Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Brauchen wir den Profi-Fußball?
von Dieter_Rotmund
Brauchen wir den Profi-Fußball wirklich? Angesichts leerer Stadien, in denen zu angesetzter Anpfiffzeit Millionäre gemeinsam spielen, mögen da Zweifel aufkommen. Was soll das? Bei mir um die Ecke gibt es einen beleuchteten Bolzplatz, da treffen sich oft bis nach 20 Uhr Jugendliche, um gemeinsam zu kicken. Wo ist der Unterschied?
An den weiterhin üblichen Ergebnis-Verkündungsstil (z.B. "Hamburg gegen Düsseldorf" in der ARD, als würden ganz Bürgerhorden aufeinandertreffen) haben wir uns gewöhnt. Aber sie wirken nun irgendwie seelenlos, wenn keiner vor Ort war. Die Journalisten berichten zwar gewissenhaft weiter wie eh und je, aber die Situation ist bizarr. "Da hängen viele Arbeitsplätze dran", sagen viele, aber Hand aufs Herz, soooo viele sind es dann doch nicht. Es ist ein großer Apparat, damit ein paar Millionäre sich zum Kicken treffen können und das Ergebnis auf allen Kanälen verkündet wird. Wirklich wichtig ist das nicht. Fanbindungen entstehen durch Erfahrungen vor Ort, druch echtes Erleben. Gehören sie, die Fans nicht irgendwie dazu? Sicher, sie benehmen sich oft daneben und missbrauchen das Fußballspiel, um ihren Frust abzubauen. Also braucht es im Grunde keiner Fans und damit auch nicht mehr der Profi-Fußballs. Die deutsche Nationalmannschaft sei dann nicht mehr international konkurrenzfähig, wenn es in Deutschland keinen Profifußball gäbe? Geschenkt, nicht mehr konkurrenzfähig ist sie jetzt schon. 6:0 heisst DAS Fußballergebnis des Jahres. Die Niederlage der Männer gegen Spanien und der Kantersieg der Frauen gegen Griechenland. Kurioserweise bekommen die Frauen im Profifußball nur ein Bruchteil dessen, was die Männer verdienen. Wer im Frauenfußball erfolgreich sein will, muss auch Ausbildung und Studium der Spielerinnen fördern. Denn es gibt eine Zeit nach der sportlichen Karriere - nicht jeder ist ein Loddamatthäus.
Die Frage danach, ob wir den Profifußball wirklich brauchen, soll gestellt werden dürfen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(03.12.20)
Abgesehen davon:
Wer soll dieser
Ach, was soll's, ich schenke dir ein "h" oder ein Doppel-"d", such dir was aus.
Harald Schmidt, ca. 2011?
Als Hashtag gibt das noch.
P.S.: Danke für das "beharrlich", ein schönes Kompliment.
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Ich mag ihn, den Fußball und ich mag Polemik, aber bei solchen Kolumnen und ihrer "Gedankenführung" und ihrer Sprache graust es mir:
Die deutsche Nationalmannschaft sei dann nicht mehr international konkurrenzfähig, wenn es in Deutschland keinen Profifußball gäbe? Geschenkt, nicht mehr konkurrenzfähig ist sie jetzt schon. 6:0 heisst DAS Fußballergebnis des Jahres.
Und daher die Um-Schaltung auf Kino, Victor Klemperer schaut sich Tonfilme an:
Ende Juli der Militärschwank aus »der guten alten Zeit«: Dienst ist Dienst, war so vollkommen idiotisch, dass wir uns schämten u. dass selbst den guten Schauspielern Ralph A. Roberts, Fritz Schulz, Maly Delschaft nichts zu retten blieb. Die Roda-Roda-Garnison, die Soubrette, der idiotische u. bauernschlaue Bursche, der Major u. der General auf Abwegen – – abgeklappert wie eine italienische Commedia des 17. Jh.s. –
Und am 13. 8. ein Kriminalfilm nach Wallace: Der Zinker, so vollkommen wirr, dass nichts Gestalt gewann u. nach kurzer Zeit tödliche Ermüdung, ja Erbitterung eintrat. (Hübsch waren nur im Nebenbei das erste Mal die grotesken Sinnlosigkeiten der Micky-Maus-Orchesterscherze: ein Klavier spielt sich selber –, das andere Mal prachtvolle Aufnahmen aus der Arktisfahrt des Zeppelins.
Klemperer, Victor: Licht und Schatten. Kinotagebuch 1929–1945, Aufbauverlag Berlin 2020; S.57-58.
Wer den Plot von "Dienst ist Dienst" angucken will:
Die Ankunft einer Kabarett-Truppe stellt eine kleine, galizische Garnisonsstadt auf den Kopf: Die Offiziere besuchen lieber die Vorstellungen der verführerischen Soubrette Carola als den Salon der sittenstrengen Majorsgattin Ilse von Koppel. Diese drängt ihren Mann zum Eingreifen, doch der verfällt prompt dem Charme Carolas und folgt einer Einladung, sie nachts in ihrer Wohnung zu besuchen. Als dort ebenfalls seine Gattin auftaucht, weiß er sich nicht anders zu helfen, als den Offiziersburschen Kaczmarek zu Carolas Liebhaber zu erklären. Auf Befehl des Majors muss Kaczmarek die Rolle bis auf weiteres weiterspielen, woraufhin plötzlich seine Chancen bei Anna steigen, die er bisher vergeblich umworben hat.
Sie sind härter im Nehmen, flexibler und Multitalente. Dazu schlechter bezahlt, auch im Fußball.
Schön waren die alten Zeiten, wo Pokalsieger der Länder im Cup der Pokalsieger spielten, der Landesmeister im Cup der Landesmeister und im UEFA-Cup nur die Zweit- und Drittplatzierten starten durften. Das waren echte Festtage. Heute bestimmt das Geld das Handeln bei der FIFA, UEFA und Landesverbänden, siehe Schmiergeld-Affäre 2006. Keiner will es gewesen sein, es werden keine Personen zur Verantwortung gezogen. So könnte man in weitere Ebenen der Gesellschaft gehen
(Diesel-Skandal usw.). Es ist immer das selbe Muster. Die Gier nach Geld und Macht hat uns dorthin geführt, wo wir jetzt stehen. Wir haben die Erde schamlos ausgenutzt, jetzt bekommen wir auch die Quittung dafür. Alle wissen es, aber konkret wird nix getan, nur Lippenbekenntnisse. Gerafft hat das die sogenannte ELITE der Welt immer noch nicht.
So gesehen braucht es den Fußball nicht wirklich.
Als Fan sehe ich es noch etwas differenzierter. Der Fußball hat mir sehr durch mein bisheriges Leben geholfen. Warum? Ich leide seit Jahrzehnten unter Depressionen. Das heißt kurz gesagt: Kämpfen gegen den seelischen Schmerz, welcher phasenweise unerträglich scheint und ab und zu in Todessehnsucht endet. Da fehlt mir der Mut dazu diesen letzten Schritt zu gehen, weil ich zu feige bin. Es ist paradox zu glauben, das es schöne Dinge im Leben gibt, wenn mir der Zugang dazu verweigert ist. Das macht es so schwer für mich. Ich bin jetzt 55 Jahre alt, habe zwei Töchter auf die ich stolz bin und eine Lebenspartnerin. Liebe habe ich nicht wirklich erfahren in meiner Kindheit, aber meine Frau liebe ich, so wie ich es definieren kann. Schlimm ist nur, das ich trotzdem einsam bin.
Zurück zum eigentlichen Thema:
Der Fußball hat mir immer geholfen dort hinzukommen, wo ich jetzt stehe. Kampf, Einsatz, Verantwortung, Ehre, Fleiß, Taktik, und, und, und. Die Liste könnte ich weiter führen. Nicht umsonst sagt man auch: Fußball ist wie das wahre Leben. Da ist was dran.