KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Donnerstag, 08. März 2012, 00:34
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Aus den Vaga-Kommentaren

294. Kolumne

Hier zunächst der Anlass für eine der vielen Kommentardialoge, die mir Vaga (März/April 2007) schenkte:


ritualisiert.

Tagebuch
von Vaga.

jetzt gehen sie wieder
und hämmern ihr flaches gewissen
mit schweren schritten
in grauen asphalt

tragen gestalten
auf hohen wagen
kasteien die schultern
zu wundigen malen

im rhythmus des volkes
das klatscht und schreit
und gnade erfleht
tritt stockenden blutes
was da floss dereinst
zurück in den kauernden vorbehalt


Bergmann: Ein politisch Lied - pfui! ein garstig Lied! (Faust I)
Ich bin überrascht, das Thema kommt in der ernsteren Lyrik hier so selten vor...
Die erste Strophe finde ich am besten! Aber insgesamt gefällt mir die Sprache gut, und der Vorbehalt reimt sich zuletzt noch auf den Asphalt, das Echo ......................knallt...

Vaga: Ich habe diese Verse heiß geschmiedet - und am Ende reimte sich da was zusammen! Danke für deinen Komm.

Bergmann: heiß geschmiedet..., oh...irritierend...

Vaga: Diese Thematik entzündete mich so sehr, dass ich anstatt "mich medikamentös mit Antibiotika zu behandeln", Verse aus meinen Adern ließ. So war dieses "heiße Eisen" gemeint.

Bergmann: entzündete... jetzt fehlt nur noch eine Lunte...

Vaga: Möchtest du, dass ich "verbrenne"?

Bergmann: Explosion genügt mir.

Vaga: Ich bezweifle, dass ich dem Anspruch gerecht werden kann. Doch habe ich mit meinen Zweifeln schon die schönsten Erfahrungen gemacht - nämlich dann - wenn ich sie mir selbst widerlegte. So bleibt Hoffnung: für und gegen alles, was möglichst surreal realisierbar ist.

Bergmann: Gut. Implosion ist auch eine Möglichkeit, also so ein umgekehrter Urknall, aus dem dann wieder was wird... Es gibt nicht nichts. Schau dir einfach zu bei der Erschaffung deines Universums.

Vaga: Dann wäre ich die Göttin meiner Welt. Der Gedanke gefällt mir außerordentlich!

Bergmann: Von mir aus. Aber ich werde dich nicht anbeten.

Vaga: Das wäre dann wohl wirklich Blasphemie. Und: Soweit ich mich erinnere, müssen Götter keine Götter anbeten.

Bergmann: Da hast du natürlich recht. Aber: Aus Liebe zu dir kann ich mich in Menschengestalt verwandeln, bin Mensch und Übermensch, Gott und Übergott zugleich.

Vaga: Als Göttin darf ich mir wünschen, in welcher Gestalt du dich mir näherst: Ich hätte dich gerne als schwarzen Schwan - und natürlich als Untergott. Über mir zu stehen wäre für dich und für mich äußerst langweiliCH.

Bergmann: D'accord. Mein Kollege Jupiter hat die Stellung auch schon mal in Weiß ausprobiert, aber er sang dabei noch nicht Wagner, da habe ich mehr zu bieten.

Vaga: In Weiß war alles schon einmal da - ja - in Schwarz bekommt die "Variante" einen noch erotischeren Touch! Ich muss mich jetzt leider wieder meiner irdischen "Arbeit" zuwenden. Nichtsdestotrotz werfe ich jederzeit, wenn ich will, mein göttliches Auge auf dich.

Baldachin: Feinstes Theater: ein hochwertiger Text, und nach der Vorstellung ein espritvoller Dialog der 68er Humanisten. Beifall aus der letzten Reihe vom Herrn im geborgten Anzug.

*

Vaga: Lese gerade den Kommentarstrang noch einmal, und er amüsiert mich erneut. Fast fünf Jahre ist das jetzt her!!

Bergmann: Ja, da warst du in Hochform. Ich sehe, wie ich weiter gereift bin seit dieser Zeit, in der ich quasi noch meine Unschuld hatte. Ich staune über mich und sehe zugleich, dass mein Verhältnis zu dir dem Goethes gegenüber der Frau von Stein ähnelte. Du wirst es anders sehen und behaupten, du seist keine Frau von Stein. Ja, das ist wahr, du bist aus anderem Holz geschnitzt, und so ist es gut.

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