Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Freitag, 09. November 2012, 09:46
(bisher 4.786x aufgerufen)

3 Serien

von  Dieter_Rotmund


Zu The Closer von James Duff, VOX

Nun ist sie vorbei: Die Ausstrahlung von The Closer auf dem Ex-Nachrichtensender VOX. Die (angeblich) neuen Folgen, die von nun an in den sehr frühen Morgenstunden der kommenden Dienstag gesendet werden, möchte ich mal außen vorlassen. Das ist Versenden auf hohen Niveau. Denn: The Closer ist eine sehenswerte TV-Serie, deren Anschauung ich hiermit ausdrücklich empfehlen möchte. Zugegeben: Die TV-Serien auf VOX sind selten eine Empfehlung wert: Man erinnere sich nur an das östrogene Dauergeplapper in Gilmore Girls oder so abstoßend widerliche Doku-Soaps wie Der V.I.P.-Hundeprofi. Anstelle von The Closer ist nun King getreten, eine Nullachtfünfzehn-Produktion um eine achso smarte alleinermittelnde Polizistin. Dabei ist gerade das Team das große Pfund bei vielen Polizeiserien. Das gelingt nicht immer, aber bei The Closer funktioniert es: Sieben bis acht sog. „Detectives“ bemühen sich in Teamarbeit, das anstehende Verbrechen zügig aufzuklären. Was natürlich nicht nur im Sinne einer Episodenlänge, in der man den Fall unterbringen muss, sondern auch titelgebend ist: Zu schließen („to close“) ist die Akte. Viele dieser TV-Serien-Ermittlerteams sind von geradezu ätherischer Abgehobenheit (z.B. in Criminal Minds) oder baden in Gutmenschensoße (z.B. in Crossing Jordan). Wirkliche, „normale“ Freaks, wie sie uns im wirklichen Leben tagtäglich begegnen, sind auch die Teammitglieder in The Closer nicht. Aber sie sind wenigstens nicht ganz so smart und glatt. Vor allem sind sie sehr unterschiedlich, das macht den Reiz aus. Mannschaftskapitän Brenda Leigh Johnsons (Kyra Sedgwick) Biestigkeit ist gewöhnungsbedürftig, auch ich wurde erst spät mit der Serie warm. Eine Serie, die stellenweise erfrischend ehrlich ist: Nämlich dann, wenn es ums Budget geht. Geld, das eben einfach nicht zur Verfügung steht, um so umfassend ermitteln zu können, wie es theoretisch möglich wäre. Was die Schnösel aus Criminal Minds in einem einzigen Flug in ihrem schicken Business-Jet verbraten, mit diesem Geld würde The Closer-Chief und Johnsons Vorgesetzter Will Pope (J.K. Simmons) wahrscheinlich ein ganzes Jahr auskommen.

Zu Southland von Ann Biderman, Kabel Eins

Man könnte glauben, die US-amerikansiche Serie Southland hätte sich als Vorbild den (völlig zu Recht) hochprämierten deutschen Fernsehmehrteiler KDD – Kriminaldauerdienst genommen. Das ist nicht sehr wahrscheinlich, aber was soll's: Beide Serien haben offenbar das Ziel, einen authentisch wirkenden Polizeialltag zu zeigen. Ich habe keine Ahnung, ob sie es geschafft haben, aber sie sind beide sehr überzeugend und auch: Sehr spannend. Bei Southland endet eine Episode schon mal einfach nur damit, dass die Protagonisten Feierabend haben und nach Hause gehen – Das ist sehr erfrischend.

Zu How I met your Mother von Carter Bays und Craig Thomas, Pro Sieben

Diese Serie ist – wie man in solchen Fällen gerne formuliert – der „legitime“ Nachfolger von Friends (1994-2004): Betuliche Beziehungsreibereien, schale Witzchen und spätpubertäre Dialoge reihen sich in How I met your Mother genauso aneinander wie im TV-historischen Jennifer-Aniston-Freundeskreis. Beide Serien spielen in New York und in beiden Serien hat kaum jemand der Protagonisten einen (sichtbaren) Beruf, sondern viel Zeit fürs Rumsitzen und Blabla um nichtige Themen. Die Serie ist allerdings bei genauerem Hinsehen nicht völlig identisch mit dem Vorgänger aus der Feder von David Crane und Marta Kaufmann: Während die Sechs (Friends) spürbar aus der Clinton-Ära kommen und ihre ultraleichte Gesellschaftskritik in fadem Galgenhumor baden, atmen die Fünf (How I met your Mother) den neokonservativen Geist der Bushs und Romneys: Sie haben vordergründig keine wirklichen Geldsorgen, das Ziel heißt Hochzeit, Familiengründung und Kinderkriegen. Es ist an piefiger Schnarchigkeit also kaum zu übertreffen. Einzig der Fernsehmoderatorenjob von Robin Scherbatsky (Cobie Smulders) hätte das Potential zu ätzender Medienkritik. Hätte. Also Konjunktiv. Fazit: Abschalten, Ausschalten, Umschalten!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

wortverdreher (36)
(08.11.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram