Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Shinning Richard Jewell
von Dieter_Rotmund
Das ist fast der schönste Moment im Kino, wenn man seinen Platz im Saal gefunden hat, in den Sessel sinkt und endlich den Mundnasenschutz abnehmen kann. Wenn man Glück hat, ist es auch schon dunkel im Saal oder es wird in dem Moment dunkel, als man sich gesetzt hat. Herrlich!
Das ist so ein Moment, der kaum zu verderben ist. Ja, sicher, der Film kann dämlich sein (Die Känguru-Chroniken) oder, von erdrückender Harmlosigkeit, Der Junge muss an die frische Luft, aber das weiss man in diesem Moment der Vorfreude natürlich noch nicht.
Es herrscht in diesem Wochen eine ungewöhnliche, nie zuvor dagewesene Situation, was das Kino-Programm betrifft, quasi cinehistorisch: Die Autokinos nudeln die immerselben 4-5 Filme rauf und runter, wenn mal gerade kein Comedian auf der Autokino-Bühne herumalbert. Neue Filme werden kaum gezeigt, warum auch immer. Es gibt sie aber, wer etwas anders behauptet lügt. Doch was irgendwo irgendwie schon zu "streamen" war/ist, gilt zudem als beschädigte B-Ware, als Schmuddelkind und Bäh! Es wird auf keinen Fall gezeigt. Als wäre Tablettbildschirm und Kinoleinwand dasselbe!
Aaaaaber: Anders ist in den (konventionellen) Programmkinos, die neben den Neuheiten (z.B. Undine, Richard Jewell) nun auch einige Wiederaufführungen zeigen. Warum auch nicht? Aus irgendeinem schwer zu durchschauenden Grund ist das Luc Bessons Léon, kurioserweise die 80er-Jahre Schmonzette Dirty Dancing und letzten Sonntag sah ich Stanley Kubricks The Shining im OmU auf der großen Kinosaal-Leinwand. Auch herrlich! Für heute abend habe ich schon eine Karte bzw. einen QR-Code für Jojo Rabbit, den trotz Starbesetzung (Scarlett Johannsson, Sam Rockwell) kein Autokino zeigen will. Interessant im Autokino ist übrigens die etwas andere Werbung (meist für die Auftritte der Comedians an gleicher Stelle und kürzlich sah ich sogar einen laaaangen Werbespot für einen Kranverleih, sic!). Im Saalkino, um es mal so zu nennen, kommt derzeit ein etwas gruseliges Werbefilmchen des Telekommunikationsanbieders "O2" (sprich "Oau-Tu"): Darin werden viele junge Menschen gezeigt, die sich überhaupt nicht im Hier und Jetzt aufhalten, sondern für die Leben das pausenlose Anschauen von Youtube-Filmchen bedeutet. Eine Dystopie. Ich warte auf die Langfassung mit Kate Winslet und Jean-Louis Trintignant in den Hauptrollen. Die Teenager sind in diesem Film seelenlose Animationsfiguren. Wäre auch herrlich!
Soll ich noch etwas zu Clint Eastwoods Richard Jewell sagen? Ja? Nein? Aus den Kellern dieser Welt dringen Schreie zu mir, ich soll die Klappe halten, meine gute Laune sei ja nicht auszuhalten, da draußen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Nun ja, gestern habe ich beim Herrn Nadler prophezeit, dass Herr Rotmund bei einem Filmtitel (FILM über eine Figur mit Schreibhemmung) zweimal einen Konsonanten setzt. Das ist eingetroffen, wie auch die allfälligen dieterschen Sprachschludrigkeiten, die er mit steifer Oberlippe bei anderen moniert.
Die Filmkolumne selbst erweist ein Text- und Filmverständnis, das sich als dialogresistent zeigt und feiert. Herrlich.
Vermutlich meint Herr Rotmund, der Kubrick-Titel hat was mit "sonnig" oder "Sonne" zu tun. Daher: Shinnigen Tag und ebensolche Laune wünscht
ww
Weitere Hinweise nehme ich dankbar an.
Vale
ww
(12.07.20)
Ich persönlich finde viele Kinowerbespots eher gruselig bis bizarr. Und dass viele die Kino-Trailer nicht als Werbung empfinden, sondern diese naiv "Vorschau" nennen, das ist ebenfalls absonderlich...