Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Road To Munich – Champions League oder: Finale.
von Lala
Road To Munich – Champions League oder: Finale.
Gestern war Halbfinale. Champions League. Die Besten der Besten der Besten, genauer gesagt die vier Besten der usw. usw. usf. also Barcelona, Bukarest, Göteborg und Anderlecht.
Bitte? Stimmt nicht? Das war 1986 und zwar am 16.April, aber nicht gestern! Stimmt. Das waren noch Zeiten. Als Göteborg Barcelona 3:0 schlug und trotzdem im Elfmeterschießen ausgeschieden ist, aber Bukarest im Finale Barcelona im Elfmeterschießen bezwang. Das waren noch Zeiten als belgische Klubs es bis ins Halbfinale oder gar der HSV es bis ins Finale, ja sogar den Titel in der Königsklasse schafften. Legendär, wenn nicht sogar geil zu nennen, aber nunmehr? Leider vorbei.
Zwei Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hatte die Uefa den genialen Plan den Modus der Königsklasse zu ändern. Zu Gunsten eines Systems der mehr Vereinen aus den europäischen Spitzenligen, zumal denen mit der größten Publikumszugkraft, mehr Einnahmen, bessere Planungssicherheit und dem Publikum die ganz großen Spiele, die bis dato legendären Klassiker häufiger servieren sollte, statt sozialistisch riechender Beilagen wie Roter Stern Belgrad oder Dynamo Kiew im Halbfinale feilbieten zu müssen. Hat funktioniert. Nach zwanzig Jahren Champions League ist Schweden oder Belgien, Rumänien, Kroatien, Serbien und auch der einstmals nicht nur dem Namen nach königliche Fußballverband Hollands von der Landkarte der wahren Champions getilgt worden. Heute?
Heute ist Bayern gegen Real oder gegen Madrid, egal, Hauptsache Italien, so besonders und so selten oder so besonders wie das Spiel FC Bayern München gegen SV Werder Bremen oder gegen den BVB 09 Borussia. Der FC Bayern kommt sowieso immer und gegen einen von Beiden müssen sie auch antreten, meistens gegen Beide, und damit viermal im Jahr oder einmal in jeder Jahreszeit oder während der Unterbrechung der Werbung.
Besonders geht anders. Aber um das Besondere, um die Ausnahme von der Regel geht’s nicht. Im Gegenteil. Die Ausnahmen von der Regel die es in dieser Saison immerhin bis unter die besten Acht geschafft haben, der FC Basel aus der Schweiz und Nikosia aus Zypern, sind als solche entlarvt und „abgeschossen“ worden. Basel wurde sogar geradezu spielerisch oder märchenhaft mit Sieben auf einen Streich gedemütigt.
Dieses grandiose 7:0 entspricht der Betonierung und zunehmenden totalen Langeweile, die mit der Einführung der Champions League in den europäischen Fußball Einzug gehalten hat. Die CL zementiert Machtverhältnisse und fördert keineswegs den Thrill.
Beispiel: In den 19 Endspielen vor der Einführung der CL haben es 23 unterschiedliche Vereine aus 11 europäischen Verbänden bis ins Finale geschafft.
Seit der Einführung der CL bzw. die letzten 19 Endspiele sind von 17 unterschiedlichen Vereinen aus sieben verschiedenen europäischen Verbänden bestritten worden. Darunter schafften es gerade mal acht, sich wenigstens einmal für das Finale zu qualifizieren. Zuvor schafften es 14 Vereine einmal ins Finale zu kommen.
Kurzum: während vor der Einführung der CL Vereine wie Steaua Bukarest (2x), Malmö, Belgrad und Brüssel sich im KO Verfahren durchkämpfen konnten, geht es heute eigentlich nur um die Frage ob der AC oder Barcelona oder Real oder Manchester oder die Bayern ins Endspiel kommen. Schweden, Belgien oder Rumänien haben es als Verband nie wieder bis ins Finale geschafft.
Kurzum: Die Fußballfans, die sich für die CL erwärmen können, hätten wahrscheinlich auch damals Spaß daran gehabt, den DDR Meister zu tippen. Also geht mir weg mit diesem brechlangweiligen Gelddruckinstrument für fette Vereine, um noch fetter zu werden.
Da weist die Entwicklung des europäischen Vereinsfußballs seit 1990 über sich selbst hinaus, bzw. entwickelt er sich wie die Einkommen in Europa. Das letzte Prozent, also die Besten der Besten der Besten, die wir ja unbedingt präsentiert bekommen wollen, die wir unbesehen als Leistungsträger, Elite und Spitzen der Gesellschaft akzeptieren und jedes Jahr wie Dinner For One wiedersehen wollen, haben in den letzten zwanzig Jahren genauso überproportional profitiert wie die sogenannten Spitzenclubs. Mehr noch und selbst dann, als sie befürchten mussten ein Spiel oder Euros zu verlieren, fielen sie weich. Selbst als Dritter ist man Champion oder König. Darum sagt mir, was am achtzehnten Aufguss des Spiels ManU gegen FCB oder FCB gegen Barca oder gegen die Königlichen, an Joe gegen Joe oder Dynamo gegen Dynamo so spannend sein soll? So überraschend im Ergebnis?
Früher, als es von Beginn bis Ende im KO Verfahren ohne doppelten Boden oder staatliche äh verbandsinterne Rettung durch das Fallen in einen anderen Wettbewerb abging, das war vergleichsweise echte Markthärte. Heute ist dieser Quark so breitgetreten und so unerträglich wie die Mucke zu Beginn eines CL Spiels: "Die Besten, die Champions etc." plärrt es im Chor blechern aus billigen Lautsprechern und es nehmen selbst Viertplatzierte und sonstige Blechmedaillenträger teil. Aber es ist so teuer und schmeckt so billig wie der gepanschte Sektfusel in irgendeinem Ergo Vertreterpuff auf der Sauerlandlinie. Willkommen auf der „Road To Munich“.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Ob die DFL voller Neid darauf blickt? In der Bundesliga gibt es wohl immer häufiger Spiele wie Mainz gegen Hoffenheim, Freiburg gegen Fürth oder sogar Paderborn gegen Augsburg.
Ich erinnere mich an das sog. Hallen-Masters, das kurzerhand abgeschafft wurde, nachdem hintereinander die Spielvereinigungen aus Fürth und Unterhaching gewannen.
Von wegen von Amtswegen, Didi, und erst recht nicht mutiere ich zum Spanier wegen des immergleichen El Clasico auf internationaler Bühne, Jack. Früher war trotzdem nicht alles besser, aber die Durchlässigkeit war wesentlich besser und das lag nicht allein an der Verbannung der englischen Teams zwischen 85 und 92. Eigentlich hätte ich von Euch Fußballnasen erwartet, dass ihr mir das Fehlen der Engländer und die damit verbundenen statistischen Ungenauigkeiten beim Vergleich vorher, nachher unter meine nicht vorhandenen Stollen reibt.
Für mich steht jedenfalls fest, dass die CL es an Durchlässigkeit vermissen lässt. Ich könnte und hätte schreiben sollen: sie feudalisiert das System und sie ist andererseits, weil sie auch zweit, dritt und sogar viertplatzierte aufnimmt, verlogen. Real Madrid oder der nun schon zum Zweiten Mal gescheiterte FC B sind keine Champions. Madrid verspricht einer am Ende dieses Jahres zu sein, aber ent oder weder und nicht jein. Der amtierende finnische Meister ist mehr Champion als Madrid, Bayer oder gar, Oh Graus!, Schalke. Das ist Brei. Ent oder Weder. Das KO Verfahren von Beginn an und die gnadenlose Qualifizierungshürde - nur die Nummer Eins, den Meister, den Besten und nicht "die Nummer Einsen" - nur ein solches Verfahren verdient den Namen Königsklasse.
Borussia M`Gladbach wird nächstes Jahr in der Königsklasse spielen. Neben Schalke. Und Bayern. Drei Loser um die Krone. Könige? Sehen anders aus bzw. bin und bleibe ich an diesem Punkt mittelalterlich. Weshalb ich auch die Symbolik des Boxens schätze. Die Nummer Eins hat den Gürtel, die Krone, das Zepter der Nummer Eins. Jeder weiß das, aber trotzdem wird diese Insignie der Macht demonstrativ vorgezeigt, damit wir dem Träger, dem Besitzer huldigen und die Tragweite des Geschehens verstehen. Großartig.
Aber mit welcher Krone marschiert nächstes Jahr Gladbach in die Arena des serbischen Meisters ein? Mit einer Vier? Wie ein süßes Rundennummerngirl? Das ist albern. Das ist nicht Champions League. Das ist Scheiße. Das hat der serbische Meister nicht verdient, auch nicht in der ersten Runde. Den Kampf wird er trotzdem verlieren, aber dennoch nicht wissen, was er außer einer Vier - ausreichend - hätte gewinnen können. Und dann frage ich mich um was es bei einem Duell zwischen Chelsea und Schalke nächste Saison in der Liga der Champions gehen soll? Wer blauer ist? Wer der bessere Schlumpfkönig ist? Das ist doch albern. Das ist doch Verarsche. Das ist des Kaisers neue Kleider. Das ist Uefa Cup, der so tut, als hätte er Titelträger, Gürtel oder gar Eier. Nüscht ist.
Aber was rede ich? Die Verarsche läuft allenthalben und auf allen (Fußball)Feldern. Es läuft so gut, dass man als junge Republik nach der ersten erfolgreichen Revolution auf keine andere Idee kommt, als das Sinnbild des Feudalismus im Herzen der Hauptstadt wieder aufzubauen: eiin Schloss. Forever Number One, sei es FC B oder CL.
Daher verstehe ich nicht, warum dieser "Wettbewerb" überhaupt noch ein Thema ist?! Warum nicht live&vor Ort zum Sonntagspiel auf den Sportplatz um die Ecke? Sicherlich sind die Antritte und die Technik nicht so doll wie bei Ronaldo oder so, aber es ist echt.