Lautloses Sterben ...

Bild zum Thema Gefühle

von  Triton

Mit ausgefahrenen Fühlern lenke ich meine Schritte durch die Menschen, zufällige Begegnungen, so viele jeden Tag. Kaum ein Lächeln zu erkennen in irgend einem Gesicht, und wenn doch, so ist es fest reserviert. Meine zaghaften Versuche, zuerst irgend jemandem ein Lächeln zu schenken und damit ein weiteres zu erobern enden mit beiseite gedrehtem Kopf oder grimmigem Blick der zu fragen scheint: "Was will der bloß von mir?"
Nur keine Gefühle zeigen, die könnten mißverstanden werden.
Gefühle? Ja, ich spüre sie um mich herum, allgegenwärtig, doch scheinen sie losgelöst zu sein, verloren und nicht wieder gefunden.
Woran liegt das nur? Sind sie vielleicht unsichtbar, wurden sie verlegt, sind sie Euch aus der Tasche gerutscht, war kein Platz mehr zwischen Handy, MP3-Player, Lippenstiften, Geldbörsen und anderem Krimskrams? Mehrere Möglichkeiten von so vielen weiteren.
Könnte ich meine Augen auf das Wahrnehmen von Gefühlen fokussieren, ich würde die meisten davon wahrscheinlich ganz schnell entdecken, oder wenigstens Fragmente davon, das, was von ihnen übrig geblieben ist, überall um mich herum, in Zäunen hängend, wohin der Wind sie geweht hat, festgetrampelt auf Wegen von unzähligen Schuhen, plattgewalzt auf Straßen von Breitreifen auf polierten, blitzenden Alufelgen.
Wie gut, dass dies ein lautloses Sterben ist, oder etwa doch nicht, würde es etwas ändern?
Ich habe noch welche, glaube ich zumindest, dennoch frage ich mich, wie viele von meinen eigenen schon dabei sind, auf der Strecke geblieben, weil sie nicht erkannt oder gewollt waren; könnte ich sie erkennen, sie vielleicht sogar reanimieren, sie retten? Fragen, auf die ich keine Antwort weiß, wohl niemals finden werde, doch nehme ich mir diese Gedanken zum Anlass, die verbleibenden Gefühle zu hüten wie einen wertvollen Schatz.
Vielleicht, zeige ich deswegen inzwischen so wenig davon, weil ich sie nicht auch noch verlieren möchte, sie das letzte sind, das meine Identität noch bewahrt!
Identität?
Inwieweit hast Du denn die Deine noch?

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(24.06.06)
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 Triton meinte dazu am 01.07.06:
Ich frage mich manchmal auch, ob das der Preis dafür ist, zum Außenseiter zu werden, ob es überhaupt der Grund dafür ist. Oder einfach Schicksal, denn auch wenn ich es weit von mir schiebe, dass es so etwas wie Schicksal gibt, scheint es mir das Gegenteil beweisen zu wollen. Danke und LG, Triton
kata (64)
(25.06.06)
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 Triton antwortete darauf am 01.07.06:
Ein gutes Beispiel, liebe Kata, nur nicht auffallen, als wäre man in Gefahr. Warum soll man sich immer nur nach anderen richten, noch dazu nach allen, das ist doch ohnehin aussichtslos. Lache, wenn Dir danach ist, in Deiner Dir eigenen Art, es mag auch welche geben, denen genau das gefallen würde. Das ist doch genau das, was zu so vielen Mißverständnissen führt, dass wir uns ständig verstellen sollen. LG, Triton
enomis (45)
(26.06.06)
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 Triton schrieb daraufhin am 01.07.06:
Es scheint sich auch niemand dagegen aufzubäumen, dass man sich verstellen soll, man fügt sich meist, weil es so anerzogen wurde, oder man sich dadurch in einer Erwartung belohnt sieht. Lachen ist dort noch häufiger, wo die Menschen weniger Materielles haben, weil man sich noch über Kleinigkeiten freuen kann. Einfach nur über Gesten, und nicht nur über Besitz, der davon geprägt ist, ihn wieder zu verlieren. GLG, Triton
AliseaAvery (32)
(07.07.06)
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 Triton äußerte darauf am 09.07.06:
Teilweise, Alisea, nur teilweise. Vieles resultiert nicht nur aus eigenen Erfahrungen, sondern auch aus Beobachtungen. Und ich bemühe mich, auch die Realität aus der anderen Perspektive zu erfahren, so gut es geht. Danke Dir und GLG, Triton
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