Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 25. Januar 2024, 14:36
(bisher 79x aufgerufen)

Perfect Days

von  Dieter_Rotmund


Was macht deinen perfekten Tag aus? Die meisten KV-User werden auf diese Frage eher verbittert reagieren - Aber ich meine die Frage ganz ehrlich.
Die Gleichförmigkeit der Hauptfigur aus Perfect Days hat etwas für sich. Es stellt sich im Film eher die Frage nach einem besten Alltag als nach irgendwelchen persönlichen Highlights.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (76)
(01.02.24, 13:39)
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 Beislschmidt meinte dazu am 01.02.24 um 14:38:
Ich meine das jetzt ironisch und nicht böswillig oder rechthaberisch ... ähm ...

eher verbittert reagieren - Aber ich meine die Frage gan
Nach einem Gedankenstrich oder Halbgeviertstrich, geht es in aller Regel klein weiter. 

Newohr? :D :( :D
Mir isses wurscht, sachsjanur.

Antwort geändert am 01.02.2024 um 14:38 Uhr

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 01.02.24 um 18:31:
Schön, dass meine Kurz-Kolumne so viel Interesse geweckt hat.
Graeculus (76) schrieb daraufhin am 01.02.24 um 19:29:
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Dieter Wal (58) äußerte darauf am 16.02.24 um 18:55:
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 BeBa (11.02.24, 23:03)
Ich habe den Film vor einer Woche gesehen. Ein Muss für mich als Japan-Fan. Wim Wenders hat hier meiner Ansicht nach einen großartigen Film gedreht und Koji Yakusho ist ein wunderbarer Schauspieler, der die Rolle phantastisch gespielt hat.
Was macht einen perfekten Tag aus? Das ist sicherlich sehr subjektiv und die wenigsten hier würden das, was der Protagonist jeden Tag lebt, als "perfect day" ansehen. Im Film wird die japanische Philosophie des "Wabi Sabi" wunderbar umgesetzt. Selbstverständlich spielt hier auch den Zen eine Rolle. Wie Graeculus schreibt, ist für den Prot durchaus das Fahren zur Arbeit, die Musik im Auto, aber auch die Arbeit selbst befriedigend, Glück für ihn. Er lebt im Hier und Jetzt, und da ist er glücklich. Doch er kann auch unglücklich sein, und das wird ebenfalls im Film gezeigt.

Ich habe auch ein Interview mit Wim Wenders über diesen Film gesehen, und seine Aussagen dort bestätigen meine Worte, würde ich sagen. Ihn fasziniert dieses Leben der Japaner im Hier und Jetzt und das "Talent" der Japaner,die Schönheit kleiner Dinge (wie etwa die kleinen Pflänzchen, die vielleicht mal Bäume werden) zu sehen und sich daran zu freuen.

Besonders beeindruckend fand ich diesen Gegensatz: zum einen die große Stadt Tokyo, in der jeder funktionieren muss, was der Prot ja auch tut, und zum anderen die eigene kleine Welt des Prot, in der er einfach für sich und "vor sich hin" glücklich sein kann. 

Man muss aber bedenken, dass der Prot zwar, wie die Gesellschaft es erwartet, seiner Arbeit nachgeht und diese "perfekt" erledigt, ansonsten aber ein Außenseiter ist, in der Gesellschaft nicht unter Beobachtung steht oder ausgestoßen ist, wie man in den Szenen mit der Schwester sehen kann. Es ist also die Freiheit des Außenseiters, die er sich (untypisch eigentlich für Japan) nimmt, und diese ermöglicht ihm sein Glück. Ich glaube, er weiß, dass er, wenn er sich anpassen würde, nicht glücklich sein kann. Wenn er sich aber nicht anpasst, bleibt er ein Ausgestoßener. Er hat sich entschieden.

Ich werde mir diesen Film definitiv noch mehrfach anschauen, denn es dürften immer wieder neue Dinge zu entdecken sein. Sonst wäre es kein Wenders-Film.  ;)
Dieter Wal (58) ergänzte dazu am 11.02.24 um 23:13:
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Graeculus (76) meinte dazu am 11.02.24 um 23:41:
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 BeBa meinte dazu am 11.02.24 um 23:50:
@Dieter,
gute Empfehlung von Graculus. Man muss solch ruhige japanische Filme natürlich mögen.

 BeBa meinte dazu am 11.02.24 um 23:56:
@Graeculus,

tatsächlich gibt es das "Ich", dieses EGO im Japanischen so nicht. Je nach Situation gibt es verschiedene Wörter. Und du sagst es ja schon, es ist mal das Ich als Arbeitnehmer, dann in der Familie etc. Vielleicht kann man sagen, dass das jeweilige Ich-Wort, das verwendet wird, die Rolle repräsentiert, die im Kontext gerade gespielt wird. 
Ich finde sehr interessant, dass man über die japanische Sprache sehr viel über die Kultur, Lebnsform und Philosophie Japans lernen kann, natürlich auch umgekehrt.

Ich glaube trotzdem gar nicht mal, dass er so unjapanisch ist. Er lebt ja eigentlich die japanische Philosophie (Zen, Wabi Sabi etc.) und ist damit vielleicht "japanischer" als z.B. seine Schwester oder deren Ehemann, die vermutlich ein Leben leben, so wie wir es im Western kennen.

Antwort geändert am 12.02.2024 um 00:07 Uhr

Antwort geändert am 12.02.2024 um 00:07 Uhr
Graeculus (76) meinte dazu am 12.02.24 um 00:13:
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Graeculus (76) meinte dazu am 12.02.24 um 00:16:
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 BeBa meinte dazu am 12.02.24 um 00:32:
@Graeculus,

Zen ist nicht auf Kloster und Mönche begrenzt, Zen lebt und ist überall in Japan zu finden.
Aber ich weiß, was du meinst. Japan unterscheidet sich heute ja nicht mehr so sehr von der "westlichen" Welt. Junge Japaner essen Fastfood, leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit etc. So gesehen ist der Prot im Film schon ein Exot.
Ein "ungewöhnlicher Japaner" ist er mit Sicherheit im modernen Japan. 

Die Szene mit der Schwester und ihrem Ehemann hat mich stark beeindruckt. Hier begegnen sich die alte Kultur Japans (Prot) und das moderne Japan (Schwester). Ich fand diese Szene ganz stark, wie die Gefühle der Schwester, die sie sich doch verkneifen muss, dazu der ungeduldige Ehemann. Und nicht zuletzt die Nichte, die das Gefühl des Onkels der Kälte im Leben ihrer Mutter vorzieht.

Antwort geändert am 12.02.2024 um 00:57 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 21.02.24 um 12:43:
Meine Begleiterinnen stritten lebhaft darum, ob die Hauptfigur des Films ein glückliches Leben führt.
Ich denke, auf diese Frage läuft es auch hier in diesem Diskussionsstrang hinaus...

 BeBa meinte dazu am 24.02.24 um 00:29:
Moin Dieter,

gut, dass du diesen hervorragenden Film hier ansprichst.

Was ist Glück und was ist ein glückliches Leben? 

Ich würde hier eher von Zufriedenheit sprechen, besonders vor dem Hintergrund, dass die Kulisse Japan ist. Meines Erachtens ist der Protagonist zufrieden mit seinem Leben, mit dem Leben in seiner kleinen Welt, die aus Aufstehen und Schlafengehen, aus Arbeit und Pause im Park, aus der Pflege von pflanzlichen Ablegern etc. besteht. Und er ist zufrieden mit der Gesellschaft seiner kleinen Welt, der Kneipe, dem Kollegen und (Toiletten)kunden usw.
In der größeren, fremden, unpersönlicheren Welt allerdings, die ihn nicht nimmt, wie er ist, sondern von ihm Anpassung an ihre Gepflogenheiten erwartet, ist er nicht mehr in Frieden oder zufrieden, sondern aufgewühlt und vermutlich unglücklich.

So sehe ich diesen Film. Und das Beste an dem Film finde ich, dass hier ein Toilettenreiniger gezeigt wird. Toilettenreiniger! Da ist doch die erste Reaktion: Wie kann ein Toilettenreiniger glücklich oder zufrieden sein.  Ich glaube, der Film gibt die Antwort darauf, oder nein: Er deutet sie an, man muss sie sich beim Schauen des Films erfühlen.

Antwort geändert am 24.02.2024 um 00:33 Uhr
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