Der Geist

Kurzprosa zum Thema Andere Welten

von  Sanchina

Ich war nicht allein. In der Dunkelheit konnte ich nicht sehen, wer sich herbei schlich, aber ich hörte die leisen Schritte. War es ein Mensch oder ein Tier? Ich vernahm das vorsichtige Auftreten und das leicht sclurfende Geräusch, das entsteht, wenn dich die Sohle sacht vom Fußboden löst. Tapp-schlurf-tapp-schlurf ... Ich erlahmte, als die Schritte mir immer näher kamen. Ich war so träge, dass ich nicht einmal das Licht einschalten konnte.  Ich atmete so leise wie möglich, lauschte angespannt und harrte bewegungslos aus. Tapp-schlurf-tapp-schlurf … Dann roch ich Schweiß. War es mein eigener oder der des Eindringlings? Der Vorhang bewegte sich leicht, wie von einem Windhauch berührt, wurde aber nicht zur Seite geschoben. Die Straßenlaterne vor dem Fenster spendete nur diffuses Licht. Ich ahnte die Gestalt jetzt unmittelbar neben mir und hörte auch keine Schritte mehr. Und dann doch wieder das Tappen, das Schlurfen … Entfernte sich die Gestalt wieder von mir?

NEIN! Eine hagere Hand griff nach meinem Arm. Die entsetzliche Angst, die mich durchrann, kristallisierte sich in meiner Kehle zum schrillen Schrei.

Mein Mann knipste das Nachtlicht an und fragte mich: „Was hast du denn geträumt?“

Ich wusste es nicht mehr.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.03.19)
" sclurfende"?

 AZU20 (11.03.19)
Gut, dass Du es dennoch aufschreiben konntest. LG

 EkkehartMittelberg (11.03.19)
Hallo Sanchina,
packend geschrieben. Aber ich würde den letzten Satz streichen, weil man sich fragt, weshalb dir der Traum wieder eingefallen ist.
LG
Ekki
princess (68)
(11.03.19)
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princess (68) meinte dazu am 11.03.19:
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 Regina (28.03.19)
ein kurzer, packender Prosatext.

 FrankReich antwortete darauf am 03.04.20:
Das finde ich auch und wenn er 4 Wörter mehr aufweisen würde, wäre es sogar ein Doppeldrabble.

Ciao, Frank
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