Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Dienstag, 24. Oktober 2006, 09:58
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Die plötzliche Entdeckung der NEUEN Unterschicht

von  AlmaMarieSchneider


Kann man der Statistik glauben schenken, leben bereits 2,6 Mio. Kinder in Deutschland unter der Armutsgrenze, insgesamt sollen es sechs Millionen Menschen sein. Sicherlich ist die Dunkelziffer fast doppelt so hoch, denn viele Rentner, vor allem Frauen, scheuen sich, ihr Recht auf staatliche Unterstützung wahrzunehmen. Der Begriff „neue Unterschicht“ macht in den Medien die Runde.

Anderseits stellt man eine gewisse Wohlstandsverwahrlosung fest. Geld dient immer mehr dem Ziel der Machtdemonstration, Weibern und dem Konsum. Es dient nicht mehr dazu, mit ihm etwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen, damit möglichst viele Menschen davon profitieren können.

Manager und Politiker setzen sich Denkmäler, indem sie ihre absurden Ideen durchsetzen. Man denke dabei an Herrn Hartz oder Herrn Riester.

Wer kann schon sagen, was einmal aus den langjährig eingezahlten zusätzlichen Renten-Beiträgen wird? Was ist das von Politikern gegebene Wort nach dreißig Jahren noch wert? Dem Bürger wird langfristiges Denken und Handeln abverlangt. Wer mit 65 Jahren eine gute Rente möchte, muss eben schon in jungen Jahren damit anfangen und seine Beiträge leisten.

Mit 55 wird ihm dann erklärt, dass man sein Geld verpulvert hat. Die Arbeitgeber wollen ihn nicht mehr und die Rente bekomme er (wenn überhaupt) mit 70 Jahren.

Herr Riester wird wohl nichts mehr dazu sagen wollen, er hat sein Schäfchen ins Trockene gebracht. Seine Rente IST gesichert.
Doch welch ein Glück für die dann Glücklosen. Es gibt sie doch: Die NEUE Unterschicht, das Sammelbecken für Narren und Genarrte.
(Auch dafür gibt es Beispiele, wie man bereits versteuerte Rentenbeiträge noch einmal versteuern kann).

Ärmere Menschen wird es wohl immer geben, weil nicht jeder Mensch in einer derart auf Leistung bezogenen Gesellschaft zu einem ausreichend gutem Einkommen kommen kann oder ihm Werte wie Ehrlichkeit, Anstand und soziales Denken im Wege stehen. Ein paar Menschen werden auch ihren Anteil an Leistung ganz einfach verweigern.

Was in meinen Augen aber wirklich armselig ist, ist der Versuch der Medien und der Regierung, diese Menschen zu brandmarken, ihnen sozusagen das Armutszeichen um den Hals zu hängen und sie und ihre Kinder damit in dieser an Markenklamotten und Prestigeobjekten orientierten Gesellschaft chancenlos zu machen.
Es scheint beharrlich das Ziel verfolgt zu werden, diese "Unterschicht", koste es was es wolle, zu vergrößern.

Welche Chance gibt es zukünftig für ein intelligentes armes Kind bei den momentanen Studiengebühren zu studieren? Wird reiche Dummheit die Zukunft bestimmen?

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 AlmaMarieSchneider (24.10.06)
Danke Friedhelm. Merkwürdig ist auch, daß Deutschland hinsichtlich sozialer Einrichtungen fast das Schlußlicht in der EU bildet.

 SimpleSteffi (24.10.06)
...und auch in diesen "sozialen" Einrichtungen wird mehr und mehr gespart. Auf Kosten der von ihr Abhängigen und der Basismitarbeiter. Habe erst heute von einer drohenden immensen Kürzung der Zuschüsse für die Ausbildungen in meinem Betrieb erfahren. Wir überlegen jetzt an einer Protestaktion. Ich würde auch nie Sozialarbeiter in Jugendämtern etc. für Todesfälle o.ä. ihrer Schützlinge anklagen. Zwar gibt es überall Inkompetenz und Faulheit- aber Frustration, Überlastung, Ohnmacht... (oftmals sparmaßnahmenbedingt)überwiegen doch sehr. Persönlicher Einsatz ist gefragt- leider auch für viele ein Fremdwort.

 Graeculus (18.09.22, 00:08)
Heute habe ich den Begriff "working poor" kennengelernt. Er bezeichnet, wie ich es verstanden habe, Menschen, die sich trotz eines Arbeitsplatzes nicht mehr das Minimum leisten können, das man zum Leben benötigt.
Das ist ein Skandal in unserer Gesellschaft.

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 18.09.22 um 00:29:
Die Kolumne wurde vor über 15 Jahren geschrieben und bisher hat sich nichts verbessert, eher verschärft. Skandal ist das richtige Wort dafür

 Graeculus antwortete darauf am 18.09.22 um 00:32:
Es hat sich am System nichts geändert.

 AlmaMarieSchneider schrieb daraufhin am 18.09.22 um 00:36:
Ja, es ist das System. Das "neue Bürgergeld" wird da nichts ändern.
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