KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Montag, 29. August 2016, 21:01
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ZAUBERPARK oder SALZBAUM?

525. Kolumne


Ein Deutungsversuch zum ersten Versroman des Lyrikers Holger Benkel

Im Kurpark von Schönebeck-Salzelmen in der Nähe der Wohnung des Dichters Holger Benkel steht ein besonderer Baum der Erkenntnis. Die amerikanischen Kurgäste, die die Elbe für den Tigris halten, hissten Sternenbanner zum Zeichen dafür, dass das gelobte Land und das Paradies wieder den richtigen Christen gehört, mitsamt dem Öl, das dort aus dem Bördeboden sprudelte. Es gibt im Kurhaus einen guten und einen schlechten Amerikanertisch. An dem guten sitzen Carter und Clinton mit dem alten Fulbright, der DIE ARROGANZ DER MACHT schrieb. Am schlechten Amerikanertisch, dem eigentlichen Schurkentisch, sitzen George W. Bush, die Lobbyisten der Ölindustrie und alle Falken des Landes. Am Schurkennebentisch sitzen die Saudis, Pakistani und alle Bundesgenossen Washingtons. Es gibt dann noch einen guten Schurkentisch, an dem sitzen Chirac und Schröder mit Putin und der chinesischen Parteiführung, und einen schlechten Schurkentisch, an dem sitzen die Chefs von Nordkorea, Iran und die Gegner Israels ... Natürlich treten in Benkels Roman nur Andeutungen dieser führenden Köpfe auf. Der Held ist ein junger deutscher Drückeberger, der keine Lust auf Kriege hat. Als Naphta tritt Friedrich Merz auf oder eine gefallene CSU-Größe. Den Settembrini kann fast jeder deutsche Intellektuelle übernehmen. Der Roman endet folgerichtig mit dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs, vielleicht im Überschwemmungsgebiet von Schönebeck, wo die weltgrößten Erdölreserven der Welt entdeckt wurden – das ist auch der Grund für die Schließung des Salzbads.
Mit Benkels „Tierleben – die Metamorphose der Insekten“, in diese futuristische Mythenlandschaft transanimalisiert, stellt diese Romanauferstehung Franz Kafka, James Joyce und Günter Grass in den Schatten. Dieser Roman ist die Vollendung des großen literaturhistorischen Entwurfs, den Thomas Mann in Davos begonnen hatte. Benkel schrieb nichts Geringeres als den ultimativen Weltroman auf dem Gebiet der ehemaligen DDR!

Holger Benkel, DER ÖLPARK oder DIE SCHLECHTESTE ALLER DENKBAREN WELTEN. Roman in Versen, gegliedert nach 33 Insekten. Salzelmen: Kassandra-Verlag. 998 Seiten. 29,80 €.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (03.09.16)
Gelungene, satirische Rezension einen fiktiven Romans.
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