Literarische Rätsel 21 Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde

Ansprache zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Der Roman schildert die Geschichte einer Oberschichtfamilie in einem südamerikanischen Land bis zur Militärdiktatur 1973.

Die Protagonistin, ihre Tochter und Enkelin sind zu übersinnlichen Wahrnehmungen fähig. Der Protagonist verdient im Norden des Landes in Bergwerken das Geld, um in die privilegierte Familie einheiraten zu können. Die umworbene Frau stirbt jedoch an Rattengift, das ihren Vater, einen liberalen Politiker, beseitigen sollte. Die Schwester der Vergifteten hat das Unglück vorhergesehen und verfällt in ein neunjähriges Schweigen.

Der Held macht im Süden aus einem vernachlässigten Erbe mit effizienter Arbeit und Ordnungsliebe ein Mustergut. Seinen Tugenden stehen Schwächen wie Jähzorn, Brutalität und Vergewaltigungen von Lohnabhängigen gegenüber.

Nach der Hochzeit mit der Heldin, die ihr Schweigen bricht, baut der Protagonist in der Hauptstadt das titelgebende Haus. Während der Held auf einem Landgut weilt, versammelt seine Frau Gleichgesinnte zu spiritistischen Sitzungen um sich, die den Ruf des Hauses als Ort des Übersinnlichen festigen.

An der Verfilmung des Romans wurde bemängelt, dass ihr „die überbordende Fabulierlust der Vorlage“ (Wikipedia) fehle.

Die Werke der Autorin wurden in 35 verschiedene Sprachen übersetzt und der Verkauf erreichte 65 Millionen Exemplare.

Die Autorin konnte sich in Schulen lateinamerikanischer, europäischer und arabischer Hauptstädte für die politischen Implikationen ihres bekanntesten Romans bilden. Sie schrieb in einer feministischen Zeitschrift für die Volksfront-Regierung.

Während die Kritik ihr Hauptwerk feierte, glitt sie zunehmend ins Triviale ab, sodass die Süddeutsche Zeitung sie als „Königin des Kitsches“ bezeichnete.


Es ist nicht schwierig, dieses Rätsel zu lösen. Man bedenke bitte, dass die Verrätselung für mich nur ein Mittel ist, versäumte oder vergessene Lektionen der Literatur wieder ins Gespräch zu bringen.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (25.04.25, 14:41)
Dieses Hauptwerk war ja seinerzeit ein unglaublicher Hype. Verstanden habe ich den nicht. Warst Du von diesem Buch beeindruckt?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.04.25 um 17:20:
Wir alle hier sind mehr oder weniger Kinder der Aufklärung.
Ich habe das Buch kurz nach einer Südamerika-Reise gelesen. Wir fuhren im Bus zu einem entlegenen Hotel am Titicaca-See. Die Reiseleiterin verriet uns, dass dort am Abend ein berühmter Wahrsager zu Gast sein würde. Wir machten selbstgefällig unsere Witzchen, und fast alle waren entschlossen, sich ihre Zukunft deuten zu lassen, in der Meinung, es mit einem Scharlatan zu tun zu haben. Dann sahen wir den ehrfurchtgebietenden Mann. Wie ich wollten auch die Anderen ihre Zukunft nicht mehr wirklich wissen. Nur ein junges Paar ließ sich weissagen. Wir waren auf dieser Reise, ohne es vorher zu wissen, öfter in großer Gefahr. Das gilt erst recht für einige Großstädte dieses Kontinents. Wer dort lebt, ist anfälliger für spirituelle Dinge. So kam es, dass ich den Roman als typisch für einen Kontinent empfand, in dem die Uhren anders ticken. Du entdeckst Spirituelles in den meisten berühmten lateinamerikanischen Romanen, selbst bei Garcia Márquez, der relativ aufklärerisch schreibt.

 Graeculus antwortete darauf am 25.04.25 um 23:07:
Die Erfahrung einer Südamerika-Reise fehlt mir. Das müßte allerdings wohl auch für die meisten Allende-Leser gegolten haben. So recht verstehe ich die damalige Begeisterung immer noch nicht - wohl aber jetzt Deine Reaktion auf das Buch.

 harzgebirgler (27.04.25, 08:46)
hallo ekki,

ich sah nur den film einst, der mir gut gefiel
auch dank seiner weltstars fantastischem spiel.

lg
henning

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 27.04.25 um 16:14:
Ja, Henning, dies ist einer der seltenen Fälle, in denen ein Film die Qualität der literarischen Vorlage erreicht.

LG
Ekki

 Pearl (28.04.25, 00:10)
Eine meiner Professorinnen nannte sie und Laura Esquivel mal "escribidoras" ( =abwertend) im Gegensatz zu den "escritores" Gabriel García Márquéz und Roberto Bolaño. Doch an die Romane "Die wilden Detektive" und " Hundert Jahre Einsamkeit" kann ich mich 0 erinnern. Ihr Hauptwerk jedoch ist noch immer lebendig in mir ( ich ♡ aber auch Geister ;). Ich fand es genial und liebe ihren Magischen Realismus viel mehr als den von Márquez.
Auch mochte ich es, dass mir etwas von der Geschichte Chiles so erzählerisch leicht näher gebracht wird. Kein Wunder: Weißt du mit wem sie verwandt war?

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 28.04.25 um 22:48:
Grazie, Pearl,
es gibt einige Parallelen zwischen ihr und Garcia Márquéz und ich kann deine positive Einschätzung gut nachvollziehen. Sie ist mit dem früheren Präsidenten Salvador Allende verwandt.
LG
Ekki
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