Der Bolero

Kurzprosa zum Thema Musik

von  Traumreisende

Sie hörte in den weißsilbern schimmernden Gassen aus all dem Stimmengewühl heraus eine Musik erklingen.
Erst beim zweiten Hinhören erkannte sie den Bolero. Es war schwer zu erkennen,  woher die  Melodie ertönte, doch ihre Sehnsucht fand die Richtung, die ihre Ohren vergeblich gesucht hatte.
So viele Menschen auf den Strassen, so viele Geschichten in ihren Gesichtern, die mehr erzählten , als ihre Sprache. Manche Augen vertieften sich sekundenlang in die ihren und schienen ihr zu sagen, sie solle weitergehen, wie ein stummes Zustimmen.
Ravel beschränkte sich immer noch auf drei Instrumente, die leise lockend riefen. Ihr Atem ging schneller, obwohl ihre Schritte weiterhin bemüht waren gleichmütig zu schreiten. Es war, als wurde sie aus ihrer Mitte mit Seilen zu dem Ort gezogen, an dem die Musik ihren Ursprung hatte.
Die Wiederholung war wie ein Sog. Aus dem wie im Marschtakt schwellenden Untergrund erklang der Wirbel, wie eine herausgelassene Farben.
Ihre Haut begann zu vibrieren. Ein kleines Schweißrinnsal glitt über ihren Hals durch die bebenden Brüste.
Sie folgte der Musik, als ob nur sie noch Erlösung versprechen würde.
Ravel lies die Musik in diesem Moment bereits orchesterhaft anschwellen. Es kam ihr vor, als würden sie auf der gegerbten Tierhaut einer Trommel mit jedem Pulsschlag erschüttert. In ihr brach die Lust hervor, Ihre schritte hatten das Gleichmaß verloren und sie bemerkte, dass sie bereits rannte.
Atemlos wusste sie, dass nur aus diesem weißen Haus, vor dem sie jetzt stand die Musik erklang. Doch sie wusste nicht, weshalb sie hier stand, welchen Weg sie gegangen war.
Ja, am wenigsten warum! Sie war da und erst jetzt kam die bange Frage, was sie jetzt tun sollte.
Die Musik aus dem Haus überschritt bereits das Maß an Leidenschaft, welches sie glaubte ertragen zu können. Alles hämmerte dem Höhepunkt des Bolero entgegen.
In ihrer Verwirrtheit wollte sie sich abwenden und gehen.
Da ging die Tür auf und eine sanfte Stimme sagte: „Endlich bist du da !“ und plötzlich ahnte sie, wie viel Leidenschaft sie noch ertragen konnte.

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Kommentare zu diesem Text


 mondenkind (01.12.05)
*lächel*
wunderschön leidenschaftlich und geheimnisvoll.... und PROSA!! *hüpf* :)))

 Traumreisende meinte dazu am 03.12.05:
danke du was hab ich es doch mit dem h sei lieb gegrüßt
silvi
Parafina (21)
(01.12.05)
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 Traumreisende antwortete darauf am 03.12.05:
du liebst ja auch musik! danke dir!
Seifenblase (38)
(01.12.05)
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 Traumreisende schrieb daraufhin am 03.12.05:
es ist ein wunder der musikalischen steigerung und wie oft steigern sich gedanken und gefühle??? dir eine schönes we
silvi
TanzderSinne (30)
(01.12.05)
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 Traumreisende äußerte darauf am 03.12.05:
oh ja musik die führt, verführt, mitreist, musik der magie, bis zur grenze dessen, was man /frau erträgt...
danke du liebe, hab ein schönes we
silvi

 Triton (02.12.05)
Ja, der Bolero ist schon wirklich ein ganz besonderes Stück Musik. Er hat schon zu vielen Träumen und Inspirationen geführt. Ein wirklich sehnsüchtiges Stück in seiner Einfachheit und Kraft. Ich kann es nachfühlen, dass diese Musik kribbelig macht. LG Triton

 Traumreisende ergänzte dazu am 03.12.05:
ja, die wiederholung und steigerung in eine große tiefe oder eben zur eskalation der gefühle... ein meisterwerk der magie ... hab lieben dank
silvi
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