Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 06. September 2023, 11:23
(bisher 146x aufgerufen)

Stubenhocker, Streamer, Selbstbemitleider

von  Dieter_Rotmund


Ich muss doch mal was anmerken, ich bin ja nun doch hier schon eine ganze Weile - um nicht zu sagen viele Jahre - unterwegs: Auf kV legen zwar viele User Seelenstrip-Teases und veritable Nabelschauen hin, aber kaum jemand reflektiert literarisch auf das, was ihn oder sie direkt umgibt. Aus der Burg-Wanderung vom Wochenende eine nette, kleine Erzählung machen, die man fktional etwas aufpeppt? Davon berichten, wie das Volk auf einem Volkslauf lief und was es dort zu sehen gab? Kurioses aus Schaufenstern beschreiben? Einen gemachten Restaurantbesuch grotesk überzeichnen? Rockkonzertbesuche mit zig METAL BANDS und dem ganzen Drumherum? ..oder einfach nur kurz davon erzählen, wie der letzte Kinobesuch war? ...aber das alles hätte ja bedeutet, dass man vor der Tür gegangen ist und seine Umwelt bewusst wahrgenommen hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette: Macht aber bei KV kaum einer.
Stattdessen: Empörungstexte, die nichts weniger als die Wahrheit für sich beanspruchen und hermetische Gedichte, auf die sich naturgemäß keiner einen Reim machen kann.
Nun, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Aber seltsam ist es
dennoch. Ich fürchte, hier vergammeln regelreicht einige in ihren Kellern, vor ihrem Computern. Sie nehmen nur noch war, was über das Internet zu ihnen dringt. Der Rest muss draußen bleiben. Warum?
Sehr viele suhlen sich dann offenbar in einer Art Opferrolle und sagen, sie können nicht anders - und die entsprechenden Texte dazu taugen meist nichts, was keine Überraschung ist. Seit Dostojewski dies mit Aufzeichnungen aus dem Kletterloch gemacht har, muss man davon keine weiteren Texte lesen - es ist durch. 
Und was haben diese kV-Texte, dieses ewige Gejammer, noch mit Literatur zu tun? Es wäre ja nicht so schlimm, wenn das ein oder zwei Texte am Tag wäre, aber gefühlt sind es 90 Prozent. Das finde ich beängstigend. Liebe kVler, das Ende der Welt ist nicht nahe.

Auf einem schönen Filmfestival gesehen:

Alaska (D 2023 ? ...ist so neu, hat noch keinen imdb-Eintrag!). Ein halber Christian-Petzold, was durchaus als Kompliment gemeint ist. Die Figuren(-Zeichnungen) und ihre Ängste, Stärken und Motive sind schon sehr gut ausgearbeitet. Indes, dem Film fehlt es an wenig an Rhythmus und könnte auch etwas dichter geschnitten sein. Kanu-Fans kommen auf ihre Kosten. 

Die Amitié (D 2023). Ganz stark, sehr bedrückend, bester Film, denn ich bis zu diesem Zeitpunkt dieses Jahr auf diesem Festival gesehen habe! Mit leichten Science-Fiction-Elementen, könnte man sagen. Wow.

Mord oder Watt, (D 2023? ... ebenfalls so neu, dass er noch keinen imdb-Eintrag hat!) Nun, eine ganz durchschnittliche Krimikomödie, angesiedelt in Norddeutschland. Mit Oliver Mommsen (Tatort) und Ulrike Tscharre, die ich gerne sehe. Im Open Air Bereich des Festivals gesehen, bei besten Spätsommerwetter. Schön.

Sachertorte (D/AUT 2022), Amazon-Primel-Produktion. Konventionelle Liebesgeschichte im neuen "Gwand", könnte man sagen. Mir persönlich zu glatt, aber leidlich unterhaltsam.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Terminator (41)
(07.09.23, 00:31)
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 Judas meinte dazu am 07.09.23 um 10:19:
Guter Kommentar.

 Quoth antwortete darauf am 07.09.23 um 17:06:
Gute Kolumne, guter Kommentar.

 eiskimo schrieb daraufhin am 07.09.23 um 17:53:
Dem schließe ich mich an. Es werden zu viele politische Fronten aufgebaut und zu oft persönliche Animositäten ausgetragen. Was wirklich Witziges kommt selten..

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 07.09.23 um 18:37:
Ja, Terminator beschreibt es recht treffend, fürchte ich.



Nun, die meisten KVler verstehen sich als Literaten, nicht als Banalblogger. Das bedeutet dann auch, dass die meisten aus irgendeiner Art Leidensdruck schreiben.
Literaten sehe ich hier kaum, ich selbst verliere hier auch die Lust über Literatur zu diskutieren - weil kaum einer Interesse daran hat. Statt über den Text wird über das Thema des Textes wild diskutiert - mit Literatur hat das nichts zu tun.



Die Frage, was der Leser mit schlechten aus Leidensdruck entstandenen Texten anfangen kann, erübrigt sich damit, dass ansonsten von denselben Autoren gar keine Texte entstanden wären.

Das sehe ich nicht so. Ich bin dafür, lieber nichts hier schlampig reinzurotzen. Literatur hat Sorgfalt, wenigstens etwas Mühe verdient. So doofe Sprüche wie (Besp.) "Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten" sind einfach mir unterste Schublade.


In den letzten 10 Jahren hat sich, mit kräftiger Unterstützung von Graeculus und toltec-head, sogar der Schwerpunkt von der Nabelschau zur sachlichen Diskussion verschoben (herrlich war z.B. die gleich in Toltecs erstem KV-Jahr von ihm angestoßene Menstruationslyrik-Debatte).
Naja, ich weisss nicht....
Kaum einer will darüber reden, wie man ein Projekt in die richtige Form gießt, viele schreiben offenbar einfach darauf los, ohne Sinn, Ziel und Zweck.

Die Politisierung aller Lebens- und Literaturbereiche und die ermüdende Unermüdlichkeit der Trolle sind das Hauptproblem hier in letzter Zeit. Die miese allgemeine Stimmung kommt durch politische Streitereien. Da haben sich zu viele Leute in ihre Ressentiments und Feindbilder verbissen, 
Ich frage mich: Gibts es keine passendere Foren für dieses Querdenker vs. Vernünftige-Geplapper?




Antwort geändert am 07.09.2023 um 18:40 Uhr

 FrankReich (07.09.23, 15:45)
Biologisch

Ein Schmetterling fiel über Posen
halbtot nach drei Metamorphosen
mit seinem Gesäß
ins erste Gefäß.
Seitdem lebt sein Volk auch in Dosen.

👋😉

 Mondscheinsonate (07.09.23, 17:24)
"Nur noch war"? Dein Ernst?
Glashaus. 
Der Millionenerfolg dieser Art der Literatur lässt folgendes folgern: Lass jeden so wie er will, nimm's Besle und kehre. Deine Ergüsse sind auch nur deine Meinungen, erzählen uns keine Geschichten. Eigentlich nie. Will man Literatur lesen, liest man ein Buch. Schöne Gedichte findet man hier allerdings täglich.
Daniel (50) ergänzte dazu am 07.09.23 um 18:13:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 07.09.23 um 18:42:
(wahrnehmen) Sorry, den Kolumentext an sich kann man nachtträglich nicht korrigieren, bitte beim Webmaster beschweren, ist dessen blöde Idee....

 Mondscheinsonate meinte dazu am 07.09.23 um 18:42:
Geh bitte, Daniel, Dieter hat noch nie etwas gemalt oder gezeichnet mit Worten, wirklich noch nie. Die Innenwelt hat auch ihre Daseinsberechtigung, genauso wie Wald, Flur und Heide, um wieder sachlich zu sein. Wenn etwas gut erzählt ist, lese ich es auch gerne, obwohl das Thema nicht interessiert. Gerade eben dachte ich:"Ich gehe nicht konform, aber plastisch erzählt." Das ist eine Kunst, die können nicht viele.
Daniel (50)
(07.09.23, 22:39)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.09.23 um 09:53:
Nun ja, man macht sich halt ein Bild. Urteilen würde ich das nicht nennen.
Daniel (50) meinte dazu am 11.09.23 um 10:18:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.09.23 um 11:13:
Ja. Bitte bedenke: Hier wird auch viel gelogen, was die eigene Person betrifft und dieser seltsame SuperAnonym-Status wird immer beliebter.
Daniel (50) meinte dazu am 11.09.23 um 11:57:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 13.09.23 um 14:55:
Ich trat hier einst mit Klarnamen und Klarberuf auf. Aber dann wurde ich auf Xing damit angepöbelt und dieses "Du als XY müsstest eigentlich wissen...", das so überheblich, doof und abstoßend, das möchte ich nicht mehr lesen. (Wo bei es praktisch fast völlig egal ist, wofür "XY" steht!).
Und diese Wiedergänger, die können mir erst recht gestohlen bleiben. Weg mit ihnen!

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 17.09.23 um 10:43:
Schön, dass sich so viele an der Diskussion beteiligt haben, aber möchte niemand schreiben, welche Filme (wann auch immer) er/sie/es sah? Ansonsten würde ich ja recht behalten: kV ist voller Stubenhocker, Streamer und Selbstbemitleider!
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