KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Schland
309. Kolumne
Mini-Essay zu einem schönen Einfall
Schland - ein liebevoller Neckname für ein Land, das man langsam beginnt, ein wenig liebzuhaben im Unterschied zu früheren Jahrzehnten, wo viele Deutsche jedes südliche Ausland angeblich oder wirklich lieber mochten, wo man nicht gern als Deutscher (an)gesehen werden wollte. Weil es dumme und abgegriffene Clichés gab (und immer noch gibt), etwa von einem völlig falsch verstandenen preußischen Geist. Vielleicht dämmert manchem jetzt, dass der Ordnungssinn in Deutschland auch seine guten Seiten hat. Schland hat noch den ironischen Aspekt - eine Abgrenzung von national(istisch)en Gefühlen, die uns historisch so viele verheerende Folgen einbrachten. Ich seh's als langsamen Genesungsprozess eines Volkes (einer Bevölkerung) nach Jahren begründeter Hemmung. Schland ist noch nicht "O bella Italia!", aber auf dem Wege dahin, und das finde ich gut so, ja geradezu erleichternd. Ein Land, das sich selbst annimmt und mag, ist nicht so gefährlich wie ein Land, das Minderwertigkeitsgefühle hat und allzu skeptisch und selbstkritisch ist. Schland ist temporär eine gute Formel. Es klingt nach einem sonnigen Ort zwischen Schlange und Schlagsahne.
Der Preis unseres (deutschen) wirtschaftlichen Erfolges, der weitgehend noch anhält, besteht zu einem guten Teil darin, dass wir nun mal weder die (mittel)italienische Leichtigkeit, und schon gar nicht das griechische savoir vivre haben (können).
Im Übrigen bedeutet Globalisierung, dass sowohl Italiener als auch Griechen beim internationalen Wettlauf und Zocken im kapitalistischen Zirkus ihre Leichtigkeit verlieren werden. Dolce far niente - das ist bald endgültig vorbei. Und auch die asiatischen Mentalitäten, Philosophien, Religionen sind längst gefährdet und verwundet und spuken am reinsten noch in europäischen und nordamerikanischen Health Centers.
Ist Schland eine Utopie? Nein, es war aber mal eine. Und wo liegt Schland? Am epikuräischen Längengrad der hedonistischen Wortfelder - ungefähr zwischen Baldrian und Schländrian.
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
schlampe fehlt noch.
'reich!: Weiss nicht, hatten wir irgendwie schon mal...
Außerdem in Europa: Nieder!, Garn! und Wegen!
Dann hat das Ganze ja einen Sinn gehabt.
Und darauf, dass wir die Regeln, die unseren Erfolg einbremsen würden, non chalant und öffentlich derb erbost ausser Kraft setzen. Über 6 % Prozent Außenhandelsbilanzüberschuss in die Euro Staaten? Na, Freunde, der erfolgreiche Schlandi kann doch nicht dafür bestraft werden, dass er Exportweltmeister ist, nicht? Der leichte Italiener und der lockere Grieche müssen sich erst mal an die anderen Regeln halten, bevor wir uns an die Regeln halten, die älter - und volkswirtschaftlich auch nicht verkehrt sind - als unser Verstoß dagegen, oder? Oder nicht?
Aber wir sind eben die lockerfleißigen, lustigen europäischen Wanderbarbeiter Buam mit dem lustigen Schlitz im Rücken. Hahahaha! Ja, wir sind jetzt echt die Lockeren, die an den hohen Zinsen der anderen sogar was verdienen können. Ja, das haben wir uns auch verdient. Der fröhliche Itaker, der Pleitegrieche, der hat sienen Chianti, seinen Ouzo eben schon Mittags ausgesoffen. Ha! Ja, da können wir locker Schlands jetzt auch. Ha! Man sind wir cool geworden in unserer europäischen Beamtenpension. Nee, echt super, echt locker, nicht mehr dieses verkrampfte Bülow Gefühl mit dem Platz an der Sonne. Nee, echt nicht, oder?