Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 26. März 2012, 20:55
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Sammelwut

von  AlmaMarieSchneider


Wer kennt sie nicht, die eifrigen Sammler und Sammlerinnen. Wer jedoch solch ein Exemplar in seiner Familie hat, neigt eher zum Stöhnen.
Schon eine umfangreiche Fingerhutsammlung bringt jede Hausfrau um den Verstand. Handelt es sich um sperrigere Gegenstände, die sich in Kellern und Garagen stapeln, wird solch ein Hobby nicht selten zur Zerreisprobe für jede Ehe.
Oft staunt man nicht schlecht, was so alles gesammelt wird. Sammler berichten voller Stolz von ihrer umfangreichen Joghurtbechersammlung oder Bierdeckeln aus ganz Deutschland und von exotischen Bierflaschen.
Doch nicht immer bleibt es bei einer Sammelrichtung. Was oft mit einer kleinen Figur im Wohnzimmerschrank begann endet oft nach Jahren im totalem Messie - Chaos. Gesammelt wird zum Schluss alles was irgendwie noch brauchbar erscheint. Ein krankhafter Zwang hat den fröhlichen Sammler erfasst und von alleine wird er nicht mehr zurück finden. Eine Trennung von ihrer Sammlung empfinden solche Menschen als sehr schmerzhaft. Einen Überblick darüber haben sie nicht mehr.
Studien haben ergeben, dass 40% der vom Messie - Syndrom betroffenen Menschen aus der gebildeten Schicht kommen. Lehrer, Ärzte, Informatiker usw. Es handelt sich also keineswegs um eine gesellschaftliche Schicht, die aus sozialer Not ihr Zuhause zu einer für Außenstehende erscheinende Müllhalde umfunktionieren.
Doch wie hilft man solchen Menschen, wenn man bemerkt unter welchen Umständen sie leben? Sie selbst kapseln sich privat vollkommen ab, lassen niemand in ihre Wohnung und trifft sie ein medizinischer Notfall, vermeiden sie es den Notarzt zu rufen.
Im Sommer, es war unerträglich heiß, bat mich eine Frau am Supermarkt um Hilfe. Sie war blass, kalter Schweiß rann ihr von der Stirn. Mangels Handy wollte ich einen Passanten bitten den Notarzt zu rufen, doch sie lehnte ab, wollte nur noch nach Hause gebracht werden. Ich lud ihre Einkäufe ein und die Frau, der es immer schlechter ging und brachte sie nach Hause. Sie lebte im vierten Stock ohne Aufzug. Meine Sorge um ihr Leben nahm von Treppe zu Treppe so zu, dass ich ihr anbot von ihrem Festnetz aus nun doch den Notart zu rufen. Die Hitze und der zunehmende fürchterliche Geruch setzten mir zu. Im vierten Stock angekommen, öffnete sie nicht die Tür. Sie sagte nur: „hier kann niemand mit herein“. Sie wartete bis ich gegangen war.

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