Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 13. November 2014, 14:35
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Bayern-Frankfurt. Der neue Spieler

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumne von  Partyloewe

Fussball. Bayern-Frankfurt. Arena. Ausverkauft. Hölle. 27.te Minute. Laola. Olé. Olé. Olé. Olé. Wir sind die Bayern, die immer wieder feiern! 80.000 Besucher. Einer davon: Max Jablonski. Jablonski sieht. Jablonski schreit. Jablonski flucht:

Ja, was macht er denn, der Götze da unten? Hat der heute frei oder was? Humpelt wie ein Kaninchen auf dem Gras! GÖTZE, GÖTZE! Au jetzt, jetzt gib ab, Götze, gib doch ab!! Jetzt mach den Pass! Jawolllll. Gut Götzt gut. Lahm. Alonso. Der zurück auf Götze. Der steht frei vor dem Tor, jetzt schieß doch Götze, hau ihn rein? Haaah? Der trifft den Ball nicht? Ist denn der blöd, der Götze? Kein Benzin oder was. Was spielt denn der für einen Stiefel! Muss ich runter kommen und Dir helfen?! Hat der seinen Blindenhund vergessen? Aber jetzt, da isser wieder, wie der trippelt und Schuss!!! Götze trifft die Eckfahne.

80.000 Pfiffe.

Max Jablonski lebt auf: Geh raus Du Pfeife! Dann komm ich runter und zeig Dir, wie es geht! Wenn Du keine Lust hast, musst Du halt in der Kabine bleiben, Götze. Aber was ist das? Da säbelt ihm doch der Wiedwald die Haxen weg. So ein brutaler Knochen! Buh! Schweinerei! Schiri, hast Du das nicht gesehen?

Götze liegt. Götze schreit. Bahre kommt. Götze weg. Pep tobt. Und das nicht ohne Grund. Auf der Ersatzspielerbank sind alle verletzt. Manche sehen im Rollstuhl zu, Krückstöcke liegen herum und Pflaster. Fussball ist hart. Fussball ist gut.

Pep sieht sich um. Hilflos. Telefoniert. Tigert an der Seitenlinie. Schlägt die Hand auf den Schädel. Sucht die Tonne. Die hat aber Klinsmann. Maldita mierda! (ich habe fertig!). Sieht wieder glücklich aus. Lehnt sich zurück.

Stadionsprecher: Der Ersatzspieler Max Jablonski möge bitte in Umkleide kommen! Herr Jablonski bitte!
Jablonski: Was ich?
Natürlich du, wer sonst?
80.000: JABLONSKI, JABLONSKI.

Die würden ihn lynchen, wenn er nicht gleich kommt. Das Stadion kocht. Er sprintet in die Umkleide, da sitzt Götze. Haufen Elend. Tränen. Nackt. Wütend. Wirft Jablonski das Trikot zu. Das mieft. Ist aber unwichtig jetzt. Der Ersatzspieler wirft seinen Wintermantel in die Ecke. Pass auf mein Handy auf, Götze. Ok! Der klatscht dann Jablonski ab, Jablonski klatscht zurück. Irgendwas an Götze wackelt. Egal. Raus in den Gang, rein in die Arena. Pep macht Tempo. Fuchtelt mit den Armen. Zeigt auf verschiedene Stellen auf dem Spielfeld. Jablonski vermutet, dass Pep dort Ostereier versteckt hat. Sein Spanisch ist nicht so gut. Aber er verspricht zu suchen. Und ab.

Das Volk schreit. JA JABLONSKI JAJAJA! JA JABLONSKI JAJAJA! Er schreit zurück. Läuft auf die Zuschauer zu. Will Autogramme geben. Schüttelt Hände. Pep tobt, fuchtelt. Schickt Lahm. Lahm erklärt dem Spieler mit der Nummer 13, dass er das nach dem Spiel machen solle. Ok. Jablonski fragt, wie es weitergeht. Lahm zeigt ihm das Tor. Und auf seine Füße. Deutet an, dass er diese bewegen solle. JA JABLONSKI JAJAJA! Aber das ist doch so weit bis zum Tor! Hast Du auch schon Ostereier gefunden, Lahm. Er selbst nicht, aber der Alonso. Spielen macht Spaß, sagt Jablonski. Lahm scheucht ihn weiter. Klappe halten!

Und da kommt der Ball gesprungen, ein fünfzig, sechzig Meter Weitschuss des Recken Neuer, eine Bombe, fällt direkt vor die Füsse des neuen Spielers, seitlich geht Ribery, jetzt läuft sie wieder, die Bayernmaschine, jetzt sind die zerstörerischen Kräfte frei, von denen die Gegner so zittern…aber….ich glaube, ich sehe nicht richtig, verehrte Zuhörer daheim an den Radiogeräten! Das ist doch…

Das ist Jablonski. Guter Schuss, Manu! Der Neue hat den Verdacht, dass der Ball zu wenig Luft drin hat. Und ob der wirklich von Adidas ist. Hebt den Ball auf, prüft ihn, irgendwas stimmt nicht. Er ist sicher. Stopft sich den Ball unter sein Trikot und geht langsam auf den Schiedsrichter zu.

80.000 pfeifen, brüllen, toben, lynchen. Mit Worten. Jablonski bleibt cool. Überlegend und wissend. Zieht dem Ball unter dem Stoff hervor und sagt zum Schiedsrichter, dass er glaube, dass der Ball ein Fake ist, nachgemachter Chinamüll und außerdem hat er der Eindruck, dass der Ball nicht so richtig springt. Siehst Du? Er schmettert den Ball auf den Boden, der springt in das Gesicht des Schiedsrichters. Dessen Nase blutet. Jablonski fragt, ob der Schiri schon Eier gefunden hat und wo eigentlich der Kühlschrank ist mit dem Bier. Er hat Durst von der vielen Rennerei. Und wann ist eigentlich Pause? Der Schiedrichter wedelt sich mit der Hand vor der Stirn und blickt den neuen Stürmer kopfschüttelnd an. Jablonski sagt, dass ihm auch ganz schön warm sei. Der Schiedrichter reißt mit ausgestreckter Hand die gelbe Karte aus seinem Hemd, blickt verachtend und strafend dem neuen Mann ins Gesicht. Jablonski sagt, dass seine Lieblingsfarbe eigentlich rot ist. Der Schiri dreht durch, zieht das rote Ding. Ja, die gefällt mir viel besser. Mein Auto hat nämlich die gleiche Farbe, weißt Du Schiri.

Der Schiri greift zum Handy. Es kommt kein roter, sondern ein weißer Wagen mit weißen Männern. Die sind sehr höflich und sehr nett, tauschen sein Trikot gegen eine Gummiweste aus. Die steht Jablonski nicht schlecht, ist vielleicht ein bisschen eng. In der Anstalt erzählt er allen, und das im Stundentakt, dass er Spieler bei Bayern München war. Man nickt ihm verständnisvoll zu. Ein Autogramm allerdings wollte niemand. Obwohl er sich über 10000 Karten hat drucken lassen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

mannemvorne (58)
(13.11.14)
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 Dieter_Rotmund (14.11.14)
Gerne gelesen, aber ein sehr schwarzhumoriger Text, der die mal latente mal offen gezeigte Gewalt(-bereitschaft) in diesen unseren Fußballstadien zeigt.
Ein Kuriosum ist immer wieder, wie Fans die Mitglieder der verehrten Mannschaft beschimpfen und postulieren, sie selbst würden es besser können. Das habe ich nie verstanden. Natürlich kann man mal enttäuscht sein, aber diese Hasstiraden, neeee....
Graeculus (69)
(19.11.14)
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