Ich trage meinen Blick heute verträumt. Sanft gleitet er über alles was er streift. Ganz zart, so als würde eine Hand ein altes, antikes Klavier mit Ehrfurcht streicheln. Mein Herz halte ich weich und offen, ausgestattet mit einem Gefühl der Liebe für alles was mir begegnet. Heute hab ich Frieden geschlossen, Frieden mit mir und meiner Umwelt. Es gelingt mir sogar, Verständnis für Dinge und Menschen aufzubringen, die mich vorher zur Weißglut trieben. Doch heute nicht. Nein, nicht heute. Heute ist ein besonderer Tag. Heute sehe ich dich. Alles schöne wird noch schöner, alle Sinne stehen auf Empfang, um all das zu erhaschen, was Freude bereiten könnte. Dort, der kleine, singende Vogel auf dem Baum, hier das betörend duftende Veilchen im Garten. Alles in mir ist friedlich, harmonisch, ja fast magisch. Manchmal fühlt man sich wie Alice im Wunderland. Es scheint als würde ich eine Brille absetzen, diemeinen Blick trübte, und nun alles sichtbar wird, was doch längst schon immer um mich herum war, ich aber einfach übersah.
Mit unserer Wahrnehmung verwandelt sich unsere Umwelt. Eigentlich ist das Paradies genau unter unseren Füssen, wir stehen mittendrin. Man darf seinen Blick nur nicht trüben lassen, nicht ablenken lassen, vom Schönen und Guten. Und je mehr wir uns darin vertiefen umso mehr werden wir sie erkennen, die Herrlichkeit in allem. Ich habe sie gesehen, heute, deshalb trage ich meinem Blick verträumt, deshalb durchströmt mich ein wohltuendes Glücksgefühl. Heute trägt die Welt ihr Festtagskleid nur für mich. Das tut sie immer für Verliebte.