Sie sagt: "Wenn Abschied wie Sterben ist, ist Sterben wie Abschied. Auch der kleine Tod ist wie Abschied. Oder besser - ist Abschied."
Es ist so: Nach ihrem Orgasmus sackt sie unter mir in sich zusammen; etwas bricht; sie schluchzt und wimmert und windet sich, ihr Atem im gleichen Stakkato wie meine Stöße, eine bis in die Haarspitzen vibrierende Ansammlung neuronaler Überreizung, bebend, keuchend, irgendwie flirrend in ihrer Präsenz, ein paar Sekunden lang - und genau diese paar Sekunden lang könnte man ihr Wesen vollends erfassen, ihre Seele sehen, wären ihre Augen nicht geschlossen.
Man sieht: Wenn sie die Augen wieder öffnet, ist der Blick verklärt, fällt in mich, hinter mich und durch mich hindurch und das vage, nur an den Mundwinkeln zu erahnende Lächeln, ruft in mir ein weiteres Mal leises Bedauern hervor, denn ich weiß, wenn sie die Klarheit erneut im Blick hat, wird sie mir wieder etwas fremder.
Ich frage mich nicht mehr: Nimmt sie Abschied von sich, der Welt - oder nur von mir?
