KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Generation Doof
387. Kolumne
Wann fängt eine Generation an, wann hört sie auf? Wann beginnt ein Zeitgeist, wann der nächste? Lässt sich das alles so leicht zuordnen? Ist zum Beispiel meine ‚Generation’ (die 1940-1950 Geborenen) wirklich einheitlich beschreibbar? Ich weiß, in jetzigen Jahren gibt es andere gemeinsame Lebenserfahrungen als früher, Generation Praktikum ... Single-Generation ... Generation Prekariat usw. Neu scheint mir heute, dass die selbstironische Distanz größer ist als in meinen jüngeren Jahren; vielleicht aber ist das so, weil es die Lebensverhältnisse erfordern. Heutige (echte oder gespielte) Nüchternheit oder Coolness löst ein gewisses Träumen und Sichfallenlassen in Bildungsinhalte ab, bis hin zu sarkastischen Haltungen in einer rauen, turbokapitalistischen (wirtschaftsliberalistischen) Gegenwart – ich befürchte, dass heutige Frustration und Ohnmacht umkippt in allgemeiner sich ausweitende Depressionen, Burn-out-Ereignisse und Selbstzynismus. Verständlich angesichts der nicht menschengemäßen Härte in der sozialen Wirklichkeit.
UB
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
Ich mache schon mal ein paar Vorschläge, die zugegebenerweise nicht alle unironisch sind:
- Trümmerkinder od. Trümmerfrauen-Kinder
- Hitlerbabies (als Vorstufe zu Hitlerjugend)
- Generation Endlösung (recht sarkastisch)
- Stundenuller (gefällt mir persönlich am besten)
- Zonenkrabbler
- Wirtschaftswunderkinder
- Sindwiederwers (verstehen nur Fußballer)
- Sputkids (in Anlehnung an den ersten Satelliten)
- Generation D-Mark
ich hoffe, dass mir Uli nicht böse ist, weil ich mich hier auch zu Wort melde. Ich bin 1938 geboren und würde meine Generation im Hinblick auf den Geschichtsunterricht und die kritiklos umerziehenden Medien der 50er Jahre, deinem Wunsch gemäß, kurz als „Generation unpolitisch“ bezeichnen. Das Dritte Reich wurde damals im Geschichtsunterricht, der mit der Steinzeit begann, in der Regel am Ende der Oberprima im Schweinsgalopp und, was die Fakten angeht, sehr lückenhaft behandelt.
Man kann das vielleicht aus der Rückschau entschuldigen, weil die damaligen Geschichtslehrer ihre eigene Vergangenheit noch nicht bewältigt hatten. Die Schüler hatten auch nicht gelernt, kritisch Medien zu lesen, und selbst, wenn sie es gekonnt hätten, wären sie in der Adenauer-Zeit auf nach heutigen Begriffen weitgehend konforme Massenmedien gestoßen.
Wenn diese „Generation unpolitisch“ später zu einem kleinen Teil noch politisch wurde, dann geschah das im Gefolge der Neuen Linken oder in Abgrenzung zu der APO 1968.