehmt die Finger weg.
Ich bin nicht BESOFFEN.

Finger weg, sage ich!

Wasseruhren ablesen, Strom bezahlen,
DAS würde euch so passen.
Zerrauft euch euere eigenen Haare.
Verschwindet, weg, weg.
Ihr wisst doch genau,
warum der Milchpreis fällt,
und die Benzinpreise steigen?

Weil Ferien sind, sagt ihr
und deutet auf Araber.

Nehmt endlich die Finger weg.

Nein, nein,
Niemand beklagt sich
Ich habe andere Sorgen

Ein Randalierer - ich?
Ihr meint es nur GUT mit mir?

Nichts habe ich getrunken, gar nichts,
nur mal auf den Tresen geschlagen.
Ihr bringt mich nicht ins Gefängnis,
IHR nicht!

Loslassen, sofort loslassen.

Finger weg!

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Kommentare zu diesem Text

urbinia (49)
(18.07.05)
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 18.07.05:
Danke liebe Urbinia. Freue mich, daß Du etwas dazu sagst. Ist eher ein Thema zum Davonlaufen.
Es geht im Grunde um soziale Not, die Schuldzuweisung, die Erkenntnis der Ausweglosigkeit und die Flucht in den Alkohol, der aggresiv macht (Alkoholtrinker sind ja immer nüchtern).
Eine Einlieferung in die Ausnüchterungszelle und auch Erfahrungen damit.

Liebe Grüße
Alma Marie
Alina (58)
(18.07.05)
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 AlmaMarieSchneider antwortete darauf am 18.07.05:
Liebe Alina,

es gibt schon viel Geistreiches über Gesellschaftskritik, dabei wäre der Anblick eines Obdachlosen doch schon genug Kritik.
Ich probiere es deshalb einmal aus der Sicht eines Menschen, der seinem sozialem Elend durch die Flucht in den Alkohol zu entkommen sucht.
Er ist polemisch, sucht die Schuld seiner hoffnungslosen Lage bei Anderen und kann sich eigentlich nur gegen die Ausnüchterungszelle wehren, dabei unterstellt er aggresiv den Staatsdienern (Polizei) so ziemich die ganze Wirtschaftsmisere und seine eigene.
Es ist erschreckend, ja. NIEMAND prangert etwas an, polemisiert zwar, doch niemanden interessiert das.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Ganz liebe Grüße
Alma Marie
zackenbarsch† (74)
(18.07.05)
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 AlmaMarieSchneider schrieb daraufhin am 18.07.05:
Danke Friedhelm,

zwar eine etwas ungewöhnliche Perspektive auf etwas aufmerksam zu machen und das auch noch mit der Polemik eines Betrunkenen.
Deshalb bedanke ich mich herzlich fürs Lesen und Kommentieren.

Lieben Gruß
Alma Marie

 tastifix (19.07.05)
Hallo Alma Marie!

Der Text ist erschütternd, spricht gleichzeitig mehrere sehr komplexe Probleme an. Das Thema Alkoholismus ist ein weites, für die Betroffenen schreckliches Feld. Die Allgemeinheit schert alle Alkoholiker über einen Kamm. Alkoholismus=stetige Betrunkenheit.
Die Alkoholiker, die gegen ihre Krankheit mit eisernem Willen versuchen anzukämpfen, werden durch dieses Pauschalurteil auf gefährliche Weise entmutigt und der Einfachheit halber mit"wirklich asozialen Säufern" in einen Topf geworfen. Die Mühe, ´mal den Grund für den Krankheitsausbruch zu bedenken, macht sich nur eine Minderheit der Bevölkerung.

Trockene Alkoholiker sind in meinen Augen zu bewundern. Sie widerstehen doch tatsächlich den alltäglichen, allgegenwärtigen Versuchungen, zum Glase zu greifen und halten durch. Selbst Anfeindungen der Umwelt können sie nicht von ihrem Weg abbringen. Was diese Menschen an Kraft aufbringen, kann der Normalbürger gar nicht nachvollziehen.

Alkoholismus bedeutet Verzweiflung, Ausweglosigkeit, dann zetibegrenzte Hochstimmung durch den Alkohol und anschließenden grausamen Fall in ein noch tieferes, seelisches Loch.

Hut ab vor denen, die diesen Teufelskreis mit Hilfe Anderer oder sogar aus eingener Kraft durchbrechen!

Ein aufwühlendes Gedicht, das sich einfach nicht oberflächlich überfliegen lässt!

Lieben Gruss
Gaby-tastifix

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 24.07.05:
Danke tastifix für Deine Gedanken hierzu.
Leider nimmt unsere Gesellschaft Eigentumsdelikte ernster (z.B einen Kaufhausdiebstahl) als die Leiden der Menschen.

Ganz liebe Grüße
Alma Marie
Symphonie (73)
(05.09.05)
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 AlmaMarieSchneider ergänzte dazu am 11.09.05:
Meinen späten Dank fürs Lesen und Kommentieren liebe Symphonie. Ich habe mich gefreut.

Liebe Grüße
Alma Marie

 ViolaKunterbunt (10.09.05)
Sehr eindringlich und nachdenklich machend.
Wieder toll geschrieben.
Liebe Grüße, Viola

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 11.09.05:
Danke Viola.

Lieben Gruß
Alma Marie
rheinfrau (73)
(18.09.05)
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 18.09.05:
Liebe Anne,

danke für Deine Worte.
In Frankreich ist es Obdachlosen per Gesetz erlaubt unter den Pariser Brücken zu schlafen, in Deutschland gibt es sie zwar, doch sie haben keinen Anspruch auf einen Platz zum leben.
Wohl dem Alkoholiker, der noch Familie im Rücken hat. Er wäre sonst Chancenlos.

Dir einen schönen Sonntag und liebe Grüße
Alma Marie
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