Alle 316 Textkommentarantworten von autoralexanderschwarz

12.12.18 - Diskussionsbeitrag zum Text  Erwachsen werden von  EkkehartMittelberg: "@Michael Berger Noch ein kleiner Nachtrag, damit das nicht so aussieht, als würde ich Kapitalismus und Faschismus gleichsetzen (so wie bspw. Brecht das ja zeitweise getan hat). Eigentlich wird der neuralgische Punkt des pazifistischen Widerstandes bereits in deinem Zitat deutlich. Der Faschismus marginalisiert jene Scham durch die Entmenschlichung seines Feindes, der Kapitalismus durch das (im Zuge der Globalisierung mögliche) „Unsichtbarwerdenlassen“ seiner Opfer. Niemand würde wohl die Elendsprodukte kaufen, für welche die Nachbarskinder bluten mussten. Und für die oben erwähnten Alt-68er: Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht. Protest ist, wenn ich sage, ich mache nicht mehr mit. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass alle andern auch nicht mehr mitmachen. « So ähnlich - nicht wörtlich - konnte man es von einem Schwarzen der Black-Power-Bewegung auf der Vietnam-konferenz im Februar in Berlin hören. Die Studenten proben keinen Aufstand, sie üben Widerstand. Steine sind geflogen, die Fensterscheiben vom Springerhochhaus in Berlin sind zu Bruch gegangen, Autos haben gebrannt, Wasserwerfer sind besetzt worden, eine BILD-Redaktion ist demoliert worden, Reifen sind zerstochen worden, der Verkehr ist stillgelegt worden, Bauwagen wurden umgeworfen, Polizeiketten durchbrochen - Gewalt, physische Gewalt wurde angewendet. Die Auslieferung der Springerpresse konnte trotzdem nicht verhindert werden, die Ordnung im Straßenverkehr war immer nur für Stunden unterbrochen. Die Fensterscheiben wird die Versicherung bezahlen. An Stelle der ausgebrannten Lastautos werden neue ausfahren, der Wasserwerferbestand der Polizei wurde nicht verkleinert, an Gummiknüppeln wird es auch in Zukunft nicht fehlen. Also wird das, was passiert ist, sich wiederholen können: Die Springerpresse wird weiter hetzen können, und Klaus Schütz wird auch in Zukunft dazu auffordern können, »diesen Typen ins Gesicht zu sehen« und die Schlussfolgerung nahelegen, ihnen reinzuschlagen - was am 21. Februar bereits geschehen ist -‚ schließlich zu schießen. Die Grenze zwischen verbalem Protest und physischem Widerstand ist bei den Protesten gegen den Anschlag auf Rudi Dutschke in den Osterfeiertagen erstmalig massenhaft, von vielen, nicht nur einzelnen, über Tage hin, nicht nur einmalig, vielerorts, nicht nur in Berlin, tatsächlich, nicht nur symbolisch - überschritten worden. Nach dem 2. Juni wurden Springerzeitungen nur verbrannt, jetzt wurde die Blockierung ihrer Auslieferung versucht. Am 2. Juni flogen nur Tomaten und Eier, jetzt flogen Steine. Im Februar wurde nur ein mehr amüsanter und lustiger Film über die Verfertigung von Molotowcocktails gezeigt, jetzt hat es tatsächlich gebrannt. Die Grenze zwischen Protest und Widerstand wurde überschritten, dennoch nicht effektiv, dennoch wird sich das, was passiert ist, wiederholen können; Machtverhältnisse sind nicht verändert worden. Widerstand wurde geübt. Machtpositionen wurden nicht besetzt. War das alles deshalb sinnlose, ausufernde, terroristische, unpolitische, ohnmächtige Gewalt? Stellen wir fest: Diejenigen, die von politischen Machtpositionen aus Steinwürfe und Brandstiftung hier verurteilen, nicht aber die Hetze des Hauses Springer, nicht die Bomben auf Vietnam, nicht Terror in Persien, nicht Folter in Südafrika, diejenigen, die die Enteignung Springers tatsächlich betreiben könnten, stattdessen Große Koalition machen, die in den Massenmedien die Wahrheit über BILD und BZ verbreiten könnten, stattdessen Halbwahrheiten über die Studenten verbreiten, deren Engagement für Gewaltlosigkeit ist heuchlerisch, sie messen mit zweierlei Maß, sie wollen genau das, was wir, die wir in diesen Tagen - mit und ohne Steinen in unseren Taschen - auf die Straße gingen, nicht wollen: Politik als Schicksal, entmündigte Massen, eine ohnmächtige, nichts und niemanden störende Opposition, demokratische Sandkastenspiele, wenn es ernst wird den Notstand. - Johnson, der Martin Luther King zum Nationalhelden erklärt, Kiesinger, der den Mordversuch an Dutschke telegrafisch bedauert - sie sind die Repräsentanten der Gewalt, gegen die King wie Dutschke angetreten sind, der Gewalt des Systems, das Springer hervorgebracht hat und den Vietnam-Krieg, ihnen fehlt beides: Die politische und die moralische Legitimation, gegen den Widerstandswillen der Studenten Einspruch zu erheben. Stellen wir fest: Es ist dokumentiert worden, dass hier nicht einfach einer über den Haufen geschossen werden kann, dass der Protest der Intellektuellen gegen die Massenverblödung durch das Haus Springer ernst gemeint ist, dass er nicht für den lieben Gott bestimmt ist und nicht für später, um einmal sagen zu können, man sei schon immer dagegen gewesen, es ist dokumentiert worden, dass Sitte & Anstand Fesseln sind, die durchbrochen werden können, wenn auf den so Gefesselten eingedroschen und geschossen wird. Es ist dokumentiert worden, dass es in diesem Land noch Leute gibt, die Terror und Gewalt nicht nur verurteilen und heimlich dagegen sind und auch mal was riskieren und den Mund nicht halten können und sich nicht bange machen lassen, sondern dass es Leute gibt, die bereit und fähig sind, Widerstand zu leisten, so dass begriffen werden kann, dass es so nicht weiter geht. Es ist gezeigt worden, dass Mordhetze und Mord die öffentliche Ruhe und Ordnung stören, dass es eine Öffentlichkeit gibt, die sich das nicht bieten lässt. Dass ein Menschenleben eine andere Qualität ist als Fensterscheiben, Springer-LKWs und Demonstranten-Autos, die bei der Auslieferungsblockade vor dem Springerhochhaus in Berlin von der Polizei in Akten blanker Willkür umgeworfen und beschädigt wurden. Dass es eine Öffentlichkeit gibt, die entschlossen ist, das Unerträgliche nicht nur unerträglich zu nennen, sondern dagegen einzuschreiten, Springer und seine Helfershelfer zu entwaffnen. Nun, nachdem gezeigt worden ist, dass andere Mittel als nur Demonstrationen, Springer-Hearing, Protestveranstaltungen zur Verfügung stehen, andere als die, die versagt haben, weil sie den Anschlag auf Rudi Dutschke nicht verhindern konnten, nun, da die Fesseln von Sitte & Anstand gesprengt worden sind, kann und muss neu und von vorne über Gewalt und Gegengewalt diskutiert werden. Gegengewalt, wie sie in diesen Ostertagen praktiziert worden ist, ist nicht geeignet, Sympathien zu wecken, nicht, erschrockene Liberale auf die Seite der Außerparlamentarischen Opposition zu ziehen. Gegengewalt läuft Gefahr, zu Gewalt zu werden, wo die Brutalität der Polizei das Gesetz des Handelns bestimmt, wo ohnmächtige Wut überlegene Rationalität ablöst, wo der paramilitärische Einsatz der Polizei mit paramilitärischen Mitteln beantwortet wird. Das Establishment aber, die »Herren an der Spitze« - um mit Rudi zu reden -‚ in den Parteien, Regierungen und Verbänden haben zu begreifen, dass es nur ein Mittel gibt, »Ruhe & Ordnung« dauerhaft herzustellen: Die Enteignung Springers. Der Spaß hat aufgehört. »Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht. Ulrike Meinhof, 1968"

12.12.18 - Diskussionsbeitrag zum Text  Erwachsen werden von  EkkehartMittelberg: "Sartre hat m. E. Recht. Bezüglich der Hilflosigkeit des Pazifismus empfehle ich Hannah Arendts "on violence", in dem sie am Beispiel Gandhis zeigt, dass dessen pazifistischer Widerstand nur aufgrund spezifischer Rahmenbedingungen (die hier den Rahmen sprengen würden) möglich war. (Ähnliches gilt für King, der aber ja auch nicht lange lebte). Ein solcher Pazifismus bspw. im Angesicht des deutschen Faschismus wäre ohne Frage erfolglos gewesen. Ein schönes Beispiel ist m. E. auch einer der traurigsten Pazifisten, Salvador Allende, der dann (mit tatkräftiger Unterstützung der US-Amerikaner) gestürzt wurde, weil er den Unidad Popular nicht bewaffnen (und einen Bürgerkrieg verhindern) wollte. Zuletzt blieb ihm nichts, als sich in den Kopf zu schießen; was folgte, war Pinochet."

07.12.18 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ist ein unreflektiertes Fiffi-Gekläffe Haßgebell? von  LotharAtzert: "... weil "Idiot" m. E ein relativer Begriff ist."

07.12.18 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ist ein unreflektiertes Fiffi-Gekläffe Haßgebell? von  LotharAtzert: "Jetzt müsstest du nur noch den Begriff "Idiot" definieren, dann wäre das ja bereits der Ansatz einer Weltformel."

30.11.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Ein Pferdchen braucht doch ein Brett, um zu springen.: "Naja zurück: dass ich selbst unter mein Sofa geschielt habe, ändert ja nichts daran, dass es eine Metapher ist."

30.11.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Ein Pferdchen braucht doch ein Brett, um zu springen.: "@LotharAtzert: Abgesehen davon, dass ich das Pferdchen tatsächlich wiedergefunden habe, habe ich auch einen schwarzen Bauern, der sich dahingehend von den anderen unterscheidet, dass er aus einem anderen Spiel und aus Plastik ist. Der ersetzte Bauer ist - finde ich - aber auch ein Symbol der Treue zum Brett. @Calypso: So ist es wohl. Gruß & Dank AlX Antwort geändert am 30.11.2018 um 16:58 Uhr"

30.11.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Ein Pferdchen braucht doch ein Brett, um zu springen.: "Das freut mich. Gruß & Dank"

20.11.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Warum Philosophen anders auftreten: "Das kann ich vollkommen nachvollziehen, denke, dass das zwar deine subjektive Rezeption ist, aber wohl den meisten anderen Lesern ähnlich geht. Ganz ungeachtet dessen hat mir unser kleiner Disput gerade Lust gemacht, etwas Neues mit Wiederholungen zu schreiben. Dafür Dank & Gruß AlX"

20.11.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Warum Philosophen anders auftreten: "Und hier mal ein Auszug vom von dir so hoch geschätzten Bernhard (der das ohne Frage besser macht als ich). Wie hättest du dies denn kommentiert? Während ich, bevor Karrer verrückt geworden ist, nur am Mittwoch mit Oehler gegangen bin, gehe ich jetzt nachdem Karrer verrückt geworden ist, auch am Montag mit Oehler. Weil Karrer am Montag mit mir gegangen ist, gehen Sie, nachdem Karrer am Montag nicht mehr mit mir geht, auch am Montag mit mir, sagt Oehler, nachdem Karrer verrückt und sofort nach Steinhof hinaufgekommen ist. Und ohne zu zögern, habe ich zu Oehler gesagt, gut, gehen wir auch am Montag, nachdem Karrer verrückt geworden ist und in Steinhof ist. Während wir am Mittwoch immer in die eine (in die östliche) Richtung gehen, gehen wir am Montag in die westliche, auffallenderweise gehen wir am Montag viel schneller als am Mittwoch, wahrscheinlich, denke ich, ist Oehler mit Karrer immer viel schneller gegangen als mit mir, weil er am Mittwoch viel langsamer, am Montag viel schneller geht. Aus Gewohnheit gehe ich, sehen Sie, sagt Oehler, am Montag viel schneller als am Mittwoch, weil ich mit Karrer (also am Montag) immer viel schneller gegangen bin als mit Ihnen (am Mittwoch). Weil Sie, nachdem Karrer verrückt geworden ist, nicht mehr nur am Mittwoch, sondern auch am Montag mit mir gehen, brauche ich meine Gewohnheit, am Montag und am Mittwoch zu gehen, nicht zu ändern, sagt Oehler, freilich haben Sie, weil Sie jetzt Mittwoch und Montag mit mir gehen, Ihre Gewohnheit sehr wohl verändern müssen und zwar in für Sie wahrscheinlich unglaublicher Weise verändern müssen, sagt Oehler. Es sei aber gut, sagt Oehler und er sagt in unmissverständlich belehrendem Ton, von größter Wichtigkeit für den Organismus, ab und zu nicht in zu großem Zeitabstand, die Gewohnheit zu ändern, und er denke nicht nur an ändern, sondern an ein radikales Ändern der Gewohnheit. Sie ändern Ihre Gewohnheit, sagt Oehler, indem Sie jetzt nicht nur am Mittwoch, sondern auch am Montag mit mir gehen und das heißt jetzt abwechselnd mit mir in die eine (in die Mittwoch-) und in die andere (in die Montag-) Richtung, während ich meine Gewohnheit dadurch ändere, dass ich bis jetzt immer Mittwoch mit Ihnen, Montag aber mit Karrer gegangen bin, jetzt aber Montag und Mittwoch und also auch Montag mit Ihnen gehe und also mit Ihnen Mittwoch in die eine (in die östliche) und Montag mit Ihnen in die andere (in die westliche) Richtung. Außerdem gehe ich zweifellos und naturgemäß mit Ihnen anders als mit Karrer, sagt Oehler, weil es sich bei Karrer um einen ganz anderen Menschen als bei Ihnen und also bei Karrers Gehen (und also Denken) um ein ganz anderes Gehen (und also Denken) handelt, sagt Oehler. Er, Oehler, habe durch die Tatsache, dass ich, nachdem Karrer verrückt geworden und nach Steinhof, Oehler sagt, wahrscheinlich endgültig nach Steinhof gekommen ist, Oehler vor der Entsetzlichkeit, so er selbst, gerettet, am Montag allein gehen zu müssen; dann wäre ich am Montag überhaupt nicht mehr gegangen, sagt Oehler, denn es gibt nichts Entsetzlicheres, als am Montag allein gehen zu müssen. Montag, sagt Oehler und allein gehen zu müssen, ist das Entsetzlichste. Mir ist der Gedanke ganz einfach unvorstellbar, sagt Oehler, dass Sie Montag nicht mit mir gehen. Und dass ich also Montag allein gehen muss, was mir ganz unvorstellbar ist. Während Oehler die Gewohnheit hat, seinen Mantel vollkommen geschlossen zu tragen, trage ich meinen Mantel vollkommen offen. Was, denke ich, bei ihm auf eine fortwährende Angst vor Verkühlung und Erkältung bei offenem Mantel zurückzuführen ist, ist bei mir auf meine fortwährende Angst, in geschlossenem Mantel ersticken zu müssen, zurückzuführen. Und so hat Oehler tatsächlich fortwährend Angst, erfrieren zu müssen, während ich fortwährend Angst habe, ersticken zu müssen. Während Oehler hohe, bis über seine Knöchel hinaufreichende Schuhe anhat, habe ich Halbschuhe an, weil ich nichts mehr hasse als hohe, wie Oehler nichts mehr als Halbschuhe hasst. Eine Ungezogenheit (und eine Dummheit!), sagt Oehler immer wieder, in Halbschuhen zu gehen, eine Unsinnigkeit, in solchen hohen schweren Schuhen zu gehen, sage ich."

20.11.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Warum Philosophen anders auftreten: "Wenn ich aus der Reihe lese, lachen die Leute übrigens zumeist an genau diesen Stellen besonders laut. Das ist auch kein ernsthafter (philosophischer) Text, das ist letztendlich nur Klamauk und diese Wiederholung eine Art Running Gag, der - das nehme ich zur Kenntnis - eben nicht von jedem als solcher empfunden wird."

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autoralexanderschwarz hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  eine Gästebucheintragantwort und  3 Antworten auf Kommentare zu Kolumnen verfasst.

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